O schöne Zeiten, da gerne man sein Leben gibt um eine Lippe, die man liebt, o Seligkeit! Sie sind verflossen, und kommt auch tausendmal der Mai, die süße Maienschwärmerei ist abgeschlossen. Wohl jetzt wie immer mein Leben würfe ich dahin! Jedoch um besseren Gewinn, den find' ich nimmer. So schlepp' ich's weiter, so schlepp' ich's fort, wie oft im Sinn ein nutzlos Wort als Waldbegleiter, und harre, harre, bis ich es still und ohne Zweck an einem stillen, stillen Fleck verscharre.
Fünf Lieder für 1 höhere Singstimme mit Pianofortebegleitung , opus 59
by Adolf Wallnöfer (1854 - 1946)
1. Melancholie
Language: German (Deutsch)
2. Wenn das Aug' mir zugefallen
Language: German (Deutsch)
Wenn das Aug' mir zugefallen, denk' ich an versunk'ne Zeiten, an verscholl'ne Nachtigallen und ertrunk'ne Süßigkeiten. Wenn das Aug' mir zugefallen, müde, milde, ob ich schliefe, will mein Sinnen heimlich wallen in des Herzens stillste Tiefe. Mit der Asche in der Kühle spielt es, wie ein Kind versunken. Manchmal wühlt es in der Schwüle, und es sprühen leise Funken. Und es zuckt empor entsetzlich, so beseelend und so quälend, dann erlischt es wieder plötzlich, wieder altes, kaltes Elend. Wenn sanft gebrochen die Fluten sich teilen, ist mir zuweilen, als hättest du ein Wort zu mir gesprochen.
3. Um dein zu denken, verbring' ich die Tage
Language: German (Deutsch)
Um dein zu denken, verbring' ich die Tage am Teich, im Hage, wo still die Weiden ihre Häupter senken, wo rings die Pfade verlassen, verschwiegen am Wasser liegen, da seh' ich dich in aller Lieb' und Gnade!
4. Verbitterung
Language: German (Deutsch)
Lass ab von mir, ich bitte dich, beschwöre dich, lass ab von mir für alle Tage und kehr' dich nicht an meine Klage! Was liegt an mir? Beim ew'gen Gott, ich spreche ohne jeden Spott! Du aber bist ein reines Wesen, zu Glück und Frieden auserlesen. Ich bin nur eines Menschen Rest, mich hält der Missmut Klammer fest an unzerreißbar zähen Ketten; ich bin nicht mehr zu retten. Lass ab von mir! O fliehe, fliehe, und ob ich weinend auch verziehe, hinweg, als ob der Tod dich riefe, zu zerren dich in seine Tiefe! Du siehst es ja, ich bin verdammt, die Seele, die für mich entflammt, dem Schmerz, dem Unglück hingegeben! Gezeichnet bin ich für das Leben!
5. Seufzer der Sehnsucht
Language: German (Deutsch)
Ich verblieb und du gingst fort. Schlimmes Weilen, schlimmes Eilen! Ich bin hier und du bist dort, zwischen uns viel Hundert Meilen. Meinem Arm wie bist du weit! Weiter sind ja nicht die Sterne. Welche schnöde Grausamkeit ist der Raum, ach, ist die Ferne! Wie ein Reh, das lautlos duckt, starrt mein Herz in banger Trauer, nur zuweilen mich durchzuckt, ach, von dir ein süßer Schauer. Tief erschüttert mich im Flug, ach, ein Blick aus deinen Augen, deines Mundes Atemzug, deiner Lippen Küssesaugen. Glutvoll über allem Raum wallen selige Genüsse, doch im Denken nur, im Traum traumverglüh'n Gedankenküsse! Ach, ich wollte, diese Welt wäre eine einz'ge Strecke, und du wärest mir gesellt auf dem einen einz'gen Flecke! Fort mit Tal und Waldrevier, mit der Welt und allen Weiten! Ach, das Plätzchen nur bei dir sei die Welt für alle Zeiten!