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by Hans Sachs (1494 - 1576)

Doctor Sebastianus Brant
Language: German (Deutsch) 
Doctor Sebastianus Brant
Schrieb eine Fabel mit Verstand,
Wie daß auf einem Dorfe saß
Ein fauler Bauer und Vielfraß,
Welchem sein Vater war gestorben,
Von dem er seinen Hof erworben.
Auf diesem viel Getreid' er hatt',
Das er zum Markt bracht' in die Stadt,
Und schnell verkaufte an dem Tag.
Mit dem Gelde in der Stadt er lag
Stets in dem Wirthshaus bei dem Weine,
Hatt' keine Achtung auf das Seine
Und sagte oft: «Was soll ich sorgen!
Ich hab' genug, sterb' ich heut' oder morgen,
Denn ich weiß ganz gewiß fürwahr,
Daß, wenn ich lebte hundert Jahr,
Ich hundert Jahre hätt' zu essen.»
Solch' Reden trieb er unvermessen,
Stets fauler und heilloser ward,
Macht' nach dem Acker keine Fahrt
Den ganzen Herbst und sät' auch nit.
Und als nun kam die Zeit zum Schnitt,
Allda im Dorf die Nachbarn sein
Getreide schnitten und führten ein
Und sammelten die Kasten voll,
Zu zehren ordentlich und wohl.
Jedoch der faule Bauersmann,
Der hatt' im Sommer nichts gethan,
Als nur vergeudet Gut und Geld,
Und hatte nicht gebaut sein Feld.
Als darnach kam des Winters Noth,
Hatt' er kein Korn, zu backen Brot.
Als nun der Hunger ihn' packt an,
Da faßt' er einen losen Plan,
Stach nieder all das Weidvieh sein,
Schaf und Bock, Rind, Geiß und Schwein,
Eins nach dem andern solchermaß,
Briet und sott sie, darnach sie fraß.
Nach dem er auch darnieder schlug
Die Ochsen, so zuvor den Pflug
Ihm zogen, salzte sie dann ein,
Fraß nach einander sie hinein.
Als das vermerkten seine Hund',
Hielten sie ein Gespräch gar rund:
«Seht, unser fauler Bauersmann,
Nachdem sein Erbtheil er verthan,
Hat er sein Weidvieh abgestochen
Und läßt es sieden, braten, kochen;
Hat die gefressen aus dem Salz,
Die ihm gebracht Milch, Käse, Schmalz,
Die ihm viel Nutzen sonst getragen:
Hat alles in den Wind geschlagen.
Dann er die Ochsen niederschlug,
Die ihm gezogen seinen Pflug,
Darmit er bauen konnte Korn;
Ihr treuer Dienst, er ist verlor'n,
Er frißt sie auch in seinen Hals;
Wenn er gefressen sie nachmals,
So hat er nichts mehr in dem Haus
Zu fressen, dann wird er voraus
Auch uns zwei arme Hunde fressen,
Wo wir nicht fliehen unterdessen
Und suchen einen andern Herrn.
Drum woll'n wir laufen in die Fern',
Daß wir vom faulen Bauern vermessen
Nicht werden gemetzelt und gefressen.»
So liefen beide Hund' hindann,
Verließen den faulen Bauersmann.

Der Beschluß

Aus dieser Fabel lernen kann
Noch heutzutag' ein junger Mann,
Dem auch ein Erbe zustehn thut,
Das Unterhalt ihm bietet gut,
Ehrlich zu leben spat und fruh,
Jedoch daß er auch darzu thu'
Sein' Arbeit oder seinen Handel
Und führe ehrbarlichen Wandel
Als Biedermann nach seinem Stand;
Wenn er sich aber zugewandt,
Der Faulheit, lästerlichem Leben,
Darin er sich ganz thut ergeben,
Dem Huren, Völlerei und Spiel,
Hält darin weder Maß und Ziel,
Wart't seines Handels nicht darbei,
Dem schwindet aus den Händen frei
Sein Gütlein und thut von ihm wandern,
Denn er verkauft eins nach dem andern.
Dann kommt erst Armuth in sein Haus
Gleich wie ein Mann, stark überaus;
Dann bald am Hungertuch er nagt,
Und ihn verlassen Knecht und Magd,
Weil Mangel ist an Speis' und Brot;
Im Haus ist nichts als Angst und Noth.
Das hat der junge faule Mann
Sich selbst muthwillig angethan,
Daß Uebermaß des Ungemachs
Stets bei ihm weilet, spricht Hans Sachs.

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Text Authorship:

  • by Hans Sachs (1494 - 1576), "Fabel: Der faule Bauer mit seinen Hunden", written 1563 [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Stefan Wolpe (1902 - 1972), "Der faule Bauer mit seinen Hunden", 1926 [voice and piano], from Zwei Fabeln für Bariton und Klavier, no. 1. [
     text not verified 
    ]

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

This text was added to the website: 2009-11-15
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