by (Karl) Wolfgang Müller von Königswinter (1816 - 1873)
Der Seemann See original
Language: German (Deutsch)
Ich grüße dich blaues, unendliches Meer!
Wie dehnst du so weit und gewaltig die Brust,
Die Lande der Erde umgürtest du hehr,
Du spielst mit den Wolken des Himmels in Lust.
Blau oben die Lüfte, blau unten die Fluth,
Der Himmel so nah und die Erde so weit,
Und Ruh', wo der Blick auf den Wassern ruht,
So flieh' ich das Leben, vergesse die Zeit.
Hier herrschet kein Fürst, hier waltet kein Recht,
Als was in dem Herzen von Ewigkeit glüht,
Und gleich ist der König und gleich ist der Knecht,
Gleich machen die Fluthen ein jeglich Gemüth.
Die herrliche Freiheit, sie waltet noch hier,
Wenn längst sie den Städten und Ländern entfloh'n.
Du Freiheit, der Fluten allewige Zier,
Ich bin dein treuer, ausdauernder Sohn.
...
Schon fünfzig Jahre durchflog ich das Meer,
Bald lag es in Ruhe, bald schäumt' es im Wind;
Und lassen möcht' ich es nimmermehr,
Ich bleibe des Oceans stürmendes Kind.
Ich hasse die Städte, ich fliehe den Strand,
Ich schweif' auf dem Schiffe hinauf und hinab,
Ich nenn' euch, ihr Fluthen, mein Vaterland,
Ich will euch auch nennen mein endloses Grab.
Note: modern spelling would change "Fluth" to "Flut", "Gemüth" to "Gemüt", "Ocean" to "Ozean", "Muth" to "Mut", etc.
Composition:
- Set to music by Heinrich August Marschner (1795 - 1861), "Der Seemann", op. 123a no. 3, published 1843, stanzas 1-2,4 [ low voice and piano ], from Drei Gedichte von Wolfgang Müller für tiefe Stimme, no. 3, Berlin, Schlesinger; note: this opus was used later the same year by another publisher so we have added the letter 'a' to distinguish it
Text Authorship:
- by (Karl) Wolfgang Müller von Königswinter (1816 - 1873), "Seemann", appears in Junge Lieder [1841]
See other settings of this text.
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2020-02-29
Line count: 40
Word count: 312