Es steht eine Weide am Ammersee; Die taucht ihr Gezweig in die Fluthen. "Ade, goldhaariger Schatz, ade! Nun gilt's für den König zu bluten. Traut war es zu kosen, Boot an Boot, Wenn die Wasser rauschten im Ammersee, Und über ein Jahr, wer weiß, bin ich todt -- Ade nun, mein Schatz, ade!" Sie fuhren noch einmal den See entlang Wohl unter die flüsternde Weide, Die Herzen so weh, die Herzen so bang -- Sie kos'ten in Lust und in Leide. Ab stieß er den Nachen -- erschwenkte den Hut: Da rauschten die Wasser im Ammersee. "Dem König gehorscht ein Soldatenblut -- Ade nun, mein Schatz, ade!" Und über ein Jahr ein [Reitergrab Liegt]1 einsam auf fremder Haide. Es neigt die Zweige darüber herab Eine wilde, verwachsene Weide; Sie seufzt in die [Winde]2 -- die tragen es fort, Und die Wasser rauschen im Ammersee: "Dein Liebster, der schlummert am Haideort -- Ade nun, mein Schatz, ade!" Eine Weide, die steht am Ammersee, Sie taucht ihr Gezweig in die Fluthen; Es thut wohl kein Herzeleid so weh, Als um Liebe, um Liebe verbluten. Nun schimmert's herauf alabasterweiß Durch die rauschenden Wasser im Ammersee: "Goldhaarige Stirn, wir umplätschern dich leis -- Ade nun, mein Schatz, ade!"
Vier Gesänge für vierstimmigen Männerchor, zweites Heft , opus 4
by Ferdinand Kamm (1845 - 1897)
3. Am Ammersee  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Ernst Ziel (1841 - 1921), "Am Ammersee"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Die Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt, 26. Jahrgang, ed. by Ernst Keil, Leipzig: Verlag an Ernst Keil, 1878, issue no. 1, page 13.
1 Langer: "Reitersgrab / Steht"2 Langer: "Lüfte"