by Friedrich Rückert (1788 - 1866)
Language: German (Deutsch)
Ich stand auf Berges Halde, Als heim die Sonne ging, Und sah, wie überm Walde Des Abends Goldnetz hing. Des Himmels Wolken tauten Der Erde Frieden zu, Bei Abendglockenlauten Ging die Natur zur Ruh'. Ich sprach: «O Herz, empfinde Der Schöpfung Stille nun, Und schick' mit jedem Kinde Der Flur dich auch, zu ruhn.» Die Blumen alle schließen Die Augen allgemach, Und alle Wellen fließen Besänftiget im Bach. Nun hat der müde Silfe Sich unters Blatt gesetzt, Und die Libell' am Schilfe Entschlummert taubenetzt. Es ward dem goldnen Käfer Zur Wieg' ein Rosenblatt; Die Herde mit dem Schäfer Sucht ihre Lagerstatt. Die Lerche sucht aus Lüften Ihr feuchtes Nest im Klee, Und in des Waldes Schlüften Ihr Lager Hirsch und Reh. Wer sein ein Hüttchen nennet, Ruht nun darin sich aus; Und wen die Fremde trennet, Den trägt ein Traum nach Haus. Mich fasset ein Verlangen, Daß ich zu dieser Frist Hinauf nicht kann gelangen, Wo meine Heimat ist.
Composition:
- Set to music by (Philipp) Friedrich Silcher (1789 - 1860), "Abendlied", published 1895 [ voice and piano ], in the collection Volksthümliche Lieder der Deutschen im 18 und 19 Jahrhundert, ed. by Franz Magnus Böhme, page 183, song no. 231, Leipzig: Breitkopf & Härtel
Text Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), "Abendlied", appears in Lyrische Gedichte, in 4. Haus und Jahr, in 5. Fünfte Reihe. Sommer
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