by Karl Ferdinand von Dräxler-Manfred (1806 - 1879)
Language: German (Deutsch)
Allein - es ist ein furchtbar Wort: Allein! Ich liege einsam still auf meiner Stube und träum' und denke so in mich hinein an Leben, Lust und Welt und an die Grube. Sorgfältig abgeschlossen ist die Tür; ich sehe nun dem Schlaf der Nacht entgegen. Wie? Käm' der Tod auf einmal so zu mir und legte auf die Stirn mir seinen Segen? Ich stürb' allein. Es ahnete wohl kein Herz, dass eines hier so einsam hingebrochen; kein Aug' erforschte seinen letzten Schmerz, und keine liebe Hand sein letztes Pochen. Des Morgens kämen sie und klopften an und gingen wieder, weil die Tür verschlossen; so schwände Tag um Tag, nur dann und wann früg' einer nach dem säumenden Genossen. Nur eine, eine würde stumm und trüb', die Ahnung würde ihre Brust durchschauern, und endlich suchte den sie, der ihr lieb, daheim in seinen einsam stillen Mauern. Sie fände - fürchterlich! Ein Herz brach schon, nachfolgend bräch' das and're auch in Klagen, doch ihres Jammers schauerhafter Ton, er würde rings die Todeskunde sagen. Und fremde Menschen drängen dann herein, durchmusternd, was ich als Geheimnis hegte und d'rein ich meine stillen Schwärmerei'n, mein Wünschen und mein Wollen niederlegte. Abstreiften sie, was ihnen brauchbar däucht', mit frecher Hand entweihend ein Vermächtnis, das Herzen galt, verlören bald und leicht den Toten und sein Tun aus dem Gedächtnis. Gelebt für nichts, und unbeweint gestorben, ein fürchterliches Los: Vergessen sein! Manch frohen Augenblick hat mir's verdorben, o glaubt es mir, das böse Wort: Allein!
Composition:
- Set to music by Peter Joseph Lindpaintner (1791 - 1856), "Allein!", op. 108 (Sechs Lieder von Dräxler-Manfred für eine Singstimme mit Pianoforte-Begleitung) no. 6 [ voice and piano ]
Text Authorship:
- by Karl Ferdinand von Dräxler-Manfred (1806 - 1879), "Allein!"
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Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2024-12-26
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