by Gustav Schwab (1792 - 1850)
Das Gewitter See original
Language: German (Deutsch)
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind, In dumpfer Stube beisammen sind; Es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt, Großmutter spinnet, Urahne gebückt Sitzt hinter dem Ofen im Pfühl – Wie wehen die Lüfte so schwül! Das Kind spricht: „Morgen ist Feiertag, Da will ich spielen im grünen Hag, Da will ich springen durch Thal und Höh’n, Da will ich pflücken viel Blumen schön; Dem Anger, dem bin ich hold!“ – Hört ihr's, wie der Donner grollt? Die Mutter spricht: „Morgen ist Feiertag, Da halten wir alle fröhlich Gelag, Ich selber, ich rüste mein Feierkleid; Das Leben es hat auch Lust nach Leid, Dann scheinet die Sonne wie Gold!“ – Hört ihr's, wie der Donner grollt? Großmutter spricht: „Morgen ist Feiertag, Großmutter hat keinen Feiertag, Sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid, Das Leben ist Sorg' und viel Arbeit; Wohl dem, der that, was er sollt'!“ – Hört ihr's, wie der Donner grollt? Urahne spricht: „Morgen ist Feiertag, Am liebsten morgen ich sterben mag: Ich kann nicht singen und scherzen mehr, Ich kann nicht sorgen und schaffen schwer, Was thu' ich noch auf der Welt?“ – Seht ihr's, wie der Blitz dort fällt? Sie hören's nicht, sie sehen's nicht, Es flammt die Stube wie lauter Licht: Urahne, Großmutter, Mutter und Kind Vom Blitz miteinander getroffen sind, Vier Leben endet ein Schlag – Und morgen ist's Feiertag.
Composition:
- Set to music by Adolf Müller, sen. (1801 - 1886), "Das Gewitter", op. 58
Text Authorship:
- by Gustav Schwab (1792 - 1850), "Das Gewitter"
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Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2021-10-18
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