Auf diesem abgeschied'nen Pfade, fern dem Getös' verworr'ner Zeit, tief tauch' ich unter in dem Bade waldschattenreicher Einsamkeit. O Kühlung, die der Baum mir fächelt! O Stille, die mich rein umgibt! Es wallt die Brust, das Auge lächelt, und aller Staub der Welt verstiebt. Zorn, Liebe, Eifer, Hass und Trauern; was schwertscharf mir das Herz durchfuhr, verklärt zu süßer Wehmut Schauern die alles mildernde Natur.
Sieben Gesänge nach Gedichten von Karl Henckel [sic] , opus 79
by Adolf Wallnöfer (1854 - 1946)
1. Natureinsamkeit  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Karl Friedrich Henckell (1864 - 1929)
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Morgenwanderung  [sung text checked 1 time]
Wie leuchtet der Morgen so klar und [rein]1 mir in die verweinten Augen hinein! Die Gräser sprühen Silber und Gold, die Blumen blühen so wunderhold, und das flutende Leben, das freudig erwacht, verscheucht mir die Qualen der finsteren Nacht. Wer nimmer gerungen in nächtlicher Not, wer nimmer gebetet zum Morgenrot, wer nie nach oben sein Duldergesicht flehend erhoben zum Sonnenlicht, wem der erste Strahl nicht den Busen erhellt, [er]2 kennt nicht die [heiligsten Wonnen]3 der Welt. [Und ich]4 walle so selig durch Wald und Flur, mir rauschen die Wipfel, mir spricht die Natur: Aus Liebe leiden [in]5 Spott und Hohn, das muss ich neiden dem Menschensohn. [Glückseliger]6 du, aus Nacht und aus Pein steigt die Krone des Lebens - die Krone ist dein!
Authorship:
- by Karl Friedrich Henckell (1864 - 1929), "Morgenwanderung"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Quartett. Dichtungen, ... herausgegeben von Karl Henckell, Hamburg, 1886.
1 Wallnöfer: "so rein"2 Wallnöfer: "der"
3 Wallnöfer: "heiligste Wonne"
4 Wallnöfer: "Ich"
5 Wallnöfer: "aus"
6 Wallnöfer: "Glücksel'ger"
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3. Ich bete dich nicht an  [sung text checked 1 time]
Ich bete dich nicht an, ich achte Dich viel zu hoch für Spiel und Wahn. Nicht ein Idol, zu dem ich schmachte, Hält mich dein Bildnis untertan. Ich kniee nicht zu deinen Füßen, Ich bettle nicht um deine Gunst, Mit Händedruck uns frei zu grüßen, Bleibt uns'rer Liebe beste Kunst. Wärst du ein Weib, das mich zum Knechte Nur einen Augenblick begehrt, Ich böte nie dir meine Rechte [Und schätzte]1 dich der Freundschaft wert. Ich würde deiner Lockung lachen Und spotten deiner eitlen Huld, Dich mir vielleicht zur Sklavin machen, Verstrickt in Leidenschaft und Schuld. [Das wär die alte, glatte Weise, Der engelhafte, schöne Schein,]2 Ein Lied zu meiner "Göttin" Preise, [So schmeichlerisch und so gemein]3. Ich bete dich nicht an, ich achte Dich viel zu hoch für Spiel und Wahn. Nicht ein Idol, zu dem ich schmachte, Hält mich dein Bildnis untertan.
Authorship:
- by Karl Friedrich Henckell (1864 - 1929), "Ich bete dich nicht an"
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View original text (without footnotes)1 Wallnöfer: "Noch hielt' ich"
2 Wallnöfer: "Es wäre dies die alte Weise / mit engelhaftem, schönem Schein"
3 Wallnöfer: "Das soll es und darf es nimmer sein"
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4. Melodien klingen  [sung text checked 1 time]
Melodien klingen an mein lauschend Ohr, und auf Traumesschwingen schwebt mein Geist empor. Düst're Töne, wildes Lied, aus Qual geboren, deiner kunstverklärten Schöne folgt mein Sinnen, weltverloren. Melodien, rauscht und nehmt mich ganz dahin! Aus dem Engen fliehen will auf euch mein Sinn. Gute Geister seh' ich eurem Meer entquellen, meiner Schmerzen werdet Meister, spült sie fort in euren Wellen!
Authorship:
- by Karl Friedrich Henckell (1864 - 1929)
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Psalm der Freude  [sung text checked 1 time]
Und sinken wir alle in Todes Schoß, ich will nicht klagen der Menschheit Los. Ihr seht die Spanne flüchtigen Lebens, ich sehe den [Wandel ewigen Lebens]1. Ihr seht den Rauch im Winde verweh'n, ich sehe im Regen ihn niedergeh'n. Ihr seht das Blatt nur welken vom Baume, ich ahne die junge Knospe im Traume. Ihr seht nur das Fleisch und verzweifelt im Rat, ich sehe das Feuer der ewigen Tat. Ihr seht nur die Geister, ich sehe den Geist, der unvergänglich zum Lichte weist. [Er waltet von Anbeginne]2 zu Ende, dass sich die große Erlösung vollende. D'rum, sinken [die Menschen]3 in Todes Schoß, ich will nicht klagen der Menschheit Los.
Authorship:
- by Karl Friedrich Henckell (1864 - 1929), "Psalm der Freude"
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View original text (without footnotes)1 Wallnöfer: "Weltgang ewigen Werdens"
2 Wallnöfer: "Es waltet von Anbeginn"
3 Wallnöfer: "sie alle"
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6. Du bist zu licht  [sung text checked 1 time]
Du bist zu licht, ein Kind der Nacht zu werden, Wie Sonne fließt der güld'nen Haare Flut, Dich grüßt der Tag, Du junges, frisches Blut, Blau glänzt Dein Aug', roth prangt der Wangen Glut, Wie Silberglocken lacht Dein Jugendmut -- Hinweg, nachtfinst're, sorgende [Beschwerden]1! Ich kann Dich denken nur im Sonnenglanz, Geschmückt mit [weißer Frühlingsblüthen Kranz]2, [Rings leuchtet Thau]3, anmutig schreitest Du Dem einzig Auserwählten selig zu -- O leb' im reinen Strahl des [Glücks]4 auf Erden -- ! Du bist zu licht, ein Kind der Nacht zu werden.
Authorship:
- by Karl Friedrich Henckell (1864 - 1929), "Du bist zu licht . . . ", appears in Gedichte, in Unter Andern
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View original text (without footnotes)Confirmed with Karl Friedrich Henckell, Gedichte, Zürich und Leipzig: Karl Henckell & Co., 1900, page 73. Appears in Unter Andern
1 Wallnöfer: "Beschwerde"2 Wallnöfer: "frühlingshellem Blütenkranz"
3 Wallnöfer: "Dich grüßt der Tag"
4 Wallnöfer: "Glückes"
Research team for this page: Melanie Trumbull , Johann Winkler
7. Lüstern flüstern die Zweige  [sung text checked 1 time]
Lüstern flüstern die Zweige, Lenzhauch küsst die Natur; Schwellendes Sehnen im Herzen, Was willst du nur? Träumst du von rosigen Wangen, Süsser, verschwiegener Lust? [Bebst]1 in sel'gem Verlangen, [Wonnige]2 Brust? [Jubelsänge umfluthen Meinen trunkenen Sinn Und in heiligen Gluthen Wandl' ich dahin.]3
Authorship:
- by Karl Friedrich Henckell (1864 - 1929), "Lüstern flüstern die Zweige"
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View original text (without footnotes)Note: the text above is Georg Schumann's sung text.
1 Wallnöfer: "Bebst du"2 Wallnöfer: "Wonniger"
3 Wallnöfer: "Feuer schlagen zusammen / Um den trunkenen Sinn, / und in heiligen Flammen / wandl' ich dahin."
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Malcolm Wren [Guest Editor] , Johann Winkler