O hätt' ich so viel Lieder, Als Wellen du, mein Meer! Ich schrieb sie alle nieder, Und brächte sie dir her. Mein ganzes Fühlen, Denken, Ja, all mein inn'res Sein, In dich möcht' ich's versenken, Du mein krystall'ner Schrein, Du meiner Augen Weide, Du meines Hierseins Glück, Früh meine erste Freude Und nachts mein letzter Blick.
17 Lieder nach Texten der Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi poems)
Song Cycle by Albin Fries (b. 1955)
1. Widmung
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- by Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern (1837 - 1898), no title, appears in Das poetische Tagebuch
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- ENG English (Sorcha de Brún) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- IRI Irish (Gaelic) (Sorcha de Brún) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
2. Goldne Falter
Goldne Falter, goldne Grüsse, Die mein Bräutgam mir schickt, Botschaft sind sie, wonnig süsse, Dass er mir nicht ferne liegt. Ja, mir deucht, ich säh' das Funkeln Seines Schildes im Gestein, Wo sich zwischen Tannendunkeln Spinnt der Sonne goldner Schein. Goldne Falter, traget Grüsse Dem Geliebten mir zurück! Fragt, wie lang ich warten müsse, Bis uns einigt das Geschick.
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- by Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern (1837 - 1898), appears in Das poetische Tagebuch
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]3. Im mailich ergrünenden Walde
Im mailich ergünenden Walde, Da steht ein verzaubertes Schloss, Auf blumendurchwucherten Halde Ruht träumend das Wild in dem Moos. Es wölben die Buchen und Eichen Zum Dome sich rings un das Haus, Die blühenden Weissdorne reichen Den bräutlichen duftenden Strauss. Der Sonne, dem goldenen Glanze Verschliesst sich der Wald und das Thor, Doch schweben allnächtlich zum Tanze Die lieblichen Elfen hervor. Dann lässt sich Titania erblicken Auf schneeweisser Marmoraltan. Doch wird er dir Jüngling wohl glücken, Dem Zauberschloss jemals zu nah'n?
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- by Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern (1837 - 1898), appears in Das poetische Tagebuch
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]4. Ich brauch´ die Zeit dir nicht zu nennen
Ich brauch' die Zeit dir nicht zu nennen, Die uns so innig einst vereint, Und die wir nie vergessen können, So endlos fern sie jetzt auch scheint. Gedenkst du jener süssen Stunde, Wo ich aus willenlosem Leib Die Seele dir geküsst vom Munde, Dass sie fortan stets mein nur bleib? Kann ich auch nimmermehr erwecken In mir der Längstverstorbnen Geist, So ruht auf ihr doch wie ein Segen Erinnrung, die du ihr noch weihst. Ja wahrlich, ich kann ruhig bleiben, Und stolz darf meine Seele sein; Du magst dich noch so sehr auch sträuben, Du warst und bleibst auf ewig mein!
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]5. Es sehnt mein Herz
Es sehnt mein Herz sich nach der Heimat; Denn seine Heimat, die bist Du; Und denkt's an Dich und Deine Liebe, In jedem Sturme findet's Ruh. Die Erdenstürme hast vertauschet Du mit den Himmelssphären längst, Ich weiß, ich fühle, dass dort oben In reiner Lieb' Du meiner denkst. O Stern! mein lichter Stern dort oben. Verseng' mit Deinem Strahlenglanz Den müden Leib, dass meine Seele Empor zu Dir sich schwinge ganz!
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]6. Lass´ mich allein
Lass' mich allein, lass' mich allein, Für mich ist's jetzt das Beste; Das Ganze kann's doch nie mehr sein; Zu wenig sind mir Reste. Ich hab' dich wohl zu viel geliebt, Hätt' dir's nicht zeigen sollen; Nun hast du mich zu Tod betrübt, Und doch will ich nicht grollen. Du that'st mir immer schmeichelnd schön, Stand dir ein Ziel vor Augen; Doch das erreicht, dann konnt' ich geh'n, Ich war nicht mehr zu brauchen. Mach' mich ans Geh'n nun ernstlich dran. Und kehr' ich jemals wieder? - Wie bitter weh' du mir gethan, Einst sagen's meine Lieder.
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]7. Verlassen
In meiner großen Einsamkeit Mach' ich die kleinen Lieder; Das Herz, voll Gram und Traurigkeit, Drückt mir den Geist darnieder. Wie war ich einst so jung und reich An Lebenslust und Hoffen; Ich wähnte nichts an Kraft mir gleich, Die Welt stand mir noch offen. Ich hab' geliebt, ich hab' gelebt, Ich hab die Welt durchzogen; Doch nie erreicht, was ich erstrebt. - Ich hab' und ward betrogen!
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]8. Geheimnis
Ich sagt' es den Buchen, ich sagt' es den Tannen Ich sagt' es dem flüchtig hineilenden Wind Geheimnisvoll trug er's Geständnis von dannen, Auch waren die Bäume nicht plaudernd gesinnt. Ich sagt' es den Felsen, den Steinen, den grauen, Die schweigend Jahrtausende schwinden gesehn, Sie schienen so fragend mich täglich zu schauen, Nun weiss ich, dass endlich auch sie mich versteh'n. Ich sagt' es dem Epheu, dem schwermütig grünen, Der trauernd und treu dort die Tote umschlingt, Die tote Platane, die musste es sühnen, Dass gar zu verlockend dem Sturm sie gedünkt. Ich sagt' es den Veilchen, der Rose, der wilden, Die duftend im Schatten der Fichte erblüh'n, Ich sagt' es den segelnden Wolkengebilden, Die rosig den blauenden Äther durchzieh'n. Ich sagt' es dem blinkenden, funkelnden Sterne, Der erste am goldenen Horizont da; Denn glänzt' er auch schmerzlich und endlos mir ferne, So strahlt er ja dennoch, Geliebter, Dir nah'.
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]9. Und wenn ich einmal sterben muss
Und wenn ich einmal sterben muss, Dann legt mich an den Strand, Dass auch mein letzter Blick noch sei Auf's teuere Meer gewandt. Die Wogen rauschen mir dazu Den letzten lieben Laut, Als rief voll Sehnsucht schon zu sich Der Bräutigam die Braut. Und wo am tiefsten ist das Meer, Dort senkt mich dann hinein; Mag's oben stürmen noch so sehr - Da unt' wird Ruhe sein.
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]10. Das Kabinet
Frau Ritter Blaubart nenn' ich mich, Hab' auch ein Kabinet; Viel Häute hängen minniglich Dort, wohlgeputzt und nett. Die Häute haven auch noch Köpf', Mit Ohren, lang und grau; Fast dauern mich die armen Tröpf', Wenn ich sie so beschau'. Der erste war ein hübsches Tier, Nur Ohren übers Mass; Doch über seine Schönheit schier Vergass ich ganz auf das. Ich hielt ihn mir im Tropenland, Bekränzt ihn mit Granat; Bananen frass er aus der Hand; Doch wurd' ich ihn bald satt. Der zweite, ach! wie war der lieb! Der hat mir treu gedient; Wenn so etwas auf Erden blieb, Der hätt' Bestand verdient! Oft streichle ich die alte Haut, Gedenkend jener Zeit, Die wir so innig und vertraut Verkoseten zu Zweit. Der dritte, nein, war das ein Viech! Ein ganz gemeines Beast; Kahl war er auch, dazu noch schiech, Gehört nur auf den Mist. Von seiner Schmach ist alles voll, Und jedes Echo heult's Von Fels zu Fels, im Land Tirol – Und Eine ist, die teilt's! Genug, er sei nicht mehr genannt ... Ich tret' ans vierte Fell; Der ward aus West' mir zugesandt, Ein drolliger Gesell'! Rostfarben war mein Freund Langohr, Sein Wiehern hell und laut, And never was he sick, nor sore, But jumped and pranced about. Doch eine Pause tritt nun ein: Der letzte hängt abseits; Denn war er auch nur winzig klein, Macht' doch mir's ärgste Kreuz. Er war ein Vollblut-Eselein, Voll Eigensinn und Laun', Benahm er sich auch artig fein, War ihm doch nicht zu trau'n. Voll Mucken stack's im grossen Kopf Und hinterm Ohr faustdick; Zog ich ihn an dem grauen Schopf, Ward steifer nur's Genick. Wie oft hat er mich abgebockt, Wenn ich mich fest gewähnt! Nachgiebigkeit nur abgelockt, Wenn ich ihn hübsch versöhnt. Schliesslich war er ein lieber Schatz Trotz alle dem Gefrett: – Drum hat er auch den Ehrenplatz In meinem Kabinet! Nun seid ihr alle durchgestäubt; Ich sperre wieder zu. – Erinnerung ist's, die mir verbleibt; Euch wünsch' ich »Gute Ruh'!«
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]11. Du bist nicht wie die Blume
Du bist nicht wie die Blume, Nicht lieblich, hold und fein; Auch fehlt dir jede Anmut Und Charme noch obendrein. Und hör' ich dich gar reden, Schleicht Wehmut mir ins Herz; Gefühllos in der Jugend, Wirst du im Alter Erz. Mir ist, als müsst' ich falten, Zu Gott die Händ' und fleh'n, Er möge gnädig walten, Dass wir uns selten seh'n.
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]12. Mitternacht
Mitternacht hat längst geschlagen, Doch mich fliehen Schlaf und Ruh'; Wilde Phantasien jagen Meinem Hirne rastlos zu; Länger kann ich's nicht ertragen Wissen muss ich, wo weilst Du. An den Mond und an die Sterne Pocht mein Geist und forscht um Dich. Und er will, er muss es lernen, Wohin Deine Seele wich. Drum, o komm' aus jenen Fernen; Denn ich leide fürchterlich.
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]13. Zu spät
Zu spät, zu spät sind wir begegnet
Uns auf des Lebens Dornenpfad;
Zu weit schon hat uns fortgetragen
Der Zeiten unaufhaltsam Rad.
Zu spät hat deiner tiefen Augen
Magnet'scher Blick auf mich geschaut,
Selbst unter diesen warmen Strahlen
Hat's starre Herz nicht mehr getaut.
...
»O wende weg die ernsten Augen!
Lass ruhigen Wegs mich weitergeh'n!
Kann Glück ich nicht mehr eigen nennen,
So will ich's wenigstens nicht seh'n!‹
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]14. Leb' wohl, mein schöner Heimatsee
Leb' wohl, mein schöner Heimatsee, Du, meiner Kindheit Wiege, Begrenzt von stolzer Bergeshöh', Im Schoss der Alpenzüge. Umrahmt von tiefem Buchengrün, Geschmückt mit Schilf und Rosen, Die träumend auf den Wellen zieh'n, Wo Seelibellen kosen. Du, meiner Jugend Lust und Freud', Mein Sehnen in der Fremde! Mit schwerem Herzen ist es heut', Dass ich mich von dir wende. Leb' wohl mein See! In deinen Schoss Werf ich die Heimat heute Und ziehe rast- und heimatlos Aufs neue in die Weite!
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]15. An mein Kind
Deine Thränen seh' ich fliessen, Weiss, welch bittere es sind; Denn, was dir das Herz zerrissen, Schmerzt mich tiefer noch, mein Kind. Sollst auch du, so jung an Jahren, Schon zu deinem herben Leid All die Schlechtigkeit erfahren, Der uns unser Stand geweiht! Suche keinen Trost von aussen, Schliess dein Herz vor andern zu! Hässlich wüten die da draussen Und vergiften deine Ruh'. Gerne wollten sie verspielen Deines ganzen Lebens Glück; Ihren Vorteil zu erzielen, Scheuen sie vor nichts zurück.
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]16. Anti‑Trinklied
Für mich keine Liebe, Für mich keinen Wein; Die eine macht übel, Der andre macht spei'n! Die Liebe wird sauer, Die Liebe wird herb; Der Wein wird gefälschet Zu schnöden Erwerb. Doch falscher als Weine Ist oft noch die Lieb'; Man küsst sich zum Scheine Und fühlt sich ein Dieb! Für mich keine Liebe, Für mich keinen Wein; Die eine macht übel, Der and're macht spei'n!
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]17. An die Zukunftsseelen
Ich wandle einsam hin auf dieser Erde, Der Lust, dem Leben längst schon abgewandt; Es teilt mein Seelenleben kein Gefährte, Die Seele gab es nie, die mich verstand. ... Ich fliehe vor der Welt sammt ihren Freuden, Und ihre Menschen stehen mir heut' fern; Es sind ihr Glück mir fremd und ihre Leiden; Ich wandle einsam, wie auf anderm Stern. ... Und voll ist meine Seele zum zerspringen, Das stumme Sinnen ist ihr nicht genug, Was sie bewegt, muss sie in Lieder bringen, Und diese senke ich nun in mein Buch. Dies wird sie treu durch Menschenalter wahren Vor Seelen, die sie heute nicht versteh'n; Bis einst, nach wechselvollen Jahren Die Lieder blühend daraus aufersteh'n. ...
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- by Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern (1837 - 1898), appears in Das poetische Tagebuch
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