Sechs Gesänge , opus 21

Ich grüße dich,
Du Eine, Erkorne, von Gott erschaut
In der Stille des Dort, du Kind und Braut...

Dulde, du Feine, daß ich dir bringe
Das Wort des Herrn. Daß ich dir singe...
Des Herren Wort ist immer Gesang;
Wir tragen's im Mantel, schwer ist unser Gang,
Denn des Herren Wort ist kostbares Erz
Und klingt wie goldglänzende Glocken ans Herz --
Des Herren Wort ist voller Gestalt,
Ewigkeitalt und von großer Gewalt. --
Und du, die in Nächten des Sturms gelauscht
Und in dich trankst, was der Frühling rauscht
Und die du die Stille hast singen hören,
In Stunden der Sehnsucht, da menschenfern
Du begehrtest nach einem unendlichen Stern --
Wirst auch gern meine Stimme hören.

Was der Engel mir verkündet,
War ich vordem schon; die Jahre runden
Langsam sich zu eins -- aus allen Weiten,
Aus der Ewigkeit und aus den Zeiten
Rundet das Herz des Kinds; in Weltenweiten
Wächst des Kindes Seele... Um mich breiten
Sich des Vaters blaue Einsamkeiten.

Meiner Wunder harr' ich ... Wenn das Kleine,
Das ich meine, nun bald seine
Augen glänzend in die Welt aufbricht,
Wenn aus seinem Kinderangesicht
Und aus seinem Blick mir widerstrahlt:
Gottes Tiefe, Gottes Allgewalt.

O Wunder, daß ein Ahnen ist
Voraus: im Herzen leise,
Ein Suchen -- Über flachem Feld
Summendes Wehn aus weiter Welt:
Des Windes Heimwehweise . . .
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Lag in der Krippe schon der Christ.

O Wunder, daß ein Ahnen ist,
Ein Suchen, das gern fände.
Das glaubt, wann Zeit erfüllet ist
Und steht am Stall und grüßt den Christ
Und faltet seine Hände.

Klein Jesus schläft im Hag.
Um seine Wiege stehen
Die Büsche und wehen.

Maria in den Beeten
Muß harken und Unkraut jäten...
Und klein Jesus schläft im Sonnentag.

Geht nun, was dein ist, Gott, verkannt,
Gering auf Erden? Muß es leiden
Die Qual ruhlosen Wanderns im Land,
Zu Menschen gehn, um wieder zu scheiden?

Immer nur scheiden von Stunde zu Stunde,
Von Mensch zu Mensch, von Herz zu Herz --
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Gott, wessen ist Leid, Gott, wessen der Schmerz?

Du, der mein Traum war,
Als er noch klein war --
Streichle mein Haar.

Halte die Hand mir,
Die ich dir Land war
Und Quelle und Strand.

Einst, einst, du weißt noch,
Wie du so weit auch
Gewandert, gereist.

Die ich dir Quelle war,
Als du ein Kind noch,
Als ich dich sanft trug
Unter dem Tuch.

Als noch der Traum klein,
Als noch dein Lächeln fein,
Glücklich und rein war.

Du, der doch mein war,
Wandernde Welle du,
Werfe mir Helle zu

Fern aus dem Überlicht!
Hör', meine Seele spricht:
Kennst du die Stimme nicht,

Die dir das Schlaflied sang?
Einst? Einst? Geliebter, lang
Dehnen die Wüsten sich,

Lange, o grüßten sich,
O unsre Seelen nicht --  --  --
Hebe mich auf zu dir,
O du Geliebter, mir

Traum und Gesang --  --  --