Es schneien weiße Rosen auf die Erde, Warmer Schnee schmückt milde unsere Welt; Die weiß es, ob ich wieder lieben werde, Wenn Frühling sonnenseiden niederfällt. Zwischen Winternächten liegen meine Träume Aufbewahrt im Mond, der mich betreut - Und mir gut ist, wenn ich hier versäume Dieses Leben, das mich nur verstreut. Ich suchte Gott auf unbeschienenen Wegen Und kräuselte die Lippe nie zum Spott. In meinem Herzen fällt ein Tränenregen. Wie soll ich dich erkennen lieber Gott . . . . Da ich dein Kind bin, schäme ich mich nicht Dir ganz mein Herz vertrauend zu entfalten. Schenk mir ein Lichtchen von dem ewigen Licht! - - - Zwei Hände, die mich lieben, sollen es mir halten. So dunkel ist es fern von deinem Reich O Gott, wie kann ich weiter hier bestehen. Ich weiß, du formtest Menschen, hart und weich Und weintetest gotteigen, wolltest du wie Menschen sehen. Mein Angesicht barg ich so oft in deinem Schoß Ganz unverhüllt: du möchtest es erkennen. Ich und die Erde wurden wie zwei Spielgefährten groß Und dürfen »du« dich beide, Gott der Welten, nennen. So trübe aber scheint mir gerade heut die Zeit Von meines Herzens Warte aus gesehen; Es trägt die Spuren einer Meereseinsamkeit Und aller Stürme sterbendes Verwehn.
Vier ernste Gesänge für Mezzosopran und Klavier
by Stephen Harrap (b. 1952)
1. Ein Lied an Gott  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Ein Lied an Gott"
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Karl Bellenberg [Guest Editor]2. Das Wunderlied  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Schwärmend trat ich aus glitzerndem Herzen Wogender Liebesfäden, Ganz schüchtern, hervor; Nacht im Auge, Geöffnete Lippen … Aber wo auch ein See lockte, Goldene Tränke, Starb an der Labe mein pochendes Wild In der Brust. Was soll mir der Wein deines Tisches, Reichst du mir des Herzens Mannah [*] nicht. Süß mir, wenn ich im Rauschen der Liebe Für dich gestorben wär – Nun ist mein Leben verschneit, Erstarrt meine Seele, Die lächelte sonntäglich dir Frieden ins Herz. Ich suche das Glück nicht mehr. Wo ich auch unter hochzeitlichem Morgen saß, Erfror der träumende Lotos Auf meinem Blut.
Text Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Das Wunderlied"
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Karl Bellenberg [Guest Editor]3. Ewige Nächte  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Ich sitze so alleine in der Nacht An meinem Tisch, der trägt noch seine Lebensfarbe. Auf jede seiner Adern geb ich acht, – Mich dünkt, er blutet noch aus einer Narbe. Vielleicht stieß mal ein Messer in den Stamm Ein Mann im Walde, – seine Lust zu kühlen. Und reckte weit am Teiche in den Schlamm Die Glieder, die entlasteten zu fühlen. Er warf mit seinem Tropfen letzter Lust Die Menschheit von sich ab in einer einzigen Wehe. Ich wälze auch, wie er, mein »Ich« bewußt! Ein Volk von mir, bevor ich aus dem Leben gehe. Dich suchte unaufhörlich ich auf meinem Pfad, Nie aber kam mein Ebenmensch mir je entgegen. Und doch wurd' alles, was ich sann, zur Tat, Und hat das Wort auch tausend Jahr in mir gelegen. Und flöße Furcht ein, ob des Segens Segen, Um Dunkelheit vor meines Tisches stillem Tal: Ein wilder Jude mit dem Kopf des Baal. Verwittert – ewige Nächte ... Draußen fällt ein Regen.
Text Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Ewige Nächte"
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Karl Bellenberg [Guest Editor]4. Aus der Ferne  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Die Welt, aus der ich lange mich entwand, Ruht kahl, von Glut entlaubt, in dunkler Hand. Die Heimat, die ich heiß mit Liebe überhäufte, Blieb immer mir nur ein Stiefmutterland – Aus dem ich lebend in die Himmel reifte. Es wachsen auch die Seelen der gefällten Bäume Auf Erden schon in Gottes blaue Räume, Um inniger von Seiner Herrlichkeit zu träumen. Und auch der Mond und seine Lieblingssterne, Spielen mit den bunten Muschelschäumen Und hüten über Meere Gottes Geist so gerne. So fern hab ich mir nie die Ewigkeit gedacht ... Es weinen über unsere Welt die Engel in der Nacht. Sie läuterten mein Herz, die Fluren zu versüßen, Und ließen euch in meinen Versen grüßen.
Text Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Aus der Ferne"
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