Zwei Gesänge , opus 39

Abend schlummert auf der Flur,
nur ein Stern hält oben Wacht,
und der Strom, von ihm beglänzt,
fließt wie Silber durch die Nacht.

Wäre doch der Strom dein Herz,
ich der Stern mit treuem Sinn!
Ach, sooft er niederblickt,
findet er sein Bild darin.

So willst du von mir gehen,
willst in den grausen Streit,
wo blut'ge Sicheln mähen,
was Gott dem Tod geweiht!
O höre die Stimme der Vögel,
sie singen von Frieden zu dir!
O bleib in dem heimischen Tale,
o bleibe, o bleibe bei mir!

Wie wird mein Herz verzagen,
weiß es dich schreckbedroht;
des Morgens heit'res Tagen
bringt dir Gefahr - den Tod!
Sieh, unter der rauschenden Linde,
da hast du's geschworen mir,
du wolltest mich nimmer verlassen;
o bleibe, o bleibe bei mir!

Ich muss dich dennoch lassen;
wenn ich den heim'schen Herd
mit meinem Blut beschütze,
dann bin ich dein erst wert!
Du Reine wirst für mich beten,
dann sind alle Engel mit mir,
und kehrt' ich auch nie aus dem Kampfe,
Mein Herz bleibt bei dir, bei dir!