by Karl Gottfried von Leitner (1800 - 1890)
Drang in die Ferne
Language: German (Deutsch)
Vater du glaubst es nicht, Wie mirs zum Herzen spricht, Wenn ich die Wolken seh', Oder am Strome steh'. Wolkengold, Wellengrün Ziehen so leicht dahin, Wandern von Ort zu Ort Weit in die Ferne fort. Weilen und rasten nie, Eilen als wüßten sie Irgend ein schön'res Land, Was noch kein Schiffer fand. Ach! von Gewölk und Fluth Hat auch mein junges Blut Heimlich geerbt den Drang: Stürmisch die Welt entlang! Vaterland's Felsenthal Wird mir zu eng', zu schmal, Ahnung und Wunsch und Traum Findet darin nicht Raum. Laßt mich! ich muß, ich muß Fordern den Scheidekuß. Vater und Mutter mein! Müsset nicht böse seyn. Hab' euch ja herzlich lieb; Aber ein wilder Trieb Jagt mich waldein, waldaus, Weit von dem Vaterhaus'. Sorget nicht! Welch Gehäg Einsam durchirrt mein Weg, Monden- und Sternenschein Leuchtet auch dort hinein. Ueber ein jed Gefild Wölbt sich der blaue Schild, Den um die ganze Welt Schirmend der Vater hält. Ach! und wenn nimmermehr Ich zu euch wiederkehr', Lieben! so denkt: Er fand Glücklich das schön're Land.
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Researcher for this page: Peter Rastl [Guest Editor]
Confirmed with Gedichte von Carl Gottfried Ritter von Leitner. Wien, gedruckt bey J. P. Sollinger. 1825, pages 10-12; and with Gedichte von Karl Gottfried Ritter v. Leitner. Zweite sehr vermehrte Auflage. Hannover. Victor Lohse. 1857, pages 3-4.
A first version of this poem has been published in 1823 together with Schubert's setting in Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, see below.
Authorship:
- by Karl Gottfried von Leitner (1800 - 1890), "Drang in die Ferne", written 1821, first published 1823 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- [ None yet in the database ]
Set in a modified version by Franz Peter Schubert.
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