by Heinrich (Hans) Wilhelm von Gerstenberg (1737 - 1823)
Language: German (Deutsch)
Ihr Büsche, die ihr mich versteckt, Wo sie mein Blick erreichet, Rauscht nicht, damit sie nicht entdeckt, Daß Liebe sie beschleichet. Und du, steh' meinem Vorwiz bei, Du Gott der Liebesgötter: Daß ich durchs Laub ganz Auge sey, Verkläre Zweig' und Blätter. Gewährt sich mir mein Wunsch so schnell? Ist's Traumbild? Ist's Entzücken? Welch Schauspiel, so ganz wahr, so hell, Enthüllt sich meinen Blicken? Ich sehe Götterchen der Lust, Gleich kleinen Schmetterlingen, An ihrem Hals, um ihre Brust, Im Busenschleier ringen. Sie schaukeln und verwickeln sich In des Gewandes Falten, Und flattern drinn, als ob, für mich Die Durchsicht aufzuhalten. Kaum lächelt sie dem Scherz, alsbald Hüpft er in beide Grübchen; Und wo nur eine Locke wallt, Schwebt gleich ein Liebesbübchen. Drei Götter glitschen an dem Kinn, Fünf kollern um die Wette Vom glatten Hals noch tiefer hin Entlang des Busens Glätte. O kleiner Schwarm, wie wohl ist dir Bei dieserlei Gefährden! O gönnte mein Verhängnis mir, Wie du mich zu gebährden!
Confirmed with Gerstenbergs vermischte Schriften, zweiter Band, ed. by the Author, Altona: J. F. Hammerich, 1815. Appears in Poetisches Wäldchen. Note: modern spelling would change "Vorwiz" to "Vorwitz" and "sey" to "sei", etc.
Composition:
- Set to music by Friedrich Ludwig Æmelius Kunzen (1761 - 1817), "Der Lauscher", op. 13514 no. 19, published 1788 [ voice and piano or organ or harpsichord ], Flensburg und Leipzig: Korten'sche Buchhandlung, also set in Danish (Dansk)
Text Authorship:
- by Heinrich (Hans) Wilhelm von Gerstenberg (1737 - 1823), "Der Lauscher", subtitle: "Nach Götz", appears in Poetisches Wäldchen
Go to the general single-text view
Research team for this page: Bertram Kottmann , Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2020-08-09
Line count: 32
Word count: 162