Schwarzgelb im Schnee vor mir leuchtet ein Weg und geht unter Bäumen her. Es ist Abend, und schwer ist die Luft von Farben durchfeuchtet. Die Bäume, unter denen ich gehe, haben Äste wie Kinderhände; sie flehen ohne Ende unsäglich lieb, wenn ich stille stehe. Ferne Gärten und Hecken brennen in dunklem Wirrwarr, und der glühende Himmel sieht angststarr, wie die Kinderhände sich strecken.
Sechs Lieder nach frühen Gedichten
Song Cycle by Daniel Glaus (b. 1957)
1. Abend  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Wiegen  [sung text checked 1 time]
Ich will nicht viel mehr machen, als noch ein wenig wachen, es ist so schön, allein noch wach und reg' zu sein. Ich kann ja halb schon liegen und bis zum Schlaf mich wiegen schon in den Traum hinein
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- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Nicht?  [sung text checked 1 time]
Ich liege im Zimmer, gequält von schwarzen Erinnerungen. Wie habe ich schwer gefehlt, wie bin ich zu fehlen gezwungen. Scheint denn die Sonne heut nicht? Es liegen ja alle Armen auf den Knien, mit ihren warmen Herzen, die Angst im bangen Gesicht. Scheint denn die Sonne heut nicht?
Authorship:
- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Im Mondschein  [sung text checked 1 time]
Ich dachte gestern nacht, die Sterne müssten singen, als ich aufwacht und es leise hörte klingen. Es war aber eine Handharfe, die durch die Räume drang, und durch die kalte, scharfe Nacht klang es so bang. Dachte so verlornem Ringen, Gebeten und Flüchen nach, und noch lange hört' ich es singen, lag lang noch wach.
Authorship:
- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Bertram Kottmann) , "In moonlight", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
5. Stille  [sung text checked 1 time]
Wie wär' ich froh, wenn irgendwo Nur still ich ruhen könnte; Zufriedenheit, als warmes Kleid, mir innre Stille gönnte. Wie liebt' ich sie, wenn irgendwie Ich darin Trost empfände, was sicher ist, da aller Zwist in ihr ein Ende fände
Authorship:
- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Tiefer Winter  [sung text checked 1 time]
In die Fensterscheiben sind jene Unendlich zärtlichen, zarten Blumen gegraben, als grosse Träne Hängt der gelbe Mond aus dem Nebelgarten. Das ist ein Garten, die Welt, worin Jetzt alle Wollust gestorben Und Laut und Himmel verdorben. Die Fensterblumen sind der erstarrte Sinn. Auf die vielen weissen Dächer, auf die Felder, die ebenso weiss sind, weint der Mond, auch in Gemächer, wo Menschen toll oder weis' sind.
Authorship:
- by Robert Walser (1878 - 1956)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]