Jetzt reifen schon die roten Berberitzen, alternde Astern atmen schwach im Beet. Wer jetzt nicht reich ist, da der Sommer geht, wird immer warten und sich nie besitzen. Wer jetzt nicht seine Augen schließen kann, gewiss, dass eine Fülle von Gesichten in ihm nur wartet bis die Nacht begann, um sich in seinem Dunkel aufzurichten: – der ist vergangen wie ein alter Mann. Dem kommt nichts mehr, dem stößt kein Tag mehr zu, und alles lügt ihn an, was ihm geschieht; auch du, mein Gott. Und wie ein Stein bist du, welcher ihn täglich in die Tiefe zieht.
2 Gesänge aus dem Stunden-Buch von Rainer Maria Rilke
Song Cycle by Fridolin Dallinger (1933 - 2020)
1. Jetzt reifen schon die roten Berberitzen  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Das Stundenbuch, in 2. Das Buch von der Pilgerschaft, no. 32
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Stundenbuch, Leipzig: Insel-Verlag, 1918, page 78.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
2. In tiefen Nächten grab ich dich, mein Schatz  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
In tiefen Nächten grab ich dich, du Schatz. Denn alle Überflüsse die ich sah, sind Armut und armseliger Ersatz für deine Schönheit, die noch nie geschah. Aber der Weg zu dir ist furchtbar weit und, weil ihn lange keiner ging, verweht. O, du bist einsam. Du bist Einsamkeit, du Herz, das zu entfernten Talen geht. Und meine Hände, welche blutig sind vom Graben, heb ich offen in den Wind, so daß sie sich verzweigen wie ein Baum. Ich sauge dich mit ihnen aus dem Raum, als hättest du dich einmal dort zerschellt in einer ungeduldigen Gebärde und fielest jetzt, eine zerstäubte Welt, aus fernen Sternen wieder auf die Erde sanft, wie ein Frühlingsregen fällt.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Das Stundenbuch, in 2. Das Buch von der Pilgerschaft, no. 34
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Stundenbuch, Leipzig: Insel-Verlag, 1918, page 80.
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
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