Ich ruh nicht in den Nächten, Ich ruh nicht an den Tagen; Es treibt mich ohne Rasten, Durch Berg und Thal zu jagen. Da seh ich schwarze Wolken Am schwarzen Himmel fliegen, Da seh ich die dunkeln Lande Gespenstisch düster liegen. Da hör ich der Vögel Lieder Schmerzlich klagend schallen, Da seh ich Trauerblumen Von blüh'nden Bäumen fallen. Und düstre Schattengestalten Verfolgen mich durch die Räume, Wahnsinnig machen den Kopf mir verworr'ne wüste Träume. O könnt' ich noch einmal sehen Die tiefen frommen Augen, Und Frieden, Seligkeit, Segen Aus ihrem Himmel saugen!
Drei Gedichte von Wolfgang Müller für tiefe Stimme
Song Cycle by Heinrich August Marschner (1795 - 1861)
1. Verloren
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by (Karl) Wolfgang Müller von Königswinter (1816 - 1873), no title, appears in Junge Lieder [1841], first published 1841
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Jeffrey Williams) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
2. Hinaus in die Welt
Language: German (Deutsch)
Auf, tummle dich, Hengst, Im wildesten Braus! Ich will in die Welt, In das Leben hinaus! Wer mag an die Scholle Gefesselt sein? Duftgrünende Erde, Blauer Himmel ist mein. Hochfelsige Berge, Fruchtschwellende Thale Durchstreif im hellen goldsonnigen. Ich baue kein Haus, Ich säe kein Feld; Meine Wohnung ist rings Die endlose Welt. Ich pflanze keine Rebe, Ich presse keinen Wein; Der schäumende Becher Ist mein, ist mein! Ich pflege keinen Baum, Ich erwart' keine Blüt' , Ich hasche die Frucht, Die über mir glüht. Ich freie kein Weib Zu trägem Genuß, Ich liebe vom Roß Den flüchtigen Kuß. Ich liebe den Freund Bei Schwert, Trunk und Scherz; Doch bind' ich mich nimmer: Fahr' wohl, Bruderherz! Ich will nicht die Ruh, Ich will nicht die Rast, Ich bin der Minute Schnellflüchtiger Gast. Fort, tummle dich, Hengst, Im wildesten Braus, Ich will in die Welt, In das Leben hinaus!
Text Authorship:
- by (Karl) Wolfgang Müller von Königswinter (1816 - 1873), "Wilderich", appears in Dichtungen eines Rheinischen Poeten, in 1. Mein Herz ist am Rheine: Liederbuch, in 1. Junge Lieder
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Researcher for this page: Melanie Trumbull3. Der Seemann
Language: German (Deutsch)
Ich grüße dich blaues, unendliches Meer!
Wie dehnst du so weit und gewaltig die Brust,
Die Lande der Erde umgürtest du hehr,
Du spielst mit den Wolken des Himmels in Lust.
Blau oben die Lüfte, blau unten die Fluth,
Der Himmel so nah und die Erde so weit,
Und Ruh', wo der Blick auf den Wassern ruht,
So flieh' ich das Leben, vergesse die Zeit.
Hier herrschet kein Fürst, hier waltet kein Recht,
Als was in dem Herzen von Ewigkeit glüht,
Und gleich ist der König und gleich ist der Knecht,
Gleich machen die Fluthen ein jeglich Gemüth.
Die herrliche Freiheit, sie waltet noch hier,
Wenn längst sie den Städten und Ländern entfloh'n.
Du Freiheit, der Fluten allewige Zier,
Ich bin dein treuer, ausdauernder Sohn.
...
Schon fünfzig Jahre durchflog ich das Meer,
Bald lag es in Ruhe, bald schäumt' es im Wind;
Und lassen möcht' ich es nimmermehr,
Ich bleibe des Oceans stürmendes Kind.
Ich hasse die Städte, ich fliehe den Strand,
Ich schweif' auf dem Schiffe hinauf und hinab,
Ich nenn' euch, ihr Fluthen, mein Vaterland,
Ich will euch auch nennen mein endloses Grab.
Text Authorship:
- by (Karl) Wolfgang Müller von Königswinter (1816 - 1873), "Seemann", appears in Junge Lieder [1841]
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Note: modern spelling would change "Fluth" to "Flut", "Gemüth" to "Gemüt", "Ocean" to "Ozean", "Muth" to "Mut", etc.
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