Stoppelfeld, die Wälder leer, Und es irrt der Wind verlassen, Weil kein Laub zu finden mehr, Rauschend seinen Gruß zu fassen. Kranich scheidet von der Flur, Von der kühlen, lebensmüden, Freudig ruft er's, daß die Spur Er gefunden nach dem Süden. Mitten durch den Herbstesfrost Schickt der Lenz aus fernen Landen Dem Zugvogel seinen Trost, Heimlich mit ihm einverstanden. O wie mag dem Vogel sein, Wenn ihm durch das Nebeldüster Zückt ins Herz der warme Schein Und das ferne Waldgeflüster! Hoch im Fluge übers Meer Stärket ihn der Duft der Auen; O wie süß empfindet er Ahnung, Sehnsucht und Vertrauen! Nebel auf die Stoppeln taut; Dürr der Wald - ich duld es gerne, Seit gegeben seinen Laut Kranich, wandernd in die Ferne. Hab ich gleich, als ich so sacht Durch die Stoppeln hingeschritten, Aller Sensen auch gedacht, Die ins Leben mir geschnitten; Hab ich gleich am dürren Strauch Andres Welk bedauern müssen, Als das Laub, vom Windeshauch Aufgewirbelt mir zu Füßen; Aber ohne Gram und Groll Blick ich nach den Freudengrüften, Denn das Herz im Busen scholl Wie der Vogel in den Lüften; Ja, das Herz in meiner Brust Ist dem Kranich gleich geartet, Und ihm ist das Land bewußt, Wo mein Frühling mich erwartet.
Drei Gedichte für 1 Singstimme mit Pianofortebleitung , opus 12
by Alexander Ritter (1833 - 1896)
1. Der Kranich  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Nikolaus Lenau (1802 - 1850), "Der Kranich", appears in Gedichte, in 4. Viertes Buch, in Vermischte Gedichte
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Peter Palmer) , "The crane", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La grue", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
2. Erklärung  [sung text not yet checked]
Herangedämmert kam der Abend, Wilder toste die Flut, Und ich saß am Strand, und schaute zu Dem weißen Tanz der Wellen, Und meine Brust schwoll auf wie das Meer, Und sehnend ergriff mich ein tiefes Heimweh Nach dir, du holdes Bild, Das überall mich umschwebt, Und überall mich ruft, Überall, überall, Im Sausen des Windes, im Brausen des Meers, Und im Seufzen der eigenen Brust. Mit leichtem Rohr schrieb ich in den Sand: «Agnes, ich liebe Dich!» Doch böse Wellen ergossen sich Über das süße Bekenntnis, Und löschten es aus. Zerbrechliches Rohr, zerstiebender Sand, Zerfließende Wellen, euch trau ich nicht mehr! Der Himmel wird dunkler, mein Herz wird wilder, Und mit starker Hand, aus Norwegs Wäldern, Reiß ich die höchste Tanne, Und tauche sie ein In des Ätnas glühenden Schlund, und mit solcher Feuergetränkten Riesenfeder Schreib ich an die dunkle Himmelsdecke: «Agnes, ich liebe Dich!» Jedwede Nacht lodert alsdann Dort oben die ewige Flammenschrift, Und alle nachwachsende Enkelgeschlechter Lesen jauchzend die Himmelsworte: «Agnes, ich liebe Dich!»
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Erklärung", appears in Buch der Lieder, in Die Nordsee, in Erster Zyklus, no. 6
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emma Lazarus) , "Declaration", appears in Poems and Ballads of Heinrich Heine, first published 1881
- ENG English (Charles Godfrey Leland) , appears in The works of Heinrich Heine, first published 1900
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Déclaration", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
3. Im Alter  [sung text not yet checked]
Der Frost hat mir bereifet Des Hauses Dach; Doch warm [ist mir's]1 geblieben Im Wohngemach. Der Winter hat die Scheitel Mir weiß gedeckt. Doch fließt das Blut, das rothe, Durch's Herzgemach. Der Jugendflor der Wangen, Die Rosen sind Gegangen, all' gegangen Einander nach. Wo sind sie hingegangen? In's Herz hinab. Da blühn sie nach Verlangen, Wie vor so nach. Sind alle Freudenströme Der Welt versiegt? Noch fließt mir durch den Busen Ein stiller Bach. Sind alle Nachtigallen Der Flur verstummt? Noch ist bei mir im Stillen Hier eine wach. Sie singet: Herr des Hauses! Verschleuß dein Thor, Daß nicht die Welt, die kalte, Dring in's Gemach. Schleuß aus den rauhen Odem Der Wirklichkeit, Und nur dem Duft der Träume Gib Dach und Fach. Ich habe Wein und Rosen In jedem Lied, Und habe solcher Lieder Noch tausendfach. Vom Abend bis zum Morgen Und Nächte durch Will ich dir singen Jugend Und [Liebesach]2.
Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), "Vom künftigen Alter", appears in Östliche Rosen, in 2. Zweite Lese, first published 1822
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- CHI Chinese (中文) [singable] (Dr Huaixing Wang) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , no title, copyright ©
- FIN Finnish (Suomi) (Erkki Pullinen) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Oestliche Rosen von Friedrich Rückert. Drei Lesen. Leipzig: F. A. Brockhaus. 1822, pages 272-274; and with Gesammelte Gedichte von Friedrich Rückert. Vierter Band. Erlangen, Verlag von Carl Heyder. 1837, pages 177-178.
Note: The poem was first published 1822 in Rückert's Oestliche Rosen where all the poems have no titles. In subsequent editions (Erlangen, 1837: Gesammelte Gedichte, Frankfurt a. M., 1868: Gesammelte Poetische Werke) this poem got the title Vom künftigen Alter and is printed in a different format: each two lines of the original poem have been combined into one single line, and the separation into stanzas has been abandoned.
1 Schubert: "ist's mir"2 Strauss: "Liebesweh"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull , Peter Rastl [Guest Editor]