Es strömt, als wollt' es aus den Adern strömen, Wild stürmend braust mein heißbewegtes Blut, Ich bin entzückt und doch will ich mich grämen, Verzehrt von einer namenlosen Glut. Mein ganzes Wesen überird'sches Sehnen! Und mich ergreift ein eigenes Gefühl, Unendlich lange scheint es sich zu dehnen, Ach! die Entfernung meines Wunsches Ziel. Ich kann nicht, kann's nicht fassen dies Empfinden, Die Seligkeit: mich liebst, mich liebest du! Um mich sich Himmelsharmonien winden Und meines Herzens Stürme werden Ruh. In lichtem Glanze sehe ich dich schweben Bey des verklärten Mondes Silberschein, Ich spüre neues nie gefühltes Leben, Ich sehe in der Welt nur dich allein. Und bei des Morgens schwacher Dämmrung Grauen Schon frühe mir der leise Schlaf entflieht, Und kaum erwachet, glaub' ich dich zu schauen, Daß liebend mich dein Engelsauge sieht. Ach! Täuschung war es, schnelle sie entweichet, Sie schwindet, trostlos machend, schrecklich bald, Nichts glich der Wonne, nichts dem Kummer gleichet, Verwehet ist die lieblichste Gestalt. Fremd mir der Menschen Wogen und Getümmel, Gehöre dieser Erde nicht mehr an. Nur in der Liebe einzig lebt der Himmel, Und außer Liebe alles bloßer Wahn. Und in der deinen lebet nur mein Leben, Allein nur du, mir sonsten nichts gefällt, Dir zu gefallen einzig mein Bestreben, In dir vereiniget ist mir die Welt.
4 Lieder aus den Gedichten des Königs Ludwig von Bayern
by Donat Müller (1806 - 1879)
1. An die Geliebte
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Ludwig I, König von Bayern (1786 - 1868), as Ludwig von Bayern, König, "An die Geliebte"
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Der überzeugte Liebende
Language: German (Deutsch)
Holde Ruhe, süßer Frieden Sind dem Liebenden beschieden, Welcher fühlet sich geliebt, Immer seine Wonne neue, Endlos, wie des Aethers Bläue, Die den Himmel still umgibt. Fern von ihr die Zeit nicht ziehet, Pfeilschnell aber sie entfliehet, Stunde wird zum Augenblick In der Nähe der Erkornen, Der allein für ihn Gebornen Durch ein gütiges Geschick. Und geendiget das Wähnen, Und gestillet ist das Sehnen, Dem Vergänglichen entrückt, Kennt nicht Wünsche mehr noch Sorgen, Gleich dem Heut ist ihm das Morgen, Jedes liebevoll beglückt. O! ich bin's in deiner Nähe, Selig ganz, wenn ich dich sehe, Weile in dem Himmel schon, Alles andre ist verschwunden, Dich, dich! habe ich gefunden Lieb' ist's Höchste, nicht der Thron.
Text Authorship:
- by Ludwig I, König von Bayern (1786 - 1868), "Der überzeugte Liebende"
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Liebesklage
Language: German (Deutsch)
Von den Menschen treibt's mich ferne, Wenn der Gram das Herz mir bricht, Unter's Reich der ew'gen Sterne, In des Mondes blasses Licht. Ach! dann lispelt's mir die Lieder, Welche einst mich so entzückt; Alles, alles! schimmert wieder, Was ich sah, als ich beglückt; Was ich fühlte und gelitten, Sehe die Vergangenheit, Und die Zeit, die ich durchstritten, Und es tobet neu der Streit. Lieben muß ich, immer lieben, Sei's auch meines Lebens Grab, Lieben werde ich noch drüben, Sinkt zur Gruft das Herz hinab. Kurz ist dieses bange Leben; Bald geflüchtet aus der Zeit, Wird die Seele liebend schweben Wieder in die Ewigkeit.
Text Authorship:
- by Ludwig I, König von Bayern (1786 - 1868), "Liebesklage"
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Research team for this page: Ferdinando Albeggiani , Johann Winkler4. Steter Kampf
Language: German (Deutsch)
Kampf ist das Leben, immerwährender Streit, Gegenbestreben, nie von Sorgen befreit. Ruhet es draussen, stürmet innerlich Krieg. Wird auch von aussen, doch im Herzen nicht Sieg. Immer zu wehren, unaufhörlicher Zwist, Ruhe entbehren, Los des Sterblichen ist. Scheint es entschieden, kämpfet die Seele mit sich. Nimmer wird Frieden, bis nicht die Seele entwich.
Text Authorship:
- by Ludwig I, König von Bayern (1786 - 1868), "Steter Kampf"
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Confirmed with Gedichte des Königs Ludwig von Bayern. 1. Teil, München, 1829.
Research team for this page: Ferdinando Albeggiani , Johann Winkler
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