Es stand ein Baum im Norden, Ein schmucker Lindenbaum, In seinem Schutz verträumet Hab' ich so manchen Traum. Er stand in grünem Thale, Bot Vöglein jedes Jahr In seinen grünen Zweigen Die stille Wohnung dar. Er hat bei munterem Spiele Mich oft als Kind geschaut, Und hat herabgelächelt Auf meine süsse Braut. Und gab uns seinen Segen In stiller Maiennacht, Und hat so manche Stunde Bei unser'm Glück gewacht. Doch als mein Lieb gestorben, Da fielen Blatt auf Blatt Hernieder statt der Thränen Auf ihre Grabesstatt. Seit jenen trüben Tagen Eil' ich von Ort zu Ort: Der Lindenbaum im Norden Ist aber lang verdorrt.
Sechs Lieder , opus 20
by Richard Hering (1856 - 1943)
1. Jugendliebe  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by E. Röder
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]2. Ewige Liebe  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Es zieht ein weisses Segel Hinaus ins weite Meer; Mein Lieb ist fortgezogen, Und kehret nimmermehr. Soviel der Wasser rinnen Ins weite Meer hinein, Sie waschen nun und nimmer Das falsche Herz dir rein. Und kann dich doch nicht lassen, Und hab' nicht Rast, noch Ruh', Hab' dir mein Lieb' gegeben, Meine Treue all' dazu: Und willst du wiederkehren, Und heissest mich wieder dein, Ich will nicht fragen,noch zweifeln, Nur lieben, lieben allein; Will ruhen an deinem Herzen, Nicht sorgen und traurig sein, Ich will nicht fragen, noch zweifeln, Nur ewig lieben allein.
Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]3. Beim Fliederstrauch  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
"Vom Gartenbeete Schwand die Resede!" Schalt mich die Mutter: "Wo mag sie sein?" Bei Fliederstrauche, Im Abendhauche, Sagte der Hansel: "Ja Liesel, bist mein!" "Beim Abendläuten, Ich kann's nicht deuten, Springt sie vom Spinnrad auf und schaut!" Bei Fliederstrauche, Im Abendhauche, Sagte der Hansel: "Sei meine Braut!" Vom Spinnerädel Rennen die Mädel: Klingt's doch wie Hochzeitsglockenlaut?! Heut geht's zum Tanze, Im Sonntagsglanze! Heut wird die Lies mit dem Hansel getraut.
Authorship:
- by Max Geissler (1868 - 1945)
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]4. Ich sah zwei süsse Augen  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Ich sah zwei süsse Augen, So hold und wunderschön, Wie junge Rosenblüthen Auf luftigen Alpenhöh'n! Aus deinen Augen strahlte Ein Märchen wundersam, Dass mich bei seinem Anblick Ein Träumen überkam. Wohin ich nun auch schaue, Mir strahlt das Augenpaar, Ich kann es nicht vergessen, Denk' seiner immerdar. Es fliehet Ruh' und Frieden Aus meiner Lebensbahn: Ihr wundersüssen Augen, Habt mir ein Leid's gethan!
Authorship:
- possibly by J. F. Kanowsky
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Note: poet's name given in Hering score as "Kanowsky"Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
5. Mädchens erste Liebe  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
So hat noch [Niemand mit mir]1 gethan. An beiden Händen faßt' er mich an Und schaute mir in die Seele So unwiderstehlich, so tief herein, Als wollt' er spähn, ob ein Fältelein Ihm etwas noch verhehle. So hat noch Niemand zu mir gesagt. Was ich gejubelt, was ich geklagt, Das schläft nun in seinem Herzen. Drum [ist mir's]2 dadrinnen wie ein Traum: Ob ich's noch selbst bin, [ich weiß es]3 kaum, Mich blendet's wie Weihnachtskerzen. So [hat auch noch]4 Niemand mich geküsst, Nicht [Vater noch]5 Mutter am [heiligen]6 Christ. Ach, alle die Liebesgaben, Wie gäb' ich sie gerne den Kindern hin, So [selig und]7 fröhlich, so reich ich bin Darf ich den Einen nur haben!
Authorship:
- by Julius Waldemar Grosse (1828 - 1902), "So hat noch Niemand mit mir gethan"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Gedichte von Julius Grosse. In neuer, durchgesehener und vermehrter Auswahl, Berlin, G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1882, page 38.
1 Hering: "Niemand mir"2 Gluth: "ist's mir"
3 Gluth: "weiß ich"
4 Hering: "hat noch"
5 Gluth, Hering: "Vater, nicht"
6 Gluth, Hering: "heil'gen"
7 Gluth, Hering: "selig, so"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Johann Winkler
6. Die Liebe als Rezensentin  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Der Kuckuck hat ein einzig Lied [Auf]1 seinen Schatz erdacht, Das wird er nicht zu singen müd Von früh bis in die Nacht. Sein [Schätzlein]2 sitzt auf grünem Zweig Hört unermüdlich zu3, Und denkt, es singt im ganzen Reich Doch Keiner wie mein Kucku4.
Authorship:
- by Julius Karl Reinhold Sturm (1816 - 1896), "Die Liebe als Recensentin"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Love as a Critic", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
1 Schrecker: "Für"
2 Schreker: "Schätzelein"
3 Hering adds "Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!"
4 Hering adds "Kuckuck!".
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]