LiederNet logo

CONTENTS

×
  • Home | Introduction
  • Composers (20,133)
  • Text Authors (19,544)
  • Go to a Random Text
  • What’s New
  • A Small Tour
  • FAQ & Links
  • Donors
  • DONATE

UTILITIES

  • Search Everything
  • Search by Surname
  • Search by Title or First Line
  • Search by Year
  • Search by Collection

CREDITS

  • Emily Ezust
  • Contributors (1,114)
  • Contact Information
  • Bibliography

  • Copyright Statement
  • Privacy Policy

Follow us on Facebook

by Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern (1837 - 1898)

An die Zukunftsseelen
Language: German (Deutsch) 
Ich wandle einsam hin auf dieser Erde,
Der Lust, dem Leben längst schon abgewandt;
Es teilt mein Seelenleben kein Gefährte,
Die Seele gab es nie, die mich verstand.

Wohl in der Jugend schwärmerischen Jahren
Wand Kränze ich um manches schöne Haupt;
Doch ach! wie geist- und seelenlos gewahren
Muss ich sie jetzt, da sie die Zeit entlaubt!

Bin von Verwandten ich auch rings umgeben;
Sie steh'n dem Leibe nahe nur und Blut;
Zehnfach versiegelt bleibt mein innres Leben
Und meine Seele ein verschlossnes Gut.

Einst jagt' ich rastlos hin auf dieser Erde,
Eng ward mir selbst der weite Pusztasand,
Das Meer trug mich und meine stolzen Pferde
Hinüber bis an Erins grünen Strand.

Fast ging die Seele mir dabei verloren;
Es war ein Rasen ohne Ruh und Rast;
Doch eine andre hatte sie erkoren,
Von dieser ward auf ewig sie umfasst.

Das Pferd, dies irdisch Kleinod meiner Seele,
Durch höhre Mächte ward es mir vertauscht;
Es trat das Flügelross an seine Stelle,
Und meine Seele flog nun wie berauscht.

Ich fliehe vor der Welt sammt ihren Freuden,
Und ihre Menschen stehen mir heut' fern;
Es sind ihr Glück mir fremd und ihre Leiden;
Ich wandle einsam, wie auf anderm Stern.

Was einst mich schmerzte, wurde mir nun teuer
Zum Paradies ward die Verlassenheit;
Entfalten kann mein Geist die Schwingen freier,
Fremd sind ihm alle Erdenseelen heut'!

Noch enger kann und inniger sich schmiegen
Nun an des Meisters Seele sich mein Geist,
Und streben, nach dem hohen Ziel zu fliegen,
Auf welches hin des Meisters Finger weist.

Dass er für diese Mission mich stähle,
Führt er mich in die ewige Natur;
Er zeigt mir die Mysterien ihrer Seele
Und rastlos folge ich nun ihrer Spur.

Du stilles Leben unter hohen Bäumen,
Wo unbemerkt die Stunden flüchtig zieh'n!
Ich wandle hin in einem Wald von Träumen
Und ahne nicht, dass meine Jahre flieh'n.

Ich steh' am Strand in Anbetung versunken,
Unendlich liegt vor mir das hohe Meer;
Die Seele tobt in mir, als wär' sie trunken,
Und donnernd jauchzt sie auf: Dort ist der Herr!

Dann tagelang auf hohem Berge liegen
In Dämmrung gleicher Traumesseligkeit;
Die Seele formt aus bunten Wolkenzügen
Ein Horoskop sich für die fernste Zeit.

Und wieder, wenn mein Schiff dann pfeilschnell gleitet
Auf saphirblauer See, dem Schwane gleich,
Die schneeig weissen Segel ausgebreitet,
So stolz und selbstbewusst in seinem Reich,

Da pfeift der Wind mir Zaubermelodien
Und wunderbare Märchen in das Ohr,
Bekannt, kommt mir die Stimme wie aus frühen,
Nun nebelhaft entfernten Tagen vor.

Und voll ist meine Seele zum zerspringen,
Das stumme Sinnen ist ihr nicht genug,
Was sie bewegt, muss sie in Lieder bringen,
Und diese senke ich nun in mein Buch.

Dies wird sie treu durch Menschenalter wahren
Vor Seelen, die sie heute nicht versteh'n;
Bis einst, nach wechselvollen Jahren
Die Lieder blühend daraus aufersteh'n.

O, dass sie dann des Meisters Ziel erreichten!
Ein Trost zu sein, euch, die ihr klagt und weint
Um solche, die im Freiheitskampf erbleichten
Um deren Haupt die Märtyrkrone scheint!

Ihr teuern Seelen jener fernen Zeiten,
Zu denen meine Seele heute spricht,
Gar oft wird sie die eueren begleiten,
Ihr last ins Leben sie aus dem Gedicht.

Available sung texts:   ← What is this?

•   A. Fries 

A. Fries sets stanzas 1, 7, 16-17

Text Authorship:

  • by Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern (1837 - 1898), appears in Das poetische Tagebuch [author's text not yet checked against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Albin Fries (b. 1955), "An die Zukunftsseelen", op. 50 no. 17 (2016), stanzas 1,7,16-17 [voice and piano], from 17 Lieder nach Texten der Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi poems), no. 17, confirmed with a CD booklet [ sung text checked 1 time]

Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]

This text was added to the website: 2018-08-14
Line count: 76
Word count: 528

Gentle Reminder

This website began in 1995 as a personal project by Emily Ezust, who has been working on it full-time without a salary since 2008. Our research has never had any government or institutional funding, so if you found the information here useful, please consider making a donation. Your help is greatly appreciated!
–Emily Ezust, Founder

Donate

We use cookies for internal analytics and to earn much-needed advertising revenue. (Did you know you can help support us by turning off ad-blockers?) To learn more, see our Privacy Policy. To learn how to opt out of cookies, please visit this site.

I acknowledge the use of cookies

Contact
Copyright
Privacy

Copyright © 2025 The LiederNet Archive

Site redesign by Shawn Thuris