Lieder von Michael Beer u. A. für Sopran (oder Tenor) , opus 1

Komm, Liebchen, komm! Die Nacht ist hell,
Und frische Lüftchen gaukeln.
Wie möcht' ich dich auf leiser Well'
Mit [schlankem Kahne]1 schaukeln.

Komm, Liebchen, komm! Uns ruft die Nacht, 
Mein Herz schlägt treu und ehrlich; 
Die Mutter schläft, dein Liebster wacht, 
Was wäre da gefährlich?

"Lös't, ihr Schiffer, schnell vom Strande
"Mir den Kahn,
"Und gewährt mir, gnäd'gen Götter,
"Ruh'ge Bahn."

"Unumwölkt blick' in die Tiefe,
"Gold'nes Licht,
"Und ihr leicht ergrimmten Stürme,
"Murret nicht."

"Schütze mir der Kinder Schlummer,
"Stille Nacht!
"Wieg' sie leise, du der Fluthen
"Dunkle Macht!"

"Euch vertrau' ich, lieben Sterne,
"Treuen Gruß;
"Bring der Schwester, milder Zephyr,
"Diesen Kuß."

Freundlich sprichst du's, und gehorchend, 
Süßes Kind,
Lauscht das Licht, die Nacht, der Zephyr, 
Meer und Wind.

Wollust murmelnd scheucht die Woge 
Die Gefahr,
Wie dein Auge lacht der Himmel
Blau und klar.

Doch nun nahen alle Stürme
Unsrer Brust,
Und uns flieh'n, wie sie dir folgen,
Fried' und Lust.

Laß uns nicht in Nacht und Stürmen 
Unser Glück
Führe dich, du Heißersehnte,
Bald zurück.

Dann, ihr Schiffer, löst vom Strande 
Schnell den Kahn, 
Und gewährt ihr, ew'ge Götter, 
Ruh'ge Bahn.