Du bist so schön, ich wag' es nicht, Dich anzuschauen, Du schlanke Lilie hoch und licht Im Kranz der Frauen; Du Kön'gin sonder Hermelin, Von deren Stirne Gnad' und Hoheit scheinen, Du bist so schön -- o laß mich vor dir knien Und stumm auf deine Füße weinen! Ich kann die Wonne, kann den Schmerz Nicht mehr verschweigen, Ich kann nur flehn: Nimm hin dies Herz, Es ist dein eigen. Nimm's, deiner Huld wertlosen Raub, Und blick' es an zwei selige Sekunden; Dann wirf es hin und tritt es in den Staub, Es hat des Heils genug gefunden. Doch wisse, keines kann dir je Wie dieses schlagen, So weit beschwingt um Land und See Die Winde jagen; So weit das lichte Morgenrot Dahinfleucht durch die Welt mit raschen Gluten, Ist keins wie dies bereit, in sel'gem Tod Sein Dasein für dich hinzubluten.
Drei Lieder von Geibel für Tenor , opus 17
by Jean Joseph Bott (1826 - 1895)
1. Du bist so schön  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Juniuslieder, in Der Troubadour, no. 2
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2. O weisst du  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
O weißt du, was den wilden Schwan Treibt übers Meer in südlich Land, Was aus dem Schacht zum Licht hinan Das Bächlein zwingt durch Kies und Sand? Kannst du es sagen: Dann magst du fragen, Was mich an deine Schritte bannt. Dann magst du fragen auch, warum Dies Auge brennt, das stets gelacht, Warum der kecke Mund ward stumm. Kein Becher mehr mich fröhlich macht, Warum in Sorgen Mich trifft der Morgen Und schlaflos die gestirnte Nacht. Ich weiß nur das: Trüb oder froh, Ein Schicksal ist's, ich gab mich drein; In meinen Sternen flammt' es so, Und Lieb' ist Lieb' in Lust und Pein. Drum duld' es stille, Daß all mein Wille Um dich sich dreht: Nimm hin, was dein!
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Juniuslieder, in Der Troubadour, no. 3
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3. O du der Schönheit Fürstin  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
O du der Schönheit Fürstin stolz und hoch, Du Rätselvolle, die kein Sinn erfaßt, Du bist so kalt und zündest Flammen doch, Und selbst so ruhig raubst du alle Rast; Du machst mich irr an meines Herzens Schlag, Mich selbst verlor ich, seit ich dich gesehn; Schlaflose Nacht löst ab verträumten Tag Mit Zweifeln, Gluten, Wehn -- Du aber lächelst fort, als wäre nichts geschehn. Oft zweifl' ich, daß dir eine Seele ward, Und wieder mein' ich dann, sie schlafe nur, Und wer sie weck' aus ihren Träumen zart: Ihr holdstes Wunder zeige dem Natur; Urplötzlich, wie der Lenz kommt über Nacht, So müss' aufquellend einst in jäher Lust Dein Wesen all erblühn in Frühlingspracht, Wenn deine junge Brust Zum ersten Male fühlt, wovon sie nie gewußt. O dürft' ich der gefeite Zaubrer sein, Der so den Frost in Maienwonne kehrt, Der deine Wangen glühn in hast'gem Schein, Dein Aug' in brünst'gen Tränen fluten lehrt! Dürft' ich der sein, der dir die Seele gibt, Die stummen Rätsel lösend deinem Sinn, Der Sel'ge, den du liebst, weil er dich liebt -- O was ich hab' und bin, Die eigne Seele halb, die ganze gäb' ich hin! Verwegner Traum! Doch wie du immer seist: Mich treibt zu dir allmächtige Gewalt; Gebannt in deine Kreise liegt mein Geist, Ich kann nicht los, und tust du noch so kalt. Du ziehst mich nach dir wie der Mond die Flut, Wie der Magnet das Eisen siegreich zieht; Und ob du harmlos spielst mit meiner Glut, Ob streng dein Auge sieht: Mein unstet Herz ist dein, und dein mein dunkles Lied.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Juniuslieder, in Der Troubadour, no. 4
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