Einen Dom in Wüsten fand ich, Sah die Kerzen funkeln. Engel schlugen feierlich Zimbelklang im Dunkeln. Schüttelte den Erdenstaub Von den Wanderschuhen, Für den Lärm des Lebens taub, Drinnen auszuruhen. Ampel auf die Fließen schien, Licht, ein schwankend Gitter, Streute am Altare hin Weihrauch süß und bitter. Doch auf einmal Rauch und Raum Stufen tief versanken, Gleich als wär der Dom ein Traum Wirbelnder Gedanken. Wo sind Kanzel und Altar, Dach und Fundamente, O, mein Dom erschrocken war, Daß der Mensch ihn schände. Meine Liebe nicht mehr wagt, Neu ihn zu errichten Und von Weltenangst gejagt In den Dom zu flüchten.
Kaukasia, Vier Gesänge
Song Cycle by Helmut Sadler (1921 - 2017)
1. Der Dom
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Hans Bender (b. 1919)
Based on:
- a text in Georgian (Kartuli) by Nikoloz Baratashvili [text unavailable]
Go to the general single-text view
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]2. Blau
Language: German (Deutsch)
Blau, das mir seit Knabenjahren Schön vor allen Farben war, Blau, einst über Lockenhaaren Anfang meines Schauens war. Heute, da des Lebens Garben Tiefer beugen ihr Gewicht, Opfere ich alle Farben Gern dem klaren, blauen Licht. Blau darf keine Perle schmücken, Lieb am meisten blau allein, Blaue Augen mich berücken Und berauschen wie der Wein. Blau, die Farbe meiner Träume, Blau, die Farbe ferner Höhn, Blaue unbekannte Säume, Wo die Wolken untergehn. Wenn ich sterbe, blaue Tränen Weinen sie an meiner Truh. Meiner Seele letztes Sehnen Wandert blauen Sternen zu. Über meinem Grab entblättern Blaue Nebel Kranz und Strauch, In des Namens Broncelettern Krallt sich blauer Nebelhauch.
Text Authorship:
- by Hans Bender (b. 1919)
Based on:
- a text in Georgian (Kartuli) by Nikoloz Baratashvili [text unavailable]
Go to the general single-text view
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]3. Herbstlied
Language: German (Deutsch)
Der Herbstwind brach im Garten Die Blüte aus dem Beet, Voll Unruh meine Trauer Die Pfade rund umgeht. Verdorrt die weiße Blüte, Die mir so teuer war, Aus kaltem Nebelschauer Greift mir der Herbst ins Haar.
Text Authorship:
- by Hans Bender (b. 1919)
Based on:
- a text in Georgian (Kartuli) by Nikoloz Baratashvili [text unavailable]
Go to the general single-text view
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]4. Reiterlied
Language: German (Deutsch)
Wie vom Pfeil das Geschoß Fliegt mein Traumpferd dahin. Vorwärts, vorwärts, mein Roß! Rabe schreit, höre nicht hin! Vorwärts, vorwärts, mein Roß! Meine Gedanken entfalte der Wind. Schüttle ich auf der Rast Meinen Staub aus dem Kleid, Bald schon treibt mich die Hast Weiter durch brodelnden Streit. Vorwärts, vorwärts, mein Roß! Meine Gedanken entfalte der Wind. Sterbe ich nicht zu Haus, Frau nicht jammert und ruft: Krähe hacke mich aus, Schneesturm heul in der Luft. Adler, klage als Frau Hoch im kreisenden Flug, Tränen schneuze der Tau, Sind mir Trauer genug. Vorwärts, vorwärts, mein Roß! Meine Gedanken entfalte der Wind. Bin ich manchmal schon matt, Halt aus Mitleid nicht an. Noch des Kampfes nicht satt, Bin ich Reiter und Mann. Wenn auch mein Geist verdampft, Dennoch nicht er verfliegt. Eine Spur ist gestampft, Auf der mein Bruder einst siegt. Vorwärts, vorwärts, mein Roß! Meine Gedanken entfalte der Wind.
Text Authorship:
- by Hans Bender (b. 1919)
Based on:
- a text in Georgian (Kartuli) by Nikoloz Baratashvili [text unavailable]
Go to the general single-text view
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]Total word count: 392