by Anton Alexander, Graf von Auersperg (1806 - 1876), as Anastasius Grün
Mannesträne
Language: German (Deutsch)
Mädchen, sahst du jüngst mich weinen? Sieh, des Weibes Träne dünkt mir der klare Tau des Himmels, der in Blumenkelchen blinkt. Ob die trübe Nacht ihn weinet, ob der Morgen lächelnd bringt, stets doch labt der Tau die Blume, und ihr Haupt hebt sie verjüngt. Doch es gleicht des Mannes Träne edlem Harz aus Ostens Flur: Tief ins Herz des Baums verschlossen quillt's freiwillig selten nur. Schneiden musst du in die Rinde bis zum Kern des Marks hinein, und das edle Nass entträufelt dann so golden, hell und rein. Bald zwar mag der Born versiegen, und der Baum grünt fort und treibt, und er grüßt noch manchen Frühling, doch der Schnitt, die Wunde bleibt. Mädchen, denk' des wunden Baumes auf des [Ostens]1 fernen Höh'n; Mädchen, denke jenes Mannes, den du weinen einst geseh'n.
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Researcher for this page: Johann Winkler
Confirmed with Gedichte von Anastasius Grün, 3. Aufl., Leipzig 1841.
1 Massak: "Orients"Text Authorship:
- by Anton Alexander, Graf von Auersperg (1806 - 1876), as Anastasius Grün, "Mannesträne" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Franz Massak (1804 - 1875), "Mannesträne" [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
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