by David Kalisch (1820 - 1872)
Gott, wie mager See original
Language: German (Deutsch)
Ein Jud' zu einem Bauersmann, sein Pferd zu kaufen, trat heran. Der Bauer hat es längst verkauft, doch foppt er den, der ungetauft, und sprach: „Na, tretet in den Stall und seht es Euch erst einmal an.“ Pechfinster war der Stall, doch Saul schreit gleich: „Au wei, heißt das ä Gaul?" Gott, wie mager!“ Zur Brautschau geht es auf die Reis', wo man ein reiches Mädchen weiß. Der Vater ist ein Millionär, da fällt gewiss die Wahl nicht schwer. Kaum hat die Holde er erschaut, so ruft der Jüngling selig laut: „O welch ein Wuchs, wie königlich!“ Doch ach, im Stillen denkt er sich: Gott, wie mager! Zur Soirée, im schwarzen Frack, im Arme den geknautschten Claque, kommt man zu Herrn Geheimrat X, macht der Gesellschaft seinen Knix. Vier Stunden wird erst musiziert, dann deklamiert, bis man soupiert. „Solch ein Souper sah ich noch nich!“ Doch ach, im Stillen denkt man sich: Gott, wie mager! In London hört ein edler Whig von unser's Vaterlandes Glück, wie uns vertreten im Verein sechshundert Männer an dem Main. Nach Frankfurt kommt er angereist, wo man nach Stuttgart ihn verweist. Dort außer Atem rennt der Lord ins deutsche Parlament gleich fort: Gott, wie mager!
Notes: "moger" is Yiddish slang. Kalisch was from a Jewish family and converted to Protestant Christianity.
Composition:
- Set to music by Eduard Hecht (1832 - 1887), "Gott, wie mager", from Drei Lieder, no. 3
Text Authorship:
- by David Kalisch (1820 - 1872), "Gott, wie mager", appears in Berlin bei Nacht, Vaudeville-Posse in 3 Aufzügen
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Researcher for this page: Johann Winkler
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