Die dunkle Frühe trägt mich schwer im Schoß, Sterbend die mich gebar dem blassen Morgen; Mit Heckenrosen werd ich langsam groß, Berg muß mir seine blauen Schatten borgen, Wenn Mittag mich in steiler Glut versehrt. Zum Abend führt, von müder Last beschwert, Bachüberwankend scheu das schmale Brett. Stumm stürzen nachts die weißen Wände ein, Die schwarzen Wälder schreiten um mein Bett.
Vier Lieder nach Maria Luise Weissmann , opus 369
by Klaus Miehling (b. 1963)
1. Juni 1919  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Maria Luise Weissmann (1899 - 1929), "Juni 1919", appears in Gedichte, in Das frühe Fest
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Confirmed with Maria Luise Weissmann: Imago, Starnberg, 1946, pages 8-9.
2. Wald  [sung text not yet checked]
Die Toten meiner Jahrtausende Sind auferstanden. Meiner Väter Blick Ging über mich, es wandelte Leicht die Nähe der Erwachenden. Im Abend aber entschliefen sie Plötzlich; aus ihren Augenhöhlen Brachen Blumen, ihres Atems Stille griff Nach meinem Herzen, eine blaue Hand.
Text Authorship:
- by Maria Luise Weissmann (1899 - 1929), "Wald", appears in Gedichte, in Das frühe Fest
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Confirmed with Maria Luise Weissmann: Imago, Starnberg, 1946, page 10.
3. Der Sterbende  [sung text not yet checked]
Die Grenzen fallen ab von mir, ich ward Ganz unermeßlich Hingegebener. Und so mir tief und brüderlich vertraut Atmen in mir die fernen Dinge Und decken mich mit aller Nähe zu. Oh starre Hülle Abgeschiedenheit, Die endlich wie ein schwerer Traum entglitt! Daß ich nun weiß: wenn dann der Abend fällt, Bricht er in mich so tief wie in die Wälder ein.
Text Authorship:
- by Maria Luise Weissmann (1899 - 1929), "Der Sterbende", appears in Gedichte, in Das frühe Fest
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Confirmed with Maria Luise Weissmann: Imago, Starnberg, 1946, page 19.
4. Das Mädchen spricht [sung text not yet checked]
Note: this is a multi-text setting
Es spürt mich Einer in allem Rosenduft, Ahne ich manchmal. Und er sucht mich auch In Fliederblüten und den blauen Glocken. Aber ich weiß mich selber nicht. Ich will ihm gerne beide Hände reichen; Nur meine Glieder sind so unbeschwert, Daß ich mir immer wie ein Wind entgleite. Ich glaube, daß ich noch nicht geboren bin.
Text Authorship:
- by Maria Luise Weissmann (1899 - 1929), no title, appears in Gedichte, in Das frühe Fest, in Das Mädchen spricht, no. 1
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Confirmed with Maria Luise Weissmann: Imago, Starnberg, 1946, page 17.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
Einmal aber werde ich sein. Ganz plötzlich. Wie von einem Stern Der helle Stein zur Erde fällt, Wird tief mein Name in ihn fallen. Der vordem ging durch alle Gärten schwer Und träumte mich, gab mir Gesicht Und Leib und Lächeln, als er gläubig rief: Ich fand mich atmen. Und erstaunte tief.
Text Authorship:
- by Maria Luise Weissmann (1899 - 1929), no title, appears in Gedichte, in Das frühe Fest, in Das Mädchen spricht, no. 2
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Confirmed with Maria Luise Weissmann: Imago, Starnberg, 1946, page 17.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
Aber es hängt vor allem Frühling Ein sanfter Schleier wie Herbst. Oder wurden meine Augen grau? Nie blendet mich der Tag. Ward ich der blassen Erde zart vertraut, Oh unsrer Liebe nahe Bitternis! Einmal werd ich der tiefste Schatten sein, Der sie befiel.
Text Authorship:
- by Maria Luise Weissmann (1899 - 1929), no title, appears in Gedichte, in Das frühe Fest, in Das Mädchen spricht, no. 3
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Confirmed with Maria Luise Weissmann: Imago, Starnberg, 1946, page 18.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]