by Karl Ferdinand von Dräxler-Manfred (1806 - 1879)
Auf dem Turme
Language: German (Deutsch)
Da steh' ich auf dem alten Turm Im Blitzesschein und Donnersturm, Wo ich hinauf, hinab nur seh', Dünkt Alles mir ein Feuersee. Das ist so recht nach meinem Sinn, Die Flammen zucken her und hin, Bald erdenwärts, bald himmelwärts, So wie die Liebe durch mein Herz. Doch plötzlich wird es stumm und grau, Der Mond tritt aus dem Wolkenblau, Und Alles, was da unten lebt, Das seh' ich wohl mit Glanz umwebt. Im Schatten steht des Liebchens Haus, D'rin welch ein Jauchzen, welch Gebraus! Und Kerzenstrahlen tausendfach Zieh'n durch das weite Prunkgemach. Das ist der grellste Höllenschrei, Der bricht mir wohl das Herz entzwei; Das ist der grellste Höllenschein, Der schneidet mir ins Herz hinein. Und nun wird's stiller allzumal, Die Gäste schwinden all' im Saal, Die Kerzen löschen nach und nach, Nur eine noch im Brautgemach! Zertrümm're Turm, zerstürze Welt, Wirf dich hinab aufs Haus, Zerbrich, du Herz, vom Schmerz zerschellt, - Jetzt lischt die letzte aus!!
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Researcher for this page: Johann Winkler
Confirmed with Dräxler-Manfreds Gedichte neu durchgesehen und vollständig, Frankfurt am Main, 1838.
Text Authorship:
- by Karl Ferdinand von Dräxler-Manfred (1806 - 1879), "Auf dem Turme", appears in Gedichte von C. Dräxler-Manfred, in 2. Liebe, in Lieder des Schmerzes, no. 4 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Peter Joseph Lindpaintner (1791 - 1856), "Auf dem Turme" [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
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