Difference(s) between text #111249 and text #32992
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1 | 1 | Was ist der Mensch? -- halb Thier, halb Engel, | 1. Was ist der Mensch? -- halb Thier, halb Engel, |
2 | 2 | klein, elend, dürftig, -- herrlich, groß! | klein, elend, dürftig, -- herrlich, groß! |
3 | 3 | Was ist sein Schicksal? -- tausend Mängel, | Was ist sein Schicksal? -- tausend Mängel, |
4 | 4 | und tausend Güter sind sein Loos. | und tausend Güter sind sein Loos. |
5 | 5 | Ihm blühen | Ihm blühen manche sanfte Freuden, |
6 | 6 | auch manche, die zu früh verdirbt; | auch manche, die zu früh verdirbt; |
7 | 7 | ihn | ihn foltern schauervolle Leiden, |
8 | 8 | er reift, wird alt, entnervt, und stirbt. | er reift, wird alt, entnervt, und stirbt. |
9 | 9 | ||
10 | 10 | 2. Ich seh' der Schöpfung große Fülle, | |
11 | erstaun' und sink' bewundernd hin -- | ||
12 | seh', daß ich, in der schönsten Hülle, | ||
13 | der Erde erstes Wesen bin. | ||
14 | Schnell schafft die Phantasie mir Flügel, | ||
15 | führt mich zu neuen Welten hin, | ||
16 | und schnell bedeckt ein Erdenhügel | ||
17 | mich, der ich Staub vom Staube bin. | ||
18 | |||
19 | 3. Unendlich viel -- unglaublich wenig -- | ||
20 | voll Schwachheit, und voll Schöpfungskraft, | ||
21 | der Meere und der Länder König, | ||
22 | der Sklave jeder Leidenschaft. -- | ||
23 | So steigt der Mensch zur stolzen Größe, | ||
24 | und trotz Natur, und Zeit und Glück; | ||
25 | und sinkt in Fesseln, darbt in Blöße, | ||
26 | und setzt sich unters Thier zurück. | ||
27 | |||
28 | 4. Er predigt Weisheit, singt die Tugend, | ||
11 | 29 | und drängt sich, Weihrauch ihr zu streu'n; | und drängt sich, Weihrauch ihr zu streu'n; |
12 | 30 | vergisst sich selbst, verschweigt die Jugend, | vergisst sich selbst, verschweigt die Jugend, |
13 | 31 | und schläft im Arm des Lasters ein -- | und schläft im Arm des Lasters ein -- |
14 | 32 | träumt glücklich sich, und öd' und wüste | träumt glücklich sich, und öd' und wüste |
15 | 33 | erwacht er, schauert und bereut, | erwacht er, schauert und bereut, |
16 | 34 | kämpft männlich gegen alle Lüfte, | kämpft männlich gegen alle Lüfte, |
17 | 35 | und fühlt sich voll Gebrechlichkeit. | und fühlt sich voll Gebrechlichkeit. |
18 | 36 | ||
19 | 37 | Du Meisterstück aus Göttes! Händen, | 5. Du Meisterstück aus Göttes! Händen, |
20 | 38 | wär dies dein einzig Leben nur? | wär dies dein einzig Leben nur? |
21 | 39 | sollt' deiner Schöpfung Zweck hier enden? | sollt' deiner Schöpfung Zweck hier enden? |
22 | 40 | bliebst du ein Räthsel der Natur? | bliebst du ein Räthsel der Natur? |
23 | 41 | Nein -- Gott schuf dich für Ewigkeiten, | Nein -- Gott schuf dich für Ewigkeiten, |
24 | 42 | für | für höh'res Glück, für hell'res Licht, |
25 | 43 | gab Mängel und Vollkommenheiten | gab Mängel und Vollkommenheiten |
26 | 44 | zur Prüfung dir, zum Unterricht. | zur Prüfung dir, zum Unterricht. |
27 | 45 | ||
28 | 46 | Das Straucheln in den | 6. Das Straucheln in den Jünglingsjahren |
29 | 47 | soll einst dem Mann Erfahrung sein. | soll einst dem Mann Erfahrung sein. |
30 | 48 | Nur nach den größesten Gefahren | Nur nach den größesten Gefahren |
31 | 49 | kann Ruh und Glück uns ganz erfreu'n. | kann Ruh und Glück uns ganz erfreu'n. |
32 | 50 | Wenn wir mit | Wenn wir mit sehnsuchtsvollen Blicken, |
33 | 51 | nach Wahrheit, Licht und Weisheit späh'n, | nach Wahrheit, Licht und Weisheit späh'n, |
34 | 52 | dann erst fühlt unser Herz Entzücken, | |
35 | 53 | wenn wir sie ohne Täuschung seh'n. | wenn wir sie ohne Täuschung seh'n. |
36 | 54 | ||
37 | 55 | 7. Dort, wo sich hehre Sonnen drehen, | |
38 | 56 | soll ich des Weltbaus Herrlichkeit, | |
39 | seh', daß ich, in der schönsten Hülle, | ||
40 | der Erde erstes Wesen bin. | ||
41 | Schnell schafft die Phantasie mir Flügel, | ||
42 | führt mich zu neuen Welten hin, | ||
43 | und schnell bedeckt ein Erdenhügel | ||
44 | mich, der ich Staub vom Staube bin. | ||
45 | |||
46 | Unglaublich viel -- unglaublich wenig -- | ||
47 | voll Mängel, und voll Schöpfungskraft, | ||
48 | der Meere und der Länder König, | ||
49 | der Sklave jeder Leidenschaft. -- | ||
50 | So steigt der Mensch zur stolzen Größe, | ||
51 | und trotz Natur, und Zeit und Glück; | ||
52 | und sinkt in Fesseln, darbt in Blöße, | ||
53 | und setzt sich unters Thier zurück. | ||
54 | |||
55 | Dort, wo sich hehre Sonnen drehen, | ||
56 | soll ich des Himmels Seligkeit, | ||
57 | 57 | soll ich des Schöpfers Größe sehen, | soll ich des Schöpfers Größe sehen, |
58 | 58 | umstrahlt mich Licht und | umstrahlt mich Licht und Seligkeit; |
59 | 59 | der Nebel flieht, mein Blick wird heiter, | der Nebel flieht, mein Blick wird heiter, |
60 | 60 | ich schau, was unerforschlich schien. | ich schau, was unerforschlich schien. |
61 | 61 | Mit Engelskräften eil' ich weiter -- | Mit Engelskräften eil' ich weiter -- |
62 | 62 | und Sonnen, und Planeten flieh'n. | und Sonnen, und Planeten flieh'n. |
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