Nun fortzugehn von alledem Verworrnen, das unser ist und uns doch nicht gehört, das, wie das Wasser in den alten Bornen, uns zitternd spiegelt und das Bild zerstört; von allem diesen, das sich wie mit Dornen noch einmal an uns anhängt – fortzugehn und Das und Den, die man schon nicht mehr sah (so täglich waren sie und so gewöhnlich), auf einmal anzuschauen: sanft, versöhnlich und wie an einem Anfang und von nah; und ahnend einzusehn, wie unpersönlich, wie über alle hin das Leid geschah, von dem die Kindheit voll war bis zum Rand –: Und dann doch fortzugehen, Hand aus Hand, als ob man ein Geheiltes neu zerrisse, und fortzugehn: wohin? Ins Ungewisse, weit in ein unverwandtes warmes Land, das hinter allem Handeln wie Kulisse gleichgültig sein wird: Garten oder Wand; und fortzugehn: warum? Aus Drang, aus Artung, aus Ungeduld, aus dunkler Erwartung, aus Unverständlichkeit und Unverstand: Dies alles auf sich nehmen und vergebens vielleicht Gehaltnes fallen lassen, um allein zu sterben, wissend nicht warum – Ist das der Eingang eines neuen Lebens?
Dingwelten-Weltdinge
Song Cycle by Andreas Birnbaum
1. Der Auszug des verlorenen Sohnes  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Der Auszug des verlorenen Sohnes"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Die Liebende  [sung text not yet checked]
Sieh, wie sie zueinander erwachsen: in ihren Adern wird alles Geist. Ihre Gestalten beben wie Achsen, um die es heiß und hinreißend kreist. Dürstende, und sie bekommen zu trinken, Wache und sieh : sie bekommen zu sehn. Laß sie ineinander sinken, um einander zu überstehn.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Die Liebenden"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Früher Apollo  [sung text not yet checked]
Wie manches Mal durch das noch unbelaubte Gezweig ein Morgen durchsieht, der schon ganz im Frühling ist : so ist in seinem Haupte nichts, was verhindern könnte, daß der Glanz aller Gedichte uns fast tödlich träfe ; denn noch kein Schatten ist in seinem Schaun, zu kühl für Lorbeer sind noch seine Schläfe, und später erst wird aus den Augenbrau'n hochstämmig sich der Rosengarten heben, aus welchem Blätter, einzeln, ausgelöst hintreiben werden auf des Mundes Beben, der jetzt noch still ist, niegebraucht und blinkend und nur mit seinem Lächeln etwas trinkend, als würde ihm sein Singen eingeflößt.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Früher Apollo", written 1906, appears in Frühe Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Leipzig : Insel-verlag, 1927, p.7
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4. Die Gazelle  [sung text not yet checked]
Verzauberte : wie kann der Einklang zweier erwählter Worte je den Reim erreichen, der in dir kommt und geht, wie auf ein Zeichen. Aus deiner Stirne steigen Laub und Leier, und alles Deine geht schon im Vergleich durch Liebeslieder, deren Worte, weich wie Rosenblätter, dem, der nicht mehr liest, sich auf die Augen legen, die er schließt, um dich zu sehen : hingetragen, als wäre mit Sprüngen jeder Lauf geladen und schösse nur nicht ab, solang der Hals das Haupt ins Horchen hält : wie wenn beim Baden im Wald die Badende sich unterbricht, den Waldsee im gewendeten Gesicht.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Die Gazelle", subtitle: "Antilope dorcas", appears in Neue Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Gesammelte Werke, Band III, Leipzig: Insel-verlag, 1929, p.45
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5. Letzter Abend  [sung text not yet checked]
(Aus dem Besitze Frau Nonnas) Und Nacht und fernes Fahren; denn der Train des ganzen Heeres zog am Park vorüber. Er aber hob den Blick vom Clavecin und spielte noch und sah zu ihr hinüber beinah wie man in einen Spiegel schaut: so sehr erfüllt von seinen jungen Zügen und wissend, wie sie seine Trauer trügen, schön und verführender bei jedem Laut. Doch plötzlich wars, als ob sich das verwische: sie stand wie mühsam in der Fensternische und hielt des Herzens drängendes Geklopf. Sein Spiel gab nach. Von draußen wehte Frische. Und seltsam fremd stand auf dem Spiegeltische der schwarze Tschako mit dem Totenkopf.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Letzter Abend", appears in Neue Gedichte, first published 1892
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Dernier soir", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
6. Eva  [sung text not yet checked]
Einfach steht sie an der Kathedrale großem Aufstieg, nah der Fensterrose, mit dem Apfel in der Apfelpose, schuldlos-schuldig ein für alle Male an dem Wachsenden, das sie gebar, seit sie aus dem Kreis der Ewigkeiten liebend fortging, um sich durchzustreiten durch die Erde, wie ein junges Jahr. Ach, sie hätte gern in jenem Land noch ein wenig weilen mögen, achtend auf der Tiere Eintracht und Verstand. Doch da sie den Mann entschlossen fand, ging sie mit ihm, nach dem Tode trachtend; und sie hatte Gott noch kaum gekannt.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Eva", written 1908
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Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]7. Delphine  [sung text not yet checked]
Jene Wirklichen, die ihrem Gleichen überall zu wachsen und zu wohnen gaben, fühlten an verwandten Zeichen Gleiche in den aufgelösten Reichen, die der Gott, mit triefenden Tritonen, überströmt bisweilen übersteigt; denn da hatte sich das Tier gezeigt: anders als die stumme, stumpfgemute Zucht der Fische, Blut von ihrem Blute und von fern dem Menschlichen geneigt. Eine Schar kam, die sich überschlug, froh, als fühlte sie die Fluten glänzend: Warme, Zugetane, deren Zug wie mit Zuversicht die Fahrt bekränzend, leichtgebunden um den runden Bug wie um einer Vase Rumpf und Rundung, selig, sorglos, sicher vor Verwundung, aufgerichtet, hingerissen, rauschend und im Tauchen mit den Wellen tauschend die Trireme heiter weitertrug. Und der Schiffer nahm den neugewährten Freund in seine einsame Gefahr und ersann für ihn, für den Gefährten, dankbar eine Welt und hielt für wahr, dass er Töne liebte, Götter, Gärten und das tiefe, stille Sternenjahr.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Delphine", written 1907, appears in Frühe Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, rainer-maria-rilke.de/090004delphine.html
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8. Der Tod der Geliebten  [sung text not yet checked]
Er wußte nur vom Tod was alle wissen: daß er uns nimmt und in das Stumme stößt. Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen, nein, leis aus seinen Augen ausgelöst, hinüberglitt zu unbekannten Schatten, und als er fühlte, daß sie drüben nun wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten und ihre Weise wohlzutun: da wurden ihm die Toten so bekannt, als wäre er durch sie mit einem jeden ganz nah verwandt; er ließ die andern reden und glaubte nicht und nannte jenes Land das gutgelegene, das immersüße - Und tastete es ab für ihre Füße.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Der Tod der Geliebten", appears in Der neuen Gedichte anderer Teil, first published 1908
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "La mort de l'estimada", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "The death of the beloved", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "La morte dell'amata", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1997, pages 507-508.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
9. Die Marien‑Prozession  [sung text not yet checked]
Aus allen Türmen stürzt sich, Fluss um Fluss, hinwallendes Metall in solchen Massen als sollte drunten in der Form der Gassen ein blanker Tag erstehn aus Bronzeguss, an dessen Rand, gehämmert und erhaben, zu sehen ist der buntgebundne Zug der leichten Mädchen und der neuen Knaben, und wie er Wellen schlug und trieb und trug, hinabgehalten von dem ungewissen Gewicht der Fahnen und von Hindernissen gehemmt, unsichtbar wie die Hand des Herrn; und drüben plötzlich beinah mitgerissen vom Aufstieg aufgescheuchter Räucherbecken, die fliegend, alle sieben, wie im Schrecken an ihren Silberketten zerrn. Die Böschung Schauender umschließt die Schiene, in der das alles stockt und rauscht und rollt: das Kommende, das Chryselephantine, aus dem sich zu Balkonen Baldachine aufbäumen, schwankend im Behang von Gold. Und sie erkennen über all dem Weißen, getragen und im spanischen Gewand, das alte Standbild mit dem kleinen heißen Gesichte und dem Kinde auf der Hand und knieen hin, je mehr es naht und naht, in seiner Krone ahnungslos veraltend und immer noch das Segnen hölzern haltend aus dem sich groß gebärdenden Brokat. Da aber wie es an den Hingeknieten vorüberkommt, die scheu von unten schaun, da scheint es seinen Trägern zu gebieten mit einem Hochziehn seiner Augenbraun, hochmütig, ungehalten und bestimmt: so dass sie staunen, stehn und überlegen und schließlich zögernd gehn. Sie aber nimmt, in sich die Schritte dieses ganzen Stromes und geht, allein, wie auf erkannten Wegen dem Glockendonnern des großoffnen Domes auf hundert Schultern frauenhaft entgegen.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Die Marien-Prozession", subtitle: "Gent", written 1907, appears in Frühe Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, rainer-maria-rilke.de/080067marienprozession.html
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10. Archäischer Torso Apollos  [sung text not yet checked]
Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt, darin die Augenäpfel reiften. Aber sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber, in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt, sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug der Brust dich blenden, und im leisen Drehen der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen zu jener Mitte, die die Zeugung trug. Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz unter der Schultern durchsichtigem Sturz und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle; und bräche nicht aus allen seinen Rändern aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Archaischer Torso Apollos"
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte. Der Neuen Gedichte anderer Teil, Frankfurt am Main, Insel Verlag, 1976, page 83.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
11. Die Flamingos  [sung text not yet checked]
In Spiegelbildern wie von Fragonard ist doch von ihrem Weiß und ihrer Röte nicht mehr gegeben, als dir einer böte, wenn er von seiner Freundin sagt : sie war noch sanft von Schlaf. Denn steigen sie ins Grüne und stehn, auf rosa Stielen leicht gedreht, beisammen, blühend, wie in einem Beet, verführen sie verführender als Phryne sich selber ; bis sie ihres Auges Bleiche hinhalsend bergen in der eignen Weiche, in welcher Schwarz und Fruchtrot sich versteckt. Auf einmal kreischt ein Neid durch die Volière ; sie aber haben sich erstaunt gestreckt und schreiten einzeln ins Imaginäre.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Die Flamingos", subtitle: "Paris, jardin des plantes", appears in Neue Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Gesammelte Werke, Band III, Leipzig: Insel-verlag, 1929, p.236
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12. Der Panther  [sung text not yet checked]
Im Jardin des Plantes, Paris Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Der Panther", appears in Neue Gedichte, first published 1892
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La panthère", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
13. Der Schwan  [sung text not yet checked]
Diese Mühsal, durch noch Ungetanes schwer und wie gebunden hinzugehn, gleicht dem ungeschaffnen Gang des Schwanes. Und das Sterben, dieses Nichtmehrfassen jenes Grunds, auf dem wir täglich stehn, seinem ängstlichen Sich-Niederlassen - : in die Wasser, die ihn sanft empfangen und die sich, wie glücklich und vergangen, unter ihm zurückziehen, Flut um Flut; während er unendlich still und sicher immer mündiger und königlicher und gelassener zu ziehn geruht.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Der Schwan", appears in Neue Gedichte, first published 1892
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le cygne", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
14. Erfahrungen  [sung text not yet checked]
Wir wissen nichts von diesem Hingehn, das nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund, Bewunderung und Liebe oder Haß dem Tod zu zeigen, den ein Maskenmund tragischer Klage wunderlich entstellt. Noch ist die Welt voll Rollen, die wir spielen. Solang wir sorgen, ob wir auch gefielen, spielt auch der Tod, obwohl er nicht gefällt. Doch als du gingst, da brach in diese Bühne ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt, durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne, wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald. Wir spielen weiter. Bang und schwer Erlerntes hersagend und Gebärden dann und wann aufhebend; aber dein von uns entferntes, aus unserm Stück entrücktes Dasein kann uns manchmal überkommen, wie ein Wissen von jener Wirklichkeit sich niedersenkend, so daß wir eine Weile hingerissen das Leben spielen, nicht an Beifall denkend.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Todeserfahrung", appears in Neue Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte, Leipzig: Insel-Verlag, 1920
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15. Adam  [sung text not yet checked]
Staunend steht er an der Kathedrale steilem Aufstieg, nah der Fensterrose, wie erschreckt von der Apotheose, welche wuchs und ihn mit einem Male niederstellte über die und die. Und er ragt und freut sich seiner Dauer schlicht entschlossen; als der Ackerbauer, der begann und der nicht wußte, wie aus dem fertig-vollen Garten Eden einen Ausweg in die neue Erde finden. Gott war schwer zu überreden; und er drohte ihm, statt zu gewähren, immer wieder, daß er sterben werde. Doch der Mensch bestand: sie wird gebären.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Adam", appears in Der neuen Gedichte anderer Teil
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Der neuen Gedichte anderer Teil, Leipzig : Insel-Verlag ,1918 ,p.38
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16. Venezianischer Morgen  [sung text not yet checked]
Fürstlich verwöhnte Fenster sehen immer, was manchesmal uns zu bemühn geruht: die Stadt, die immer wieder, wo ein Schimmer von Himmel trifft auf ein Gefühl von Flut, sich bildet, ohne irgendwann zu sein. Ein jeder Morgen muß ihr die Opale erst zeigen, die sie gestern trug, und Reihn von Spiegelbildern ziehn aus dem Kanale und sie erinnern an die andern Male: dann gibt sie sich erst zu und fällt sich ein wie eine Nymphe, die den Zeus empfing. Das Ohrgehäng erklingt an ihrem Ohre; sie aber hebt San Giorgio Maggiore und lächelt lässig in das schöne Ding.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Venezianischer Morgen", subtitle: " Richard Beer-Hofmann zugeneigt", written 1908, appears in Der neuen Gedichte anderer Teil
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Der neuen Gedichte anderer Teil, Leipzig : Insel-Verlag ,1918 ,p.73
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17. Vor dem Sommerregen  [sung text checked 1 time]
Auf einmal ist aus allem Grün im Park man weiß nicht was, ein Etwas, fortgenommen; man fühlt ihn näher an die Fenster kommen und schweigsam sein. Inständig nur und stark ertönt aus dem Gehölz der Regenpfeifer, man denkt an einen Hieronymus: so sehr steigt irgend Einsamkeit und Eifer aus dieser einen Stimme, die der Guß erhören wird. Des Saales Wände sind mit ihren Bildern von uns fortgetreten, als dürften sie nicht hören was wir sagen. Es spiegeln die verblichenen Tapeten das ungewisse Licht von Nachmittagen, in denen man sich fürchtete als Kind.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Vor dem Sommerregen", appears in Der neuen Gedichte anderer Teil
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Der neuen Gedichte anderer Teil, Leipzig : Insel-Verlag, 1918, p.73
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18. Das Karussell  [sung text not yet checked]
Mit einem Dach und seinem Schatten dreht sich eine kleine Weile der Bestand von bunten Pferden, alle aus dem Land, das lange zögert, eh es untergeht. Zwar manche sind an Wagen angespannt, doch alle haben Mut in ihren Mienen; ein böser roter Löwe geht mit ihnen und dann und wann ein weißer Elefant. Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald, nur daß er einen Sattel trägt und drüber ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt. Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge und hält sich mit der kleinen heißen Hand, dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge. Und dann und wann ein weißer Elefant. Und auf den Pferden kommen sie vorüber, auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge schauen sie auf, irgendwohin, herüber - Und dann und wann ein weißer Elefant. Und das geht hin und eilt sich, daß es endet, und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel. Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet, ein kleines kaum begonnenes Profil -. Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet, ein seliges, das blendet und verschwendet an dieses atemlose blinde Spiel...
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Das Karussell", subtitle: "Jardin du Luxembourg", appears in Neue Gedichte, first published 1892
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le carrousel", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
19. Gott im Mittelalter  [sung text not yet checked]
Und sie hatten ihn in sich erspart, und sie wollten, daß er sei und richte, und sie hängten schließlich wie Gewichte (zu verhindern seine Himmelfahrt) an ihn ihrer großen Kathedralen Last und Masse. Und er sollte nur über seine grenzenlosen Zahlen zeigend kreisen und wie eine Uhr Zeichen geben ihrem Tun und Tagwerk. Aber plötzlich kam er ganz in Gang, und die Leute der entsetzten Stadt ließen ihn, vor seiner Stimme bang, weitergehn mit ausgehängtem Schlagwerk und entflohn vor seinem Zifferblatt.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Gott im Mittelalter", appears in Neue Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Leipzig: Insel-verlag, 1927. p.40
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20. Tiergestalten
— This text is not currently
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as soon as we obtain it. —
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), appears in Frühe Gedichte
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21. Von Göttern Und Menschen
— This text is not currently
in the database but will be added
as soon as we obtain it. —
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), appears in Frühe Gedichte
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22. Buddha. In der Glorie.  [sung text not yet checked]
Mitte aller Mitten, Kern der Kerne, Mandel, die sich einschließt und versüßt, - dieses Alles bis an alle Sterne ist dein Fruchtfleisch: Sei gegrüßt. Sieh, du fühlst, wie nichts mehr an dir hängt; im Unendlichen ist deine Schale, und dort steht der starke Saft und drängt. Und von außen hilft ihm ein Gestrahle, denn ganz oben werden deine Sonnen voll und glühend umgedreht. Doch in dir ist schon begonnen, was die Sonnen übersteht.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Buddha in der Glorie", appears in Der neuen Gedichte anderer Teil
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