Ein feines Lob zu singen
vom frommen Landsknecht gut -
hört zu, ich will's euch bringen
aus freien, frischen Mut!
Hört zu, ich geb's an Tag,
was mir ein Vöglein heimlich sang,
als ich zu Felde lag:
„Nicht kehre heim zum Bauern,
nicht wieder hintern Pflug!
Beim Krüstlein musst du trauern
und schmachten am Wasserkrug!
Du musst gar früh aufsteh'n,
mit deiner Sense noch vor Tag
das dürre Gras abmäh'n!
Hier kannst du sanft ausschlafen
in deinem Kriegsquartier,
erwachst wie Herrn und Grafen
beim edlen Malvasier.
Die Trommel ist dein Hahn,
das Schwert dein Schatz und Schirm und Schild,
das Glück ist deine Bahn.“
Hast, Vöglein, gut gesungen
von deinem grünen Ast;
mir ist es längst gelungen,
...
Ich kenn' es alles schon:
Ich trage Wunden, Beut' und Ruhm
aus jeder Schlacht davon.
Mein Kleid ist weit geschlitzet,
verbändelt und benäht,
mein Bart ist scharf gespitzet,
mein Hütlein schief gedreht.
Mein Säckel hecket Geld,
mir hat's Herr Fortunatus selbst
auf Nießbrauch zugestellt.
Der Kaiser trägt die Krone,
sein Szepter tragen wir.
Und gibt er nichts zum Lohne,
so bleiben wir allhier.
Viel lieber ist hier Tod
als garden vor des Bauern Tür
um saure Milch und Brot.
Der Landsknecht unter Georg von Frundsberg. Ein Zyklus von 12 Liedern und Gesängen, gedichtet von Hoffmann von Fallersleben
by Leopold Lenz (1803 - 1862)
1. Loblied
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Loblied"
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Notes provided by Johann Winkler: Georg of Frundsberg was a leader of mercenaries who fought for the German Habsburg emperors Maximilian I. and Charles V. in Italy.
A footnote in the primary source explains the uncommon word "garden" (last line but one); it signifies the cadgeing of abdicated and therefore destitute soldiers from door to door for food and shelter. (centuries 15 - 17)
2. Abschied
Morgen müssen wir verreisen Und es muss geschieden sein. Traurig ziehn wir unsre Straße, Lebe wohl, mein Schätzelein! Lauter Augen, feucht von Tränen, Lauter Herzen voll von Gram: Keiner kann es sich verhehlen, Dass er schweren Abschied nahm. Kommen wir zu jenem Berge, Schauen wir zurück ins Tal, Schau'n uns um nach allen Seiten, Sehn die Stadt zum letzten Mal. Wenn der Winter ist vorüber, Und der Frühling zieht ins Feld, Will ich werden wie ein Vöglein, Fliegen durch die ganze Welt. Dahin fliegen will ich wieder, Wo's mir lieb und heimisch war. Schätzlein, muß ich jetzt auch wandern, Kehr' ich heim doch über's Jahr. Über's Jahr zur Zeit der Pfingsten Pflanz' ich Maien dir ans Haus, Bringe dir aus weiter Ferne Einen frischen Blumenstrauß.
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Morgen müssen wir verreisen", appears in Lyrische Gedichte, in Volksleben, in Allerlei Klänge aus dem Volksleben, in Wanderlieder, no. 5
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Research team for this page: Bertram Kottmann , Johann Winkler3. Des Landsknechts Kirmeslied
Jedem das Seine Am besten gefällt; Einem sein Mädel, Dem Andern sein Geld. Werbe der Teufel Um Güter und Geld! Ehrliche Herzen Geh'n grad durch die Welt. Wär' ich ein Bettler Und wärst du gar reich, Macht uns auf Erden Die Liebe doch gleich. Macht uns auf Erden Auch gleich wohl die Noth, Auch an den Kaiser Kommt endlich der Tod. Warum so traurig? Wie? hat's dich gekränkt, Dass du mir neulich Ein Küssel geschenkt! Will's nicht behalten, Es ist kein Gewinn; Geb' es dir wieder, Da nimm es nur hin!
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Des Landesknechts Kirmesslied"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Georg von Frundsberg
Hast du den Frundsberg nie geseh'n?
Der kann Kalender machen,
der weiß, was heuer soll gescheh'n,
der leitet alle Sachen.
Frisch auf, ihr Landsknecht' allgemein
in allen deutschen Kreisen,
den alten Frundsberg hübsch und fein
zu singen und zu preisen!
Er hat ein Häublein aufgesetzt
voll Pfaffenlist und Witze,
er hat sein Schwertlein wohl gewetzt,
die Schneide wie die Spitze.
Er hält das Reich in seinem Arm
wie's Kindlein zu der Taufe,
und tät' er's nicht, dass Gott erbarm',
so läg's gleich in der Traufe.
Wie er zu Ross so stattlich sitzt
voll Kraft und Gottvertrauen!
Seht doch, wie ihm sein Auge blitzt
aus seinen dunklen Brauen!
Ein frischer Sommer geht daher
mit Trommeln und mit Pfeifen.
Den Frundsberg greift's an seine Ehr',
er lässt sein Völklein streifen.
...
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Georg von Frundsberg"
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Auf dem Heerzuge
Das Käuzlein lass' ich trauern im Astloch Tag und Nacht; ich renn' aus Schanz' und Mauern ins off'ne Feld zur Schlacht. Ich pflüge mit dem Schwerte und schatze Stadt und Land. Das Glück ist mein Gefährte und reicht mir treu die Hand. Herr Bruder, lass uns wandern! Die Kost ist hier zu schlecht, bis wir dann auch den andern geschatzt und abgezecht. Und bin ich arm im Leben, so macht's mir keine Pein; es wächst mein Gut an Reben und heißt mich fröhlich sein. Wie's Blümlein auf den Auen schön wunderbar erblüht liebäugeln uns die Frauen ins Herz und ins Gemüt. Du schönster Schatz auf Erden, lass du dein Äugeln sein! Ob hint ich leben werde, das weiß nur Gott allein.
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Auf dem Heerzuge"
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Note: in the penultimate line, "hint" is explained in the primary source by a footnote: "heint, diese Nacht" (this night).
Researcher for this page: Johann Winkler6. Schlachtgesang
Wer steckt denn heut' sein Fähnlein aus? Der Tod will Kirmes halten; geräumig ist sein Hof und Haus den Jungen und den Alten. Sein Hof ist heut' ein weit Gefild voll Saat und Wald und Auen, worein von ferne friedlichmild die blauen Berge schauen. Was spielt die Arkelei so laut? Sie spielt uns auf zum Tanze. Herbei, herbei! Da steht die Braut, der Sieg mit seinem Kranze. Wer wirbt um diesen Kranz? Wer wirbt? Ich will, ich muss es wagen! Wer um des Kranzes willen stirbt, hat ihn davongetragen.
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Schlachtgesang"
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Note for stanza 3, line 1: the primary source of the text explains in a footnote that "Arkelei" is an old term for artillery.
Researcher for this page: Johann Winkler7. Des frommen Landsknechts Morgenlied
Ich bin kein Ritter noch Edelmann, ich bin ein armer Knecht. Dass ich mein Brot verdienen kann, das eben ist mir recht. In Not und Tod ist Gott mein Herr und Schutz, mein Helm und Wehr. Was brauch' ich mehr? Dem Feinde Trutz! Gott Preis und Ehr'! Zwar lieber trieb' ich Ochs und Kuh zur grünen Wiese hin, und lieber wäre Rast und Ruh' mein Lohn und mein Gewinn als Krieg und Sieg und reiche Beut' und Sold. Doch hilft kein Leid kein Widerstreit. Wenn's Gott gewollt, ist's rechte Zeit. Die Blümlein blüh'n und fallen ab, wenn noch der Frühling währt; so findet auch der Knab' sein Grab, der eben führt sein Schwert. Es fällt der Held dem Feigen gleich und stirbt. Wer redlich ficht nach Recht und Pflicht, hier Lob erwirbt und stirbt dort nicht.
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Des frommen Landsknechts Morgenlied"
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Researcher for this page: Johann Winkler8. Sturmlied vor Rom (6. Mai 1527)
Im Takte nach dem Trommelschlag, im Takte fort bei Nacht und Tag! Und Nacht und Tag<sup>1 nicht rechts geseh'n, nicht links geseh'n! Nur vorwärts geh'n auf den Feind! Des Kaisers Feind, des Reiches Feind, der gut sich stellt und Böses meint, der böse Feind! Wir suchen ihn, Er muss entflieh'n, flieh'n in Rom. In Rom steckt er manch Fähnlein aus und guckt aus seinem Schneckenhaus; die Engelsburg von Menschenhand, nur drauf und dran, ist eitel Tand! Drauf und dran! Spieß nieder! Wieder nieder Spieß! Schlüpf übern Busch, hüpf übern Kies, die Schanz hinab, die Schanz hinauf mit Todesmacht in Sturmeslauf! Und im Takt! Im Takte nach dem Trommelschlag, im Takte fort bei Nacht und Tag! Und Tag und Nacht nicht rechts geseh'n, nicht links geseh'n! Nur vorwärts geh'n auf den Feind!
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Sturmlied vor Rom (6. Mai 1527)"
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Note provided by Johann Winkler: the 6th of May 1527 is the day of the storming of Rome by the German mercenaries who fought for the emperor Charles V. against the Pope Clemens VII.; it was followed by the notorious "Sacco di Roma".
Researcher for this page: Johann Winkler9. Das treue Ross
Ich hab' mein Roß verloren, Mein apfelgraues Roß. Es war so treu im Leben, Kein treueres konnt' es geben Im ganzen Zug und Troß. Und als es wollte sterben, Da blickt' es mich noch an, Als spräch's mit seinen Mienen: Kann dir nicht weiter dienen, Ade mein Reitersmann! Und als es war gestorben Da grub ich's ehrlich ein; Wohl unter grünen Matten In eines Lindbaums Schatten, Das soll sein Denkmal sein! Du sitzen die kleinen Vögel Und halten ihr Todtenamt. Ihr braucht nicht erst zu lesen, Wie treu mein Roß gewesen -- Sie singen's insgesamt.
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Das treue Roß"
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler10. Trinklied
Ja, lustig bin ich, das ist wahr, wie's Lämmlein auf der Au. Die ganze Welt ist Sonnenschein, ich fange hier den Regen ein und trinke Himmelstau. Den Stein der Weisen find' ich noch; Margret, ein Schöpplein Wein! Ich mach' auch Wein noch Gold und Geld, potz Velten! noch die ganze Welt, nur darf's kein Krätzer sein! He, reiß den Zeiger von der Uhr! Was kümmert uns die Zeit? Lass laufen, was nicht bleiben kann! Was geht denn mich ein And'rer an? Trink, Bruder, gib Bescheid! Ihr Bänk' und Tische, nehmt's nicht krumm! Ein Lied gar bald entflieht. Als ihr noch grünbelaubet wart, da sangen Vöglein mancher Art euch auch gar manches Lied.
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Trinklied"
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Researcher for this page: Johann Winkler11. Sehnsucht in die Heimat
Nur Geduld! Bald ist es besser. Nehm' ich in die Hand den Pflug, wird mein Schwert ein Weidemesser, meine Pickelhaub' ein Krug. Hirsch' und Hasen will ich jagen, niemand soll mein Feind sonst sein. Meine Beut' ein Erntewagen! Und den zwing' ich ganz allein. Süßer schmeckt am eig'nen Tische mir mein Brot und Krüglein Bier als Limonen, Wein und Fische in des reichen Manns Quartier. Gott, du kennst das Gut' und Rechte, mein Begehr und mein Beschwer: Gott, verleih dem armen Knechte eine frohe Wiederkehr! Wo die Amsel singt im Flieder, wo der bunte Häher schreit, dahin, dahin bring ihn wieder, gib zum Spessart dein Geleit!
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Sehnsucht in die Heimat"
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Researcher for this page: Johann Winkler12. Der alte Landsknecht in seiner Heimat
Mir geh'n die Augen über, mir altem, greisem Mann, ich beb' in Freud' und Wonne: sieht mich die liebe Sonne noch einmal freundlich an. Das ist dieselbe Sonne, die uns bei Ulmo schien und über uns'res Feindes Wolke dort uns'rem kleinen Volke den hellen Sieg verlieh'n. "Ihr Handvoll nackter Leute, verderbt in eurem Tal! Wir steh'n auf allen Wegen, an Schar euch überlegen in Harnisch und in Stahl. Ihr Handvoll nackter Leute, ihr könnt nicht mehr entflieh'n; wenn ihr euch wollt ergeben, so lassen wir euch leben, mit weißen Stäblein zieh'n!" Das dünkt den Frundsberg Schande. "Nackt sind die Knaben mein. Bei Gott, sie sind mit werter; in Wein getaucht die Schwerter, zerhau'n sie Stahl und Stein!" Da ging's zum Reigentanze mit Trommeln und Juchhei; die Röslein rot entsprungen, wo wir die Schwerter schwungen, und ich war mit dabei! Mir geh'n die Augen über, mir altem, greisem, armem Mann. Die Sonne sinket unter. Wie bin ich doch so munter, als ging es eben an!
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874)
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