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by Heinrich Heine (1797 - 1856)

Die Stadt, zur Hälfte abgebrannt
Language: German (Deutsch) 
Die Stadt, zur Hälfte abgebrannt,
Wird aufgebaut allmählig;
Wie'n Pudel, der halb geschoren ist,
Sieht Hamburg aus, trübselig.

Gar manche Gassen fehlen mir,
Die ich nur ungern vermisse -
Wo ist das Haus, wo ich geküßt
Der Liebe erste Küsse?

Wo ist die Druckerey, wo ich
Die Reisebilder druckte?
Wo ist der Austerkeller, wo ich
Die ersten Austern schluckte?

Und der Dreckwall, wo ist der Dreckwall hin?
Ich kann ihn vergeblich suchen!
Wo ist der Pavillon, wo ich
Gegessen so manchen Kuchen?

Wo ist das Rathhaus, worin der Senat
Und die Bürgerschaft gethronet?
Ein Raub der Flammen! Die Flamme hat
Das Heiligste nicht verschonet.

Die Leute seufzten noch vor Angst,
Und mit wehmüth'gem Gesichte
Erzählten sie mir vom großen Brand
Die schreckliche Geschichte:

"Es brannte an allen Ecken zugleich,
Man sah nur Rauch und Flammen!
Die Kirchenthürme loderten auf
Und stürzten krachend zusammen.

"Die alte Börse ist verbrannt,
Wo unsere Väter gewandelt,
Und mit einander Jahrhunderte lang
So redlich als möglich gehandelt.

"Die Bank, die silberne Seele der Stadt,
Und die Bücher wo eingeschrieben
Jedweden Mannes Banko-Werth,
Gottlob! sie sind uns geblieben!

"Gottlob! man kollektirte für uns
Selbst bei den fernsten Nazionen -
Ein gutes Geschäft - die Collekte betrug
Wohl an die acht Millionen.

"Aus allen Ländern floß das Geld
In unsre offnen Hände,
Auch Victualien nahmen wir an,
Verschmähten keine Spende.

"Man schickte uns Kleider und Betten genug,
Auch Brod und Fleisch und Suppen!
Der König von Preußen wollte sogar
Uns schicken seine Truppen.

"Der materielle Schaden ward
Vergütet, das ließ sich schätzen -
Jedoch den Schrecken, unseren Schreck,
Den kann uns niemand ersetzen!"

Aufmunternd sprach ich: Ihr lieben Leut,
Ihr müßt nicht jammern und flennen,
Troya war eine bessere Stadt
Und mußte doch verbrennen.

Baut Eure Häuser wieder auf
Und trocknet Eure Pfützen,
Und schafft Euch bess're Gesetze an,
Und beß're Feuerspritzen.

Gießt nicht zuviel Cajenne-Piment
In Eure Mokturtelsuppen,
Auch Eure Karpfen sind Euch nicht gesund,
Ihr kocht sie so fett mit den Schuppen.

Kalkuten schaden Euch nicht viel,
Doch hütet Euch vor der Tücke
Des Vogels, der sein Ey gelegt
In des Bürgermeisters Perücke. - -

Wer dieser fatale Vogel ist,
Ich brauch es Euch nicht zu sagen -
Denk' ich an ihn, so dreht sich herum
Das Essen in meinem Magen.

About the headline (FAQ)

Text Authorship:

  • by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Deutschland. Ein Wintermärchen, no. 21 [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

    [ None yet in the database ]


Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

This text was added to the website: 2010-09-14
Line count: 72
Word count: 369

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