[Wenn]1 ich einst von jenem Schlummer, Welcher Tod heißt, aufersteh, Und von dieses Lebens Kummer Frey, den [schönern]2 Morgen seh: O dann wach' ich anders auf, Schon am Ziel ist dann mein Lauf! Träume sind des Pilgers Sorgen, Großer Tag! an deinem Morgen. Hilf, daß keiner meiner Tage, Geber der Unsterblichkeit, Jenem Richtenden einst sage, Er sey ganz von mir entweiht! Auch noch heute wacht ich auf! Dank dir, Herr, zu dir hinauf Führ mich jeder meiner Tage, Jede Freude, jede Plage. Daß ich gern sie vor mir sehe [Wenn]1 ihr lezter [nur]3 erscheint. [Wenn]1 zum [dunkeln]4 Thal' ich gehe, Und mein Freund nun um mich weint: Lindre dann [des Todes Pein]5, Und laß mich den Stärksten seyn, Mich, der ihn gen Himmel weise, Und dich, Herr des Todes, preise!
Cäcilia: erstes Stück
Song Cycle by Johann Friedrich Reichardt (1752 - 1814)
1. Morgenlied  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803), "Morgenlied"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Klopstocks Lieder, Carlsruhe: Christian Gottlieb Schmieder, 1776, page 233. Note: the modern spelling of "lezter" is "letzter" (stanza 3, line 2, word 3)
1 Hiller: "Wann"2 Hiller "schönen"
3 Hiller: "nun"
4 Hiller, von Paradis: "dunklen"
5 von Paradis: "die Todespein"
Research team for this page: Ferdinando Albeggiani , Sharon Krebs [Guest Editor] , Johann Winkler
2. Der Tod  [sung text checked 1 time]
Wie wird mir dann, o, dann mir seyn, Wenn ich, mich ganz des Herrn zu freun! In ihm entschlafen werde! Von keiner Sünde mehr entweiht! Entladen von der Sterblichkeit! Nicht mehr der Mensch von Erde! Freu dich, Seele! Starke, tröste Dich, Erlöste, Mit dem Leben, Das dir dann dein Gott wird geben! Ich freue mich und bebe doch! So drückt mich meines Elends Joch, Der Fluch der Sünde, nieder! Der Herr erleichtert mir mein Joch! Es stärkt, durch ihn, mein Herz sich doch, Glaubt und erhebt sich wieder! Jesus! Christus! Laß mich streben, Dir zu leben! Dir zu sterben! Deines Vaters Reich zu erben! Verachte denn des Todes Graun, Mein Geist! Er ist ein Weg zum Schaun. Der Weg im finstern Thale! Er sey dir nicht mehr fürchterlich! Ins Allerheiligste führt dich Der Weg im finstern Thale! Gottes Ruh' ist Unvergänglich! Überschwenglich! Die Erlösten Wird sie unaussprechlich trösten! Herr, Herr! ich weiß die Stunde nicht Die mich, wenn nun mein Auge bricht, Zu deinen Todten sammelt. Vielleicht umgibt mich ihre Nacht, Eh' ich dieß Flehen noch vollbracht, Mein Lob dir ausgestammelt! Vater! Vater! Ich befehle Meine Seele Deinen Händen, Itzo, Vater, deinen Händen! Vielleicht sind meiner Tage viel; Ich bin vielleicht noch fern vom Ziel, An dem die Krone schimmert! Bin ich von meinem Ziel noch weit; Die Hütte meiner Sterblichkeit, Wird sie erst spät zertrümmert: Laß mich, Vater! Gute Thaten, Gute Thaten Mich begleiten Vor den Thron der Ewigkeiten! Wie wird mir dann, ach, dann mir seyn, Wenn ich, mich ganz des Herrn zu freun, Ihn dort anbeten werde! Von keiner Sünde mehr entweiht! Ein Mitgenoß der Ewigkeit! Nicht mehr der Mensch von Erde! Heilig! Heilig! Heilig! singen Wir dir! bringen Preis und Ehre! Dir, der war und seyn wird, Ehre!
Authorship:
- by Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803)
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Researcher for this page: Harry Joelson3. Abendlied  [sung text checked 1 time]
Sink' ich einst in jenen Schlummer, Aus dem keiner nicht erwacht; Geh ich aus der Welt voll Kummer, Todesruh, in deine Nacht: O dann schlaf' ich anders ein. Weg aus dieses Lebens Pein Wall' ich hin zu deren Hütten, Die, nun glücklich, hier auch litten! Jetzo schlaf' ich, aufzuwachen Noch für Tage dieser Zeit! Laß mich fertig stets mich machen, Vater, zu der Ewigkeit! Daß ich Wanderer dann sey Leicht, bereit, von Bürden frey, Von den Lasten dieser Erde, Wenn ich nun unsterblich werde! Gerne laß den Tag mich sehen, Der als Retter mir erscheint: Wenn mit unerhörtem Flehen, Wer mich liebet, um mich weint! Stärker, als mein Freund in Schmerz, Sey mein gottverlangend Herz! Voll von deines Namens Preisen Laß mich ihn gen Himmel weisen!
Authorship:
- by Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803), "Abendlied"
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Researcher for this page: Harry Joelson4. Das Leben  [sung text not yet checked]
Des Lebens Pfad ist Labyrinth, Des Lebens Freuden fliehn geschwind, Des Lebens Kummer nistet sich In unser Herz so festiglich. Sein Morgenroth ist schön und licht, Hat rosenwangigt Angesicht, Doch Sturm und Hagelwetter droht Oft seinem schönsten Morgenroth. Dann schwindet von der trüben Au Die tausendfache Sonn' im Thau, Die Söhne des Gesangs entfiieh Und aller Jubel schwindet hin. Die Mittagssonn' ist brükkend heiß, Da kostets manchen Tropfen Schweiß Und manches O! und manches Ach! Bis endlich neiget sich der Tag. Und dennoch, dennoch nistet sich Des Lebens Liebe festiglich Wie Lebenskummer uns ins Herz; Und weicht und wanket keinem Schmerz. Ja, denn nach Hagelwettern wehn Die Lüfte freundlich; es entstehn Der Blumen viel auf trüber Au, Und glänzen frischer dann im Thau. Am Mittag thut der Schatte wohl, Und wieder wird das Herz uns voll Von neuem frischem frohem Muth, Und achtet nicht der Sonne Gluth. Auch quillt in uns ein steter Quell So freundlich labend und so hell, Heißt Hoffnung, stärket wunderbar, Oft, was schon halb verschmachtet war; Quillt rastlos und versieget nicht, Auch wenn herein der Abend bricht, Die lange Nacht sich niedersenkt, Uns freundlich noch sein Nektar tränkt. O liebevoller Vater, du, Von dir kommt dieser Quell der Ruh, Daß er uns sey ein Unterpfand Von einem bessern Vaterland.
Authorship:
- by Karoline Christiane Louise Rudolphi (1754 - 1811), "Das Leben"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Danklied  [sung text not yet checked]
Daß unser Gott uns Leben gab, Des wollen wir uns freuen, Und von der Wiege bis ans Grab Ihm unsern Dank erneuen: Denn auch zur Freude gab uns Gott Auf dieser Welt das Leben, Und hat verheißen, nach dem Tod Der Wonne mehr zu geben. Wie fromme Kinder können wir In froher Einfalt leben; Drum hat der Vater schon allhier Ein Eden uns gegeben. Die Frühlingswärme haucht sein Mund, Und Kühlung wehn die Wogen; Am Himmel zeugt von seinem Bund Der schöne Regenbogen. Und Auen, Felder, Berg und Wald Verkünden seine Gnade, Und seines Namens Größe schallt Am hallenden Gestade. Ihn singt die kleine Nachtigall. O laßt mit ihr uns singen! Laßt mit der frohen Lerche Schall Auch unser Lied erklingen! Die Felder waren hart und weiß, Der Erde Schoß verschlossen. Gott sah herab; es schmolz das Eis; Seht, unsre Ähren sprossen. Vom Bienenstocke trieft der Seim, Das Lamm hüpft auf der Weide, Und an der Rebe schwillt im Keim Des guten Bechers Freude. Von heitrer Stirne fließt der Schweiß Auf unser Feld und Garten, Wenn wir mit unverdroßnem Fleiß Des Jahres Füll' erwarten, Nicht ängstlich unsern Samen streun, Sein Korn dem Vogel gönnen, Uns auch des Nachbars Ernte freun, Und wohlthun, wo wir können. Aus freier Gnade hieß der Herr So schön die Erde werden. Bedarf zu seinem Wohlsein Er Der Früchte dieser Erden? Drum wollen wir auch geben gern, Wie wir von Ihm genommen, Und ähnlich werden unserm Herrn, Und sein wie Er vollkommen. Wer kärglich sich der Frücht' allein, Nicht auch der Blumen freuet, Vergißt, daß Gottes Sonnenschein Die Blumen auch erneuet. Die blaue Blum' im Erntekranz Hat Gottes Hand gesäet; Und Ihm gefällt des Schnitters Tanz, Wenn freudig er gemähet. Es ward die Freundschaft uns vom Herrn Ins warme Herz gegeben: Der wahre Freund vergißt sich gern, Um seinem Freund zu leben. Gott segnet keuscher Ehe Zucht Mit wahrer Liebe Süße: Die Mutter liebt des Schmerzens Frucht, Belohnt durch seine Küsse. Mit Wohlgefallen sieht der Herr Wie Blumen, Kinder blühen; Mit Wohlgefallen sieht auch Er Des Mannes Stirne glühen, Wenn in den Kern der Wissenschaft Gestärkt sein Auge dringet, Und wenn mit angeborner Kraft Des Dichters Geist sich schwinget. Wie Eltern ihrem zarten Sohn Die Frühlingsblumen weisen, So zeigt uns Gott auf Erden schon, Wie seine Sterne kreisen. Wir schaun die Wunder seiner Hand Aus unsern tiefen Fernen, Und wissen, unser Vaterland Sei über jenen Sternen. Auf unserm Leben schwimmt wie Schaum Ein wenig Müh und Kummer; Das Leben ist ein Morgentraum, Der Tod ein kurzer Schlummer. Wir sinken freudig in den Staub, Der unsre Väter decket, Und gönnen Würmern ihren Raub, Weil Gott uns auferwecket. Es töne zu der Saite Klang, So lange wir hier wallen, Sein Lobgesang; und Lobgesang Soll schon das Kindlein lallen! Und wenn's nach Seinem Namen fragt, So drückt mit beiden Armen Das Kindlein fest ans Herz und sagt: Sein Name heißt Erbarmen!
Authorship:
- by Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819), "Danklied"
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani6. Wechselgesang  [sung text checked 1 time]
Einer: Wer spannet den Bogen im dunkeln Gezelt? Wer schwärzet die Wogen? Wer schrecket mit Blitzen die zagende Welt? Alle: Er spannet den Bogen im friedlichen Zelt, er stillet die Wogen, er tränket mit Labsal die lechzende Welt. Einer: Wer fähret auf Wettern im Wagen der Nacht? Wer dräut, zu zerschmettern den Fels und die Zeder, die wankend erkracht? Alle: Es trägt ihn im Sturme der Wagen der Nacht; dem Menschen, dem Wurme, verkündet sich segnend des Herrlichen Macht! Einer: Wer schaute die Rosse von seinem Gespann? Wit welchem Geschoße durcheilt er, mit Wettern umgürtet, die Bahn? Alle: Die Kraft und die Eile, so heißt sein Gespann! Des Mächtigen Pfeile sind Flammen, Unendlichkeit heißet die Bahn! Einer: Ach, höret ihr rollen den Wagen daher? Er nahet! Ach, sollen die Berge zerschmelzen, versiegen das Meer? Alle: Des Mächtigen Nähe beseelet die Welt! Hier ist er! O spähe nach ihm nicht von ferne durchs Wolkengezelt! Einer: Wie soll ich ihn kennen? Wer zeiget mir ihn? O dürft' ich ihn nennen und zitternd vor ihm in den Staub hinknien! Alle: Sein Nam' ist Erbarmen, und Liebe sein Tun! Wir sollen erwarmen von Lieb' und im Schoße wie Kinder ihm ruh'n.
Authorship:
- by Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819)
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Researcher for this page: Johann Winkler