German (Deutsch) translations of Drei deutsche Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Piano-Forte, opus 72
by Carl Oberthür (1819 - 1895)
Feldeinwärts flog ein Vögelein
Und sang im muntern Sonnenschein
Mit süßem, wunderbaren Ton:
Ade, ich fliege nun davon,
Weit! Weit!
Reis' ich noch heut!
Ich horchte auf den Feldgesang,
Mir ward so wohl und doch so bang,
Mit frohem Schmerz, mit trüber Lust
Stieg wechselnd bald und sank die Brust,
Herz! Herz!
Brichst du vor Wonn' oder Schmerz?
Doch als ich Blätter fallen sah,
Da dacht ich: Ach, der Herbst ist da!
Der Sommergast, die Schwalbe zieht
Vielleicht so Lieb' und Sehnsucht flieht,
Weit! weit!
Rasch mit der Zeit!
Doch rückwärts kam der Sonnenschein,
Dicht zu mir drauf das Vögelein,
Es sah mein tränend Angesicht
Und sang: die Liebe wintert nicht,
Nein! Nein.
Ist und bleibt Frühlingsschein!
Text Authorship:
- by Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853), "Herbstlied"
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Note: in Fanny Hensel's score, on the repetition, stanza 3 line 4, word 6 becomes "zieht", which looks erroneous.
O du mein Mond in stiller Nacht, Der über mir am Himmel wacht, Und mit mir wacht und mit mir träumet, Und wenn ich schlafe, meinen Traum Mit duft'gem Silber säumet! Du immer nah und immer fern, Mein Morgenstern, mein Abendstern, Vorbotin aller Wonne! Und alle Wonne selber du, Du Mond, du Stern, du Sonne! O du mein Leid, du meine Lust! Du, eine Ros' an meiner Brust, Ein Dorn in meinem Herzen! Ich drück' ihn tief in's Herz hinein, Und liebe dich mit Schmerzen.
Text Authorship:
- by Wilhelm Wackernagel (1806 - 1869), no title
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Note for stanza 2, line 3, word 3: in Lindpaintner's score, this is "Sterne", probably an editor's mistake.
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, Daß ich so traurig bin; Ein Märchen aus alten Zeiten, Das kommt mir nicht aus dem Sinn. Die Luft ist kühl und es dunkelt, Und ruhig fließt der Rhein; Der Gipfel des Berges funkelt Im Abendsonnenschein. Die schönste Jungfrau sitzet Dort oben wunderbar, Ihr goldnes Geschmeide blitzet Sie kämmt ihr gold'nes Haar. Sie kämmt es mit gold'nem Kamme Und singt ein Lied dabei; Das hat eine wundersame, Gewaltige Melodei. Den Schiffer im kleinen Schiffe Ergreift es mit wildem Weh; Er schaut nicht die Felsenriffe, Er schaut nur hinauf in die Höh'. Ich glaube, die Wellen verschlingen Am Ende Schiffer und Kahn; Und das hat mit ihrem Singen Die Lorelei gethan.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Buch der Lieder, in Die Heimkehr, no. 2
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Confirmed with: Heinrich Heine’s sämtliche Werke in vier Bänden, herausgegeben von Otto F. Lachmann, Erster Band, Leipzig: Druck und Verlag von Philipp Reclam jun, [1887], pages 116-117.