Zartes Weiß, die Feier meiner Lieder will ich dir aus voller Seele weih'n, möchte sie so fleckenlos und rein wie des königlichen Schwans Gefieder, wie der Schnee auf hohen Alpen sein. Wohl dem Manne, der in seinem Herzen, heil'ge Unschuld, deine Farbe trägt; wenn Verfolgung ihn in Ketten schlägt, kann er noch mit diesen Ketten scherzen, weil ein Gott mit rechter Waage wägt. Wohl ihm, harret sein am Traualtare die Geliebte, wie der Friede mild, in ein weißes Brautgewand gehüllt, einen Lilienkranz im blonden Haare. Ihrer engelreinen Seele Bild. Dass des Vaters Tugenden nicht sterben, werden Kinder seiner Ehe Glück; wie der Mond den hohen Sonnenblick, eines ungetrübten Abends Erben, strahlen sie des Greises Licht zurück. Er erbebt nicht an des Grabes Rande, denn er fühlet seines Herzens Wert, und der Tod, der seinen Köcher leert, wird ein Genius im Lichtgewande, der die Fackel lächelnd niederkehrt.
Die Farben, 5 Lieder mit Begleitung des Pianoforte oder der Guitarre
by František Václav Hůrka (1762 - 1805)
1. Lob der weißen Farbe
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Karl Friedrich Müchler (1763 - 1857)
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Lob der roten Farbe
Language: German (Deutsch)
Dir gebühren meine Huldigungen, darum sei dir auch dies Lied gesungen, Bild der Liebe, wunderschönes Rot! Welche Farbe kann sich dir vergleichen, deinem Schimmer muss die schönste weichen, gegen dich sind alle, alle tot! Wann in Nacht das Heer der Sterne schwindet, wann Aurorens Block den Tag verkündet, Phöbus sich aus blauer Flut erhebt, färbt sein Antlitz den getrübten Äther triumphierend rot und immer röter. Purpur ward der Schmuck der zarten Rose, von Cytheren in Adonis' Schoße einst mit ihrem Götterblut benetzt; und der Stolz von allen Blumenbeeten malt uns nun der ersten Lieb' Erröten, hat uns Amors Pfeil die Brust verletzt. Purpurrosen schmücken Hymens Lauben, purpurn glänzen Libers Nektartrauben, Purpur färbt des Mädchens zarten Mund, und die sanfte Röte ihrer Wangen macht dem holden Jüngling das Verlangen ihres liebekranken Herzens kund. Selig, wem Liäens Traube glänzet, Amors Hand die Stirn mit Rosen kränzet, Hymens Fackel rote Flammen strahlt, wem nicht Sorgen seine Freuden töten, wem des Mädchens banges Schamerröten noch das Bild der zarten Unschuld malt. Selig, wann er dann zu ew'gem Bunde von des trauten Mädchens Rosenmunde früh den Kuss der Treu' und Liebe küsst, sagt ihm das Erröten ihrer Wangen und ihr Blick voll zärtlichem Verlangen, dass sie treu, und dass er glücklich ist.
Text Authorship:
- by Karl Friedrich Müchler (1763 - 1857)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Lob der blauen Farbe
Language: German (Deutsch)
Von allen Farben auf der Welt mir doch am meisten Blau gefällt. Blau ist des Himmels lichter Bogen, hat ihn kein Nachtgewölk umzogen. Blau ist des holden Veilchens Kleid, wann es sich voll Bescheidenheit in dunkelgrüne Blätter hüllet und doch die Luft mit Balsam füllet. Blau ist das Blümchen, welches spricht: Ich bitte dich, vergiss mein nicht! Das sich die Freundschaft ausersehen, für Liebe Liebe zu erflehen. Aus blauen Augen strahlet rein der Huld und Liebe milder Schein; d'rum haben immer auch vor allen nur blaue Augen mir gefallen. Blau ist schon seit der Fabelzeit die Farbe der Beständigkeit, das Rot der Liebe zu erheben und schöne Dauer ihm zu geben. D'rum soll die blaue Farb' allein stets meine Lieblingsfarbe sein, d'rum will ich nur in Blau mich kleiden und mich an blauen Augen weiden. Und führt mich Hymen einst zur Trau, sei meine Braut geschmückt in Blau, wünsch' ich, aus himmelblauen Augen der Treue schönsten Lohn zu saugen.
Text Authorship:
- by Karl Friedrich Müchler (1763 - 1857)
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Lob der gelben Farbe
Language: German (Deutsch)
Der gelben Farbe bin ich hold, d'rum sei ihr auch dies Lied gezollt. Viel Schönes kenn' ich in der Welt, das doppelt Reiz durch Gelb erhält. Gelb ist das Gold, und wie bekannt ersetzt es Tugend und Verstand, erkaufst du dir für blankes Gold Vergnügen, Ruhm, selbst Minnesold! Doch darum sing' ich freilich nicht der gelben Farb' ein Lobgedicht; wer trifft des Goldes Talisman wohl je bei einem Dichter an? Doch gelb ist auch der Sonne Licht, wenn sie hervor aus Wolken bricht, wenn sie im Lenz der Wiese Kleid mit bunten Blümchen überstreut. Gelb, wie die gold'ne Ananas, gelb wie in vollem Deckelglas der Wein, den Nierenstein gebar, ist meines Liebchens blondes Haar. Und Heil dem vaterländ'schen Rhein! Er gibt uns reichlich edlen Wein, gelb wie der Morgensonne Strahl glänzt er im schäumenden Pokal. Heil diesem Wein! Er schenkt uns Mut, er wärmt des Greises kaltes Blut, er flammt den Jüngling und den Mann zu kronenwerten Taten an. Auch kenn' ich noch in braunem Haar ein zartes gelbes Rosenpaar. O, solltet ihr's nur einmal seh'n, ihr riefet alle: Gelb ist schön!
Text Authorship:
- by Karl Friedrich Müchler (1763 - 1857)
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Lob der grünen Farbe
Language: German (Deutsch)
Singt rot und blau und gelb und grau, schwarz, feuerfarb' und weiß, singt carmosin - ich singe grün, denn ihm gebührt der Preis! Seht die Natur! Die Blumenflur schmückt sich im Lenz mit Grün, wenn hin zum Tanz beim Mondenglanz die Hirten frühlich zieh'n. Im grünen Wald, dem Aufenthalt der Unschuld, singt allein die Nachtigall dem Widerhall melodisch silberrein. Des Mädchens Haar am Brautaltar schmückt grünes Myrtenreis; ein grünes Blatt lohnt Heldentat, lohnt Dichtergeist und Fleiß. Der Göttin, die des Lebens Müh' durch schönen Traum versüßt, ist Grün geweiht; grün ist das Kleid, das flatternd sie umfließt. O Göttin, sei mir immer treu bis an des Grabes Rand; ich folge gern, glänzt nur von fern mir tröstend dein Gewand.
Text Authorship:
- by Karl Friedrich Müchler (1763 - 1857)
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