by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
An den jungen Bruder
Language: German (Deutsch)
Dann bete du, wie es dich dieser lehrt, der selber aus der Wirrnis wiederkehrt und so, daß er zu heiligen Gestalten, die alle ihres Wesens Würde halten, in einer Kirche und auf goldnen Smalten die Schönheit malte, und sie hielt ein Schwert. Er lehrt dich sagen: Du mein tiefer Sinn, vertraue mir, daß ich dich nicht enttäusche; in meinem Blute sind so viel Geräusche, ich aber weiß, daß ich aus Sehnsucht bin. Ein großer Ernst bricht über mich herein. In seinem Schatten ist das Leben kühl. Ich bin zum erstenmal mit dir allein, du, mein Gefühl. Du bist so mädchenhaft. Es war ein Weib in meiner Nachbarschaft und winkte mir aus welkenden Gewändern. Du aber sprichst mir von so fernen Ländern. Und meine Kraft schaut nach den Hügelrändern.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "An den jungen Bruder", appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 39 [author's text checked 1 time against a primary source]
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
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