2 Kinderlieder , opus 3

Schlaf, mein Herzchen, schlaf!
Morgen bist du Graf,
Hast ein golden Fürstenschlößlein
Und im Stall viel weiße Rößlein.
Schlaf, Junge, schlaf,
Schlaf, Junge, schlaf!
Tausend Lieder, lieb und weich,
Singen dich ins Himmelreich.
Was mein liebes Kind so gern:
Brezeln, Feigen, Zimmetstern
Soll es haben und noch mehr,
Bübchen, gib dein Händchen her,
Morgen gibt es blaue Pflaumen,
Größer als des Vaters Daumen,
Morgen gibt es Wein und Kuchen,
Und dann wird uns Hans besuchen.
Still doch, kleiner Schreier du,
Mach dein Zuckermündchen zu,
Fährt dir sonst ein großer Wagen
Durch das Tor hinab zum Magen.
Morgen bist du Graf.
Schlaf, Engel, schlaf!

Wo treff ich nur den Schelmen an,
Der mir vom Baum gegessen,
Ich mein da hätt ein Reitersmann
Aus Marzipan gesessen.

Und in der Feigenkette hier,
Da sind zwei große Lücken.
Dem Hündchen dort, dem armen Tier,
Fehlt gar ein Stück im Rücken.

Du Mutter, da ist wohl heut nacht
Der Nissemann gekommen
Und sich an den Baum gemacht
Und hat sich was genommen.

Du sagtest uns vor Weihnacht ja,
Er würd' gewiß erscheinen.
Drei Stücke wären für ihn da,
Sonst müßt er traurig weinen.

Ei, kleiner Schelm, komm hier mal her;
Das Dichten möcht dir glücken,
Wenn nur der schiefe Zahn nicht wär
Auf diesem Hunderücken.

Dem Nisse ist kein Zähnchen schief,
Das wirst du doch wohl wissen,
Auch beißt er noch nicht halb so tief,
Als hier hinein gebissen.

Schelm, und deutest du auch schlau
Hier dieses Tierleins Wunde,
Sie paßt mir dennoch zu genau
Zu meines Hansels Munde.