Ich glaube an Alles noch nie Gesagte. Ich will meine frömmsten Gefühle befrein. Was noch keiner zu wollen wagte, wird mir einmal unwillkürlich sein. Ist das vermessen, mein Gott, vergieb. Aber ich will dir damit nur sagen: Meine beste Kraft soll sein wie ein Trieb, so ohne Zürnen und ohne Zagen; so haben dich ja die Kinder lieb. Mit diesem Hinfluten, mit diesem Münden in breiten Armen ins offene Meer, mit dieser wachsenden Wiederkehr will ich dich bekennen, will ich dich verkünden wie keiner vorher. Und ist das Hoffahrt, so lass mich hoffährtig sein für mein Gebet, das so ernst und allein vor deiner wolkigen Stirne steht.
Rilke-Lieder
Song Cycle by Eugenia Manolides (b. 1975)
Ich glaube an Alles
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Alles noch nie Gesagte", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 12, first published 1905 [author's text checked 2 times against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by Eugenia Manolides (b. 1975), 2001-2002 [ soprano, tenor and orchestra ]Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 162.
Research team for this page: Sharon Krebs [Guest Editor] , David Evan Thomas
Ich lebe grad
Ich lebe grad, da das Jahrhundert geht. Man fühlt den Wind von einem großen Blatt, das Gott und du und ich beschrieben hat und das sich hoch in fremden Händen dreht. Man fühlt den Glanz von einer neuen Seite, auf der noch Alles werden kann. Die stillen Kräfte prüfen ihre Breite und sehn einander dunkel an.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich lebe grad", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 8, first published 1905 [author's text checked 2 times against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by Eugenia Manolides (b. 1975), 2001-2002 [ soprano, tenor and orchestra ]Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 160.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
Eine Stunde vom Rande des Tages
Eine Stunde vom Rande des Tages, und das Land ist zu allem bereit. Was du sehnst, meine Seele, sag es: Sei Heide und, Heide, sei weit. Habe alte, alte Kurgane, wachsend und kaum erkannt, wenn es Mond wird über das plane, langvergangene Land. Gestalte dich, Stille. Gestalte die Dinge (es ist ihre Kindheit, sie werden dir willig sein). Sei Heide, sei Heide, sei Heide, dann kommt vielleicht auch der Alte, den ich kaum von der Nacht unterscheide, und bringt seine riesige Blindheit in mein horchendes Haus herein. Ich seh ihn sitzen und sinnen, nicht über mich hinaus; für ihn ist alles innen, Himmel und Heide und Haus. Nur die Lieder sind ihm verloren, die er nie mehr beginnt; aus vielen tausend Ohren trank sie die Zeit und der Wind; aus den Ohren der Toren.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 66 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by Eugenia Manolides (b. 1975), 2001-2002 [ soprano, tenor and orchestra ]Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Stunden-buch, Insel-Verlag, 1920, p.47
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
Und dennoch
Und dennoch: mir geschieht, als ob ich ein jedes Lied tief in mir ihm ersparte. Er schweigt hinterm bebenden Barte, er möchte sich wiedergewinnen aus seinen Melodien. Da komm ich zu seinen Knien: und seine Lieder rinnen rauschend zurück in ihn.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 67 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by Eugenia Manolides (b. 1975), 2001-2002 [ soprano, tenor and orchestra ]Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Stunden-buch, Insel-Verlag, 1920, p.48
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]