by Ludwig Storch (1803 - 1881)
Kastengeist Matches base text
Language: German (Deutsch)
Vom Kasten Noah ist bekannt, dass drin die Tiere steckten, als Wasserfluten alles Land vor langer Zeit bedeckten. Ein Männlein und ein Weiblein war geborgen drin von allen; der sich're Kasten hat fürwahr dem guten Vieh gefallen. Und fort bis auf die neue Zeit trug sich die Sagenkunde der alten Kastenherrlichkeit und ging von Mund zu Munde. Den Kasten hat die Phantasie verschönt in so viel Jahren; so ist zuletzt in alles Vieh ein Kastengeist gefahren. Doch gibt's von vorn gleich manchen Span; sie wollen nicht zusammen. Der pocht auf Rang, der auf den Ahn, von dem die Edlen stammen. Und jeder will für sich allein ein Köstlein abgeschlossen, um von den andern fern zu sein mit seinen Standsgenossen. Da tritt Vernunft heran und spricht mit höflichen Gebärden: Wart ihr im Kasten Noah nicht zusammen all', ihr Werten? Warum jetzt in Disharmonie so abgesondert wandern? ihr seid ja ehrenwertes Vieh, die einen wie die andern! Vergebens redet die Vernunft, sie widersprechen alle, und jedes bildet eine Zunft und wohnt in seinem Stalle. Und wenn der Sturm wo niederreißt ein Stück der alten Mauer, so baut der edle Kastengeist sie gleich von neuer Dauer.
Confirmed with Deutscher Musenalmanach, 1. Jhg. Leipzig s. a. Note: the Hecht score has a misprint in stanza 1, line 6, word 3 ("vor" instead of "von").
Composition:
- Set to music by Eduard Hecht (1832 - 1887), "Kastengeist", from Drei Lieder, no. 2
Text Authorship:
- by Ludwig Storch (1803 - 1881)
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Researcher for this page: Johann Winkler
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