Difference(s) between text #126140 and text #121981
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1 | 1 | "Die Sonne lacht! Aus ihrem Strahlenblitze | |
2 | 2 | | Von Zweig zu Zweige hüpft ein milder Schein. |
3 | 3 | Allvaders Blick, er glänzt vom Himmelssitze | |
4 | 4 | | Im Tropfen Thaus, im Weltmeer klar und rein. |
5 | 5 | Mit Purpur färbt sie jedes Berges Spitze. | |
6 | 6 | | O, das ist Blut auf Balders Opferstein! |
7 | 7 | N | Von Nacht ist bald das ganze Land umzogen, |
8 | 8 | Bald senkt der goldne Schild sich in die Wogen. | |
9 | 9 | ||
10 | 10 | | "Zuvor doch will ich sehn die theuren Stellen, |
11 | 11 | Die fröhlich ich als Kind so oft durchflog. | |
12 | 12 | Dieselben Blumen duften um die Quellen, | |
13 | 13 | Derselbe Vogel schlägt im Walde noch! | |
14 | 14 | | Noch tummeln um die Klippe sich die Wellen -- |
15 | 15 | | O glücklich, wer auf ihnen nimmer zog! |
16 | 16 | | Von Thatenruhm die falschen stets dir sagen, |
17 | 17 | Indeß sie fern dich von der Heimath tragen. | |
18 | 18 | ||
19 | 19 | | "Ich kenne dich, du Fluß: auf klaren Wogen |
20 | 20 | Trugst du so oft den kühnen Schwimmer ja. | |
21 | 21 | Ich kenne dich, du Thal, in dessen Bogen | |
22 | 22 | | Wir treu uns schwuren, wie die Welt nicht sah. |
23 | 23 | | Ihr Birken ihr, die einst ich hab' umzogen |
24 | 24 | Mit Runen rings, ihr stehet ja noch da, | |
25 | 25 | Mit weißem Stamm, mit runder Kron' im Haine: | |
26 | 26 | | Wie sonst ist Alles, anders ich alleine. |
27 | 27 | ||
28 | 28 | "Wie sonst ist Alles? Wo ist Framnäs Saale | |
29 | 29 | | Und Balders Tempel am geweihten Strand? |
30 | 30 | Wie waren doch so schön der Kindheit Thale! | |
31 | 31 | Wild gingen drüber hin das Schwert, der Brand. | |
32 | 32 | Von Menschenrach' und zornger Götter Strahle | |
33 | 33 | Spricht nun zum Wandrer das verbrannte Land. | |
34 | 34 | | Doch frommer Wandrer, hier nicht laß dich schauen! |
35 | 35 | In Balders Hain jetzt wilde Thiere bauen. | |
36 | 36 | ||
37 | 37 | "Ja, ein Versucher schreitet durch das Leben, | |
38 | 38 | Der grimme Nidhögg aus des Dunkels Wust; | |
39 | 39 | Er haßt des Asalicht, das fromme Streben | |
40 | 40 | Des Heldenschwertes und der Heldenbrust. | |
41 | 41 | Er schafft, daß wir dem Frevel uns ergeben, | |
42 | 42 | Die finstre Mächte freut des Zornes Lust; | |
43 | 43 | Und wenns ihm glückt, wenn Tempelbrände flammen, | |
44 | Dann schlägt die schwarzen Hände er zusammen. | ||
45 | |||
46 | "Wohnt denn Versöhnung nicht in Odens Halle? | ||
47 | Du frommer Balder, sühnt nichts deine Muth? | ||
48 | Dem Mann wird Buße, dem die Freunde fallen, | ||
49 | Die hohen Götter sühnet man mit Blut. | ||
50 | Man sagt, du seist der Mildeste von Allen; | ||
51 | Sprich nur, ich opfre gern dir jedes Gut. | ||
52 | Dein Tempel brannte; Frithjof wollt' es nimmer: | ||
53 | O nimm den Fleck ihm von des Schildes Schimmer! | ||
54 | |||
55 | "Nimm ab die Bürde mir, die allzuschwere, | ||
56 | Und banne fern der finstern Geister Schaar! | ||
57 | Es sühne Reu und eines Lebens Ehre | ||
58 | Den Frevel, den der Augenblick gebar. | ||
59 | Ich bebe nicht, ob Thor mir nahe wäre, | ||
60 | Kühn stell' ich selbst der bleichen Hel mich dar. | ||
61 | Dich, frommer Gott, der gleich dem Mond du blickest, | ||
62 | Dich fürcht' ich und die Rache, der du schickest. | ||
63 | |||
64 | "Hier ruht mein Vater. Fesselt Schlaf den Helden? | ||
65 | Dorthin, wo Alles bleibt, ritt längst er schon. | ||
66 | Nun wohnt er, sagt man, in den Sternenzelten, | ||
67 | Trinkt Meth und freut sich an der Schilde Ton. | ||
68 | Du Asagast, schau her aus Himmelswelten, | ||
69 | Dich ruft dein Sohn, dich Thorsten Wikingsohn! | ||
70 | Nicht Runen bring' ich mit, noch Zaubergalder, | ||
71 | Nein, sage nur: Wie sühn ich Asa-Balder? | ||
72 | |||
73 | "Gibt Rede nicht das Grab? um eine Klinge | ||
74 | Sang einst aus seinem Hügel Angantyr. | ||
75 | Das Schwert war gut, doch Tirfing ist geringe, | ||
76 | Ich bitte mehr -- kein Schwert erbitt' ich mir. | ||
77 | Ein Schwert verschafft der Holmgang mir; doch bringe | ||
78 | Versöhnung von den Asen du mit dir. | ||
79 | In meiner Ahnungsdämmrung laß es tagen; | ||
80 | Ein edler Sinn kann Balders Zorn nicht tragen. | ||
81 | |||
82 | "Du schweigest, Vater! Horch, die Wogen klingen; | ||
83 | Sanft ist ihr Schall, o leg dein Wort hinein! | ||
84 | Der Sturmwind fliegt; häng dich an seine Schwingen | ||
85 | Und flüstre mir beim Rauschen durch den Hain! | ||
86 | Der Westen hänget voll von goldnen Ringen; | ||
87 | Laß einen deines Sinnes Herold sein! -- | ||
88 | Kein Wort, kein Zeichen für des Sohnes Kummer? | ||
89 | Wie arm, o Vater, ist der Todten Schlummer!" | ||
90 | |||
91 | Die Sonn' erlosch, und Abendlüfte sangen | ||
92 | Ihr Wiegenlied den Menschen sanft und mild | ||
93 | Die Abendröthe fuhr mit Rosenwangen | ||
94 | Auf Purpurrädern um des Himmels Schild. | ||
95 | Zu blauen Höhn, in blaue Thäler drangen | ||
96 | Die rothen Kreise, ein Walhallabild. | ||
97 | Und plötzlich säuselnd über Westens Fluthen | ||
98 | Naht ein Gesicht, gewebt aus Gold und Gluthen. | ||
99 | |||
100 | Hägring, so nennen wir dies Himmelszeichen, | ||
101 | Doch schöner heißt es in Walhallas Saal; | ||
102 | Sanft schwebt es nieder über Balders Eichen, | ||
103 | Ein Goldkranz überm grünen Hain und Thal. | ||
104 | Ein Schimmer rings, wohin die Blicke reichen, | ||
105 | Ein Wunderglanz mit nie gesehnem Strahl. | ||
106 | Zur Erde sinkt zuletzt das Bild, das helle, | ||
107 | Nun selbst ein Tempel, an des Tempels Stelle. | ||
108 | |||
109 | Ein Abbild Breidabliks; zum Himmel ragen | ||
110 | Die hohen Mauern blank von Silberschein, | ||
111 | Die Pfeiler sind aus dunkelm Stahl geschlagen, | ||
112 | Den Altar macht ein einzger Edelstein. | ||
113 | Der Dom hing, wie von Geisterhand getragen, | ||
114 | Ein Winterhimmel sternenklar und rein. | ||
115 | Walhallas Götter sitzen drin auf Thronen, | ||
116 | Mit himmelblauem Schmuck und goldnen Kronen. | ||
117 | |||
118 | Im Thor des Tempels stehen die Gestalten | ||
119 | Der hohen Nornen mit dem Runenschild; | ||
120 | Drei Rosen, die in einer Urn' enthalten, | ||
121 | Mit ernstem Blick, doch wunderschön und mild; | ||
122 | Still zeiget Urda auf den Schutt des alten, | ||
123 | Und Skulda auf des neuen Tempels Bild. | ||
124 | Und kaum daß Frithjof wieder sich gefunden | ||
125 | Und freudig staunt, ist das Gesicht geschwunden. | ||
126 | |||
127 | "O ich versteh' Euch, Schild- und Zeitjungfrauen! | ||
128 | Ein Zeichen, Vater, wars, von dir gesandt; | ||
129 | Den Tempel Balders soll ich wieder bauen, | ||
130 | Schön steh' er auf dem Fels, wo sonst er stand. | ||
131 | O herrlich, daß der Jüngling darf vertrauen, | ||
132 | Die That des Friedens sühne Trotz und Brand. | ||
133 | Der Tiefverworfene kann wieder hoffen, | ||
134 | Des weißen Gottes Arme stehn ihn offen. | ||
135 | |||
136 | Heil euch, ihr Sterne, die ihr kommt gezogen! | ||
137 | Froh schau' ich wieder euren stillen Gang. | ||
138 | Heil dir, o Nordlicht nun am Himmelsbogen! | ||
139 | Ein Tempelbrand ja warest du mir lang. | ||
140 | Ergrüne, Stammeshügel! Aus den Wogen | ||
141 | Steig auf wie sonst, du wunderbarer Sang! | ||
142 | Hier will ich träumen, schlummernd auf den Schilde, | ||
143 | Von Menschen sühn' und von der Götter Milde." |
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