Es pirscht' im Forst alleine ein junger Jägersmann, Am Born auf moos'gem Steine traf er ein Mägdlein an. Gleich saß er bei ihr nieder, gleich nahm er sie in Arm, Sie litt's und küßt' ihn wieder mit Lippen, roth und warm. "Du sollst die Krone tragen, du bist die Schönst' im Land, Sollst mit mir reiten und jagen, sollst haben köstlich Gewand. Laut will ich für dich zeugen, du meines Lebens Stern! Es solln vor dir sich beugen die Ritter und die Herrn." "Daß Gott! ach hab' Erbarmen, du reicher Königssohn! Und treibe mit mir Armen nicht eitel Spott und Hohn. Wenn um sich seine Großen dein Vater stolz vereint, Werd' ich in Thurm gestoßen, wo Sonn' und Mond nicht scheint." "Nein, nein! du wirst alsbalde mein herzenstraut Gemahl, Ich hole dich aus dem Walde zum goldnen Hochzeitssaal. Ich schwör's beim fließenden Rheine, drin Well' auf Welle geht, Und bei dem höchsten Steine, der über der Tiefe steht!" Es harrte nun in Bangen auf ihren Schatz die Maid, Es klopfte vor Verlangen ihr Herz in Lust und Leid. "Weh, wenn sein Wort er bräche, nichtswürdig und verrucht! Ich träte hin und spräche: Verräther, sei verflucht!" Doch was er ihr am Bronnen gelobt als ihr Genoß, Das hielt er treu gesonnen auf seiner Väter Schloß. Und als sie einst zum Rande des Wassers kamen hin, Da war er König im Lande, und sie war Königin.
Lurley-Lieder von Jul. Wolff, für Sopran mit Pianofortebegleitung
Song Cycle by Fritz Becker (1839 - 1903)
1. Es pirscht im Forst alleine  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Lurlei
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Mägdlein sass in Wald und Moos  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Mägdlein saß [in]1 Wald und Moos, Bunte Blumen auf dem Schoß, Einen Kranz zu winden. "Den ich schau' durchs Kränzelein, Der soll mir der Liebste sein!" Sprach sie bei dem Binden. Kaum ist fertig das Geflecht, Kommt ein junger Jägerknecht Aus dem Busch geflitzet; Kniet und hält das Kränzel dicht Zwischen sein und ihr Gesicht, Schon den Mund gespitzet. "Sieh! so schaut dein Liebster drein, Guckt durchs runde Fensterlein, Komm, mein liebes Kätzchen!" Wie's gewollt, so hat's gemüßt, Hat ihn durch den Kranz geküßt, Ward sein Herzensschätzchen.
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Lurlei, first published 1886
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Julius Wolff, Lurlei, Vierzigstes Tausend, Berlin: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1894, page 104.
1 Müller-Buessow: "im"Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
3. Du fragst, ob ich dich liebe  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Du fragst, ob ich Dich liebe? Weißt Du es nicht schon lang? Sagt Dir's der Stimme Klang Aus innerstem Herzenstriebe Nicht zitternd, freudenbang? Der Fluch aus meinem Munde, Der liegt versunken im Rhein, Dein eigen will ich sein, Bist Du von dieser Stunde, Geliebter, wieder mein. "Mein Herz ist Dein! nie hab' ich Zu lieben Dich aufgehört, Nur meine Hand vergab ich, Von einem Wahn bethört. Komm! stille mein nagend Wehe, Zeig' mir Dein Angesicht, Daß ich Dich wiedersehe! Wo bist Du? ich finde Dich nicht." Willst meinen Leib Du umwinden, So steige nur bergan; Wer sichten und suchen kann, Weiß auch die Liebste zu finden, Zum Weibe komme der Mann!
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Lurlei
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