Mein Liebchen, ich hab' mir ein [Schlösslein]1 gebaut, Drin wollen wir hausen zu zwei'n. So luftig und lustig ward keins noch geschaut An Tiber und Donau und Rhein. Krystall sind die Wände, das Dach ist Rubin, Von Golde gebaut ist der Saal. Ein Tischelein Deckdich steht mitten darin Und lädt uns zum fröhlichen Mahl. Es springen zwei Bronnen aus Marmelgestein, Die rauschen uns frühe und spat. Es giebt uns der eine Burgunderwein, Der andere sprudelt Muskat. Es stehen die Truhen mit edlem Geschmeid In allen Gemächern umher, Und wolltest du schöpfen in Ewigkeit, Sie würden doch nimmermehr leer. Und rings um das Schlösslein ein grünender Hag Mit Blumen von seltsamer Pracht. Sie duften wie fremdes Gewürze bei Tag Und leuchten wie Sterne bei Nacht. Es weht in den Lüften wie Harfenschall Und lockender Vogelein Ruf. Zwölf muthige Rösslein wiehern im Stall Und scharren mit goldenem Huf. Das ist mein Schlösslein. Ich hab' es gemacht, Wie der Sänger sich macht ein Gedicht. Im Traume hab' ich mir's ausgedacht Und träumend zusammengericht't. Es schimmert und blinkt aus der Höhe herab Sein luftiges Wundergestein, Und wenn ich das Fliegen erfunden noch hab', Mein Liebchen, dann ziehen wir ein.
Gesänge in Balladenform für eine mittlere Singstimme mit Pianoforte , opus 6
by Otto Ladendorff
Translations available for the entire opus: ENG
1. Luftschloss  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Luftschloss", appears in Spielmannslieder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Castle in the air", copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Spielmannslieder von Rudolf Baumbach, Leipzig, Verlag von A. G. Liebeskind, 1883, pages 80-81.
1 Hofft, Reinecke, Rommel: "Schlösschen"; further changes may exist not shown above.2. Das Märchen vom Glück  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
[Sie sind allein, denn die Mutter kehrt Zu Nacht erst vom Felde zurück . . . . Durch's Fenster rauschet die Linde, -- Und die Alte erzählet]1 dem Kinde Das sonnige Märchen vom Glück. Sie erzählt vom verwunschenen Königssohn Und der boshaft grollenden Fee; Vom Schloß am Felsenstrande, Vom wilden Wogengebrande, Und der Fischerhütte am See. Und der Prinz vertrauerte Jahr um Jahr Als Schlange im dumpfigen Grund . . . Er wand sich in [glühenden]2 Ketten, -- Ein Kuß nur konnte ihn retten, Ein Kuß von rosigem Mund. Des Fischer's liebliches Töchterlein Trug hohen, herrlichen Sinn. Sie sprengte die Ketten von Golde: Er aber machte die Holde Zu seiner Königin! Großmutter schweigt, und das Spinnrad schnurrt, Und das Mägdlein sitzt wie gebannt; Und es faltet die Hände im Schooße Und heftet das Auge, das große, Starr träumend an die Wand. Großmutter, wie schön, o wie einzig schön! Großmutter, o wäre das wahr! Großmutter, mir würde nicht bange -- Wie gerne umarmt' ich die Schlange, Trotz Schauer und Todesgefahr . . . ! Warum nur hat man das Alles [erdacht]3, Wenn's nie sich auf Erden begab . . . ? Mir wird in der Seele so wehe, Wie in des Kirchhofs Nähe, Wie vor des Vaters Grab . . . ! Sei stark, Du zitterndes Kinderherz, Und dränge die [Thränen]4 zurück! Uns Alle hat es belogen, Uns Alle hat es betrogen, Das sonnige Märchen vom Glück.
Text Authorship:
- by Ernst Eckstein (1845 - 1900), "Das Märchen vom Glück", appears in In Moll und Dur, in 2. Zweite Abtheilung
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "The fairy-tale of happiness", copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Ernst Eckstein, In Moll und Dur, Leipzig: Verlag von Johann Friedrich Hartknoch, 1877, pages 95-97.
1 Selmer: "Die Alte erzählte"2 Selmer: "goldenen"
3 Selmer: "gedacht"
4 Selmer: "Thräne"