Ich sah eine zarte Rose blüh'n, von Frühlingslicht umflossen; ich sah sie duftend sanft erglüh'n, vom Himmelstau begossen. Ich schaute hin, ich schaute her und konnt' nichts And'res blicken; da ward das Herz mir bang u d schwer vom heimlichen Entzücken. Und ach! die Rose winkte mir, ich nahte mich ganz leise und neigte zitternd mich zu ihr, da sprach sie diese Weise: Gefährlich ist's, der Rose nah'n, bezaubernd ihre Nähe, denn vielen, die sie blühen sah'n, tat's schon im Herzen wehe! Ich aber sprach: Lass, Rose, mich, ich will und muss dich sehen; ich schaue blüh'n und glühen dich, und sollt' ich auch vergehen. So schau' ich denn die Rose an, beglückt durch ihre Nähe, doch wag' ich's nimmer, mich zu nah'n, sonst tut das Herz mir wehe.
Lieder und Gesänge für eine Bass- oder Baritonstimme mit Begleitung des Pianoforte , opus 114
by Karl Gottlieb Reissiger (1798 - 1859)
1. Die Rose
Language: German (Deutsch)
2. Kuriose Geschichte
Language: German (Deutsch)
Ich bin einmal etwas hinausspaziert, Da ist mir ein närrisch Ding passiert: Ich sah einen Jäger am Waldeshang, Ritt auf und nieder den See entlang; Viel Hirsche sprangen am Wege dicht; Was tat der Jäger? -- Er schoß sie nicht, Er blies ein Lied in den Wald hinein -- Nun sagt mir, ihr Leut', was soll das sein? Und als ich weiter bin fort spaziert, Ist wieder ein närrisch Ding mir passiert: In kleinem Kahn eine Fischerin Fuhr stets am Waldeshang dahin; Rings sprangen die Fische im Abendlicht; Was tat das Mädchen? -- Sie fing sie nicht, Sie sang ein Lied in den Wald hinein -- Nun sagt mir, ihr Leut', was soll das sein? Und als eine Stunde ich fortspaziert, Da ist mir das närrischste Ding passiert: Ein leeres Pferd mir entgegen kam, Im See ein leerer Nachen schwamm, Und als ich ging an den Erlen vorbei, Was hört' ich drinnen ? -- Da flüsterten Zwei, Und 's war schon spät und Mondenschein -- Nun sagt mir, ihr Leut', was sollt' das sein?
Text Authorship:
- by Robert Reinick (1805 - 1852), "Kuriose Geschichte", appears in Lieder, in Romanzen und Balladen [formerly Bilder], first published 1833
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
3. Erdenschlummer
Language: German (Deutsch)
Es flirrt und rauscht im hellen Sternenglanz, vom Nachthauch kühl umweht, auf meinem Grab der frische Totenkranz, der einsam trauernd steht. Was klagt der Wehmut stille Träne? Was klagen ihre dumpfen Töne? Mir ist nun wohl! Es streift der Tod das drückende Gewand dem Erdenpilger ab, zum Frieden führt ihn des Erbarmers Hand zum kühlen, dunklen Grab. Erlösung schwingt ihr Strahlgefieder, es flüstert Geisterodem nieder: Ist dir nun wohl? Ja, mir ist wohl in diesem engen Raum, der meinen Staub bewahrt. Mir hat ein Traum, ein freundlich schöner Traum die Wonne offenbart, dass, der den kurzen Schlummer sendet, zum reinen Engel mich vollendet. O mir ist wohl! Still welkt der Kranz auf meinem Hügel hin. So stille welken einst die Herzen all, die warm mir schlugen, hin, wenn du, o Tod, erscheinst. Und ruh'n auch sie am Palmenziele, dann ist in sanfter Grabeskühle uns allen wohl!
4. Ständchen
Language: German (Deutsch)
O wär' ich ein Vögelein, käm' ich - husch, husch - geflogen zu dir, setzte mit frohem Sinn traulich mich zu dir hin, singend von Liebe, Hoffnung und Treu'. Und hörtest das Vögelein dann freundlich du an, erfüllte die höchste der Freuden mein Herz, und ewig entschwunden wär' Sehnsucht und Schmerz. Selbst wenn ich ein Lüftchen wär', käm' ich - husch, husch - gelispelt zu dir, küsste die Rosenzier lieblicher Wangen dir, flüsternd von Liebe, Hoffnung und Treu', Und hörtest das Lüftchen dann freundlich du an, erfüllte die höchste der Freuden mein Herz, und ewig entschwunden wär' Sehnsucht und Schmerz. Auch wenn ich die Welle wär', käm' ich - husch, husch - geplätschert zu dir, schlänge ein Silberband dir um die Lilienhand, murmelnd von Liebe, Hoffnung und Treu'. Und hörtest die Welle dann freundlich du an, erfüllte die höchste der Freuden mein Herz, und ewig entschwunden wär' Sehnsucht und Schmerz. Doch weil ich dein Liebster bin, komm' ich - ganz still - gegangen zu dir, künde im Liede hier, wie du so teuer mir, flehend um Liebe, Hoffnung und Treu'. Und blicktest den Armen dann freundlich du an, erfüllte die höchste der Freuden mein Herz, und ewig entschwunden wär' Sehnsucht und Schmerz.
Text Authorship:
- by Pauline von Brochowska (1794 - 1853), as Theophania
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5. Warnung
Language: German (Deutsch)
Der Mond ist ein besonder Ding!
Es tanzt die Kreuz, die Quer
am Himmel so ein Wunderding
nun schon seit Alters her.
Er hat von je dahin getracht't,
das er die Erde toll gemacht.
Die Erde ruhig immerdar
läuft die gewohnte Bahn,
doch was auf ihr ist wandelbar,
das ist ihm untertan.
D'rum wirkt auf Weiber, Launen, Meer
der Mond hienieden von jeher.
Lunarisch launisch idem sind,
sagt unser großer Kant,
die Launen und die Liebe sind
dem Monde nah verfwandt,
und sicher tauscht in Mondenschein
Schalk Amor seine Pfeile ein.
...
D'rum nehme vor dem Monde sich
ein Jeder wohl in Acht!
Er schleicht am Himmel sicherlich
voll Ränke jede Nacht.
Traut Weibern und dem Monde nicht
vom neuen bis zum vollen Licht
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author ( Dr. Stucke ) , no title
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6. Bei ihr!
Language: German (Deutsch)
Dir nah, o Götteraugenblick, nah deines Mundes süßem Weh'n, nah deiner vReize Glanz zu steh'n ist mehr als Ewigkeiten Glück, wie deiner Himmelsgüte Geist verklärend sich am Freund beweist. Kein Baum kühlt so mit frischem Zweig, Verschmachtenden labt so kein Quell, und Sonn' und Mond strahlt nicht so hell, wie du schmückst meines Herzens Reich. In keiner Zeit es je erlischt, wie durch dich ward mein Herz erfrischt. Nun dich ich sah, fürcht' ich den Tod! Wie möcht' ich von der Erde geh'n, da ich den Himmel hier geseh'n in dir, du lieblich Morgenrot! O Gott, wie ist das Leben süß! Durch dich war ich im Paradies. Lass mich mit dir nur atmen Luft, lass leben mich in deinem Licht, entzieh mir deine Liebe nicht, die mich zu geist'gem Leben ruft! Entreiß mir nie die reine Hand, die mir die Todesgötter bannt.