Da steht er gestützt am Turm. Nur die Wipfel und Fahnen können sein Warten ahnen, und sie flüstern sich furchtsam: der Sturm. Das hören die Birken, zart, und stemmend sich Stamm zum Stamme; wie eine farblose Flamme flatters sein Bart. Und dann wissens die Kinder schon, suchen der Mutter Mienen. Wie von wilden Bienen ist in der Luft ein Ton.
Rilke-Lieder
Song Cycle by Rudolf Oertzen (1910 - 1990)
1. Da steht er gestützt am Turm  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
Go to the general single-text view
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]2. Du darfst nicht warten, bis Gott zu dir geht  [sung text not yet checked]
Du darfst nicht warten, bis Gott zu dir geht und sagt: Ich bin. Ein Gott, der seine Stärke eingesteht, hat keinen Sinn. Da musst du wissen, dass dich Gott durchweht seit Anbeginn, und wenn dein Herz dir glüht und nichts verrät, dann schafft er drin.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier, in Gebete der Mädchen zu Maria
See other settings of this text.
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]3. Ernster Engel aus Ebenholz  [sung text not yet checked]
Ernster Engel aus Ebenholz: Du riesige Ruh. Dein Schweigen schmolz noch nie in den Bränden von Büßerhänden. Flammenumflehter! Deine Beter sind stolz: wie du. Der du versteinst, du über den Blicken beginnender König, erkiese dir ein Geschlecht, dem du gerecht erscheinst, saumsinnender Riese. Du, aller Matten Furchteinflößer, Einer ist größer als du: dein Schatten.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Gebet", appears in Frühe Gedichte, in Engellieder, no. 7, first published 1899
See other settings of this text.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Fürchte dich nicht, sind die Astern auch alt  [sung text not yet checked]
Fürchte dich nicht, sind die Astern auch alt, streut der Sturm auch den welkenden Wald in den Gleichmut des Sees, - die Schönheit wächst aus der engen Gestalt; sie wurde reif, und mit milder Gewalt zerbricht sie das alte Gefäß. Sie kommt aus den Bäumen in mich und in dich, nicht um zu ruhn; der Sommer ward ihr zu feierlich. Aus vollen Früchten flüchtet sie sich und steigt aus betäubenden Träumen arm ins tägliche Tun.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written c1900, appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier, in Gebete der Mädchen zu Maria
See other settings of this text.
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]5. Geh ich die Gassen entlang  [sung text not yet checked]
Geh ich die Gassen entlang, da sitzen alle die braunen Mädchen und schauen und staunen hinter meinem Gang. Bis eine zu singen beginnt und alle aus ihrem Schweigen sich lächelnd niederneigen: Schwestern, wir müssen ihm zeigen wer wir sind.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier, in Gebete der Mädchen zu Maria
See other settings of this text.
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]6. Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort  [sung text not yet checked]
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort. Sie sprechen alles so deutlich aus: Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus, und hier ist Beginn und das Ende ist dort. Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott, sie wissen alles, was wird und war; kein Berg ist ihnen mehr wunderbar; ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott. Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern. Die Dinge singen hör ich so gern. Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm. Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Walter A. Aue) , "The words of humans fill me with fear", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 106.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
7. Nenn ich dich Aufgang oder Untergang  [sung text not yet checked]
Nenn ich dich Aufgang oder Untergang? Denn manchmal bin ich vor dem Morgen bang und greife scheu nach seiner Rosen Röte - und ahne eine Angst in seiner Flöte vor Tagen, welche liedlos sind und lang. Aber die Abende sind mild und mein, von meinem Schauen sind sie still beschienen; in meinem Armen schlafen Wälder ein, - und ich bin selbst das Klingen über ihnen, und mit dem Dunkel in den Violinen verwandt durch all mein Dunkelsein.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), written 1898
See other settings of this text.
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]8. Träume, die in deinen Tiefen wallen  [sung text not yet checked]
Träume, die in deinen Tiefen wallen, aus dem Dunkel lass sie alle los. Wie Fontänen sind sie, und sie fallen lichter und in Liederintervallen ihren Schalen wieder in den Schoß. Und ich weiß jetzt: wie die Kinder werde. Alle Angst ist nur ein Anbeginn; aber ohne Ende ist die Erde, und das Bangen ist nur die Gebärde, und die Sehnsucht ist ihr Sinn -
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Frühe Gedichte
See other settings of this text.
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]9. Um die vielen Madonnen  [sung text not yet checked]
Um die vielen Madonnen sind viele ewige Engelknaben, die Verheißung und Heimat haben in dem Garten, wo Gott beginnt. Und sie ragen alle nach Rang, und sie tragen die goldenen Geigen, und die Schönsten dürfen nie schweigen: ihre Seelen sind aus Gesang. Immer wieder müssen sie klingen alle die dunklen Chorale, die sie klangen vieltausend Male: Gott stieg nieder aus Seinem Strahle und du warst die schönste Schale Seiner Sehnsucht, Madonna Marie. Aber oft in der Dämmerung wird die Mutter müder und müder,- und dann flüstern die Engelbrüder, und sie jubeln sie wieder jung. Und sie winken mit den weißen Flügeln festlich im Hallenhofe, und sie heben aus den heißen Herzen höher die eine Strophe: Alle, die in Schönheit gehn, werden in Schönheit auferstehn.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Engellieder, no. 6, first published 1899
See other settings of this text.
Researcher for this page: Claus-Christian Schuster [Guest Editor]10. Vor lauter Lauschen und Staunen sei still  [sung text not yet checked]
Vor lauter Lauschen und Staunen sei still, du mein tieftiefes Leben; dass du weisst, was der Wind dir will, eh noch die Birken beben. Und wenn dir einmal das Schweigen sprach, lass deine Sinne besiegen. Jedem Hauche gieb dich, gieb nach, er wird dich lieben und wiegen. Und dann meine Seele sei weit, sei weit, dass dir das Leben gelinge, breite dich wie ein Feierkleid über die sinnenden Dinge.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Vor lauter Lauschen und Staunen sei still", written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
See other settings of this text.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]