Ich die Rose frank und frei, Königin der Düfte, sende dir Gesang im Mai grüßend durch die Lüfte. Dir, o treues Menschenherz, treue Menschenseele, dass der Kummer und der Schmerz länger dich nicht quäle. Blicke auf in Fröhlichkeit, sieh in meine Reiche, wie ich da an Seligkeit keiner mich vergleiche. Wie das Leid zerronnen ist an des Lenzes Sonne, und wie nun begonnen ist namenlose Wonne. Wie das alte Kummerlied lautlos muss verklingen, und wie nun mein Schlummerlied Nachtigallen singen. Wie ich selig malte ganz als der Lust Vertreter, wie ich mich entfalte ganz in dem Freudenäther. Auf, und tue es mir nach, trage Lust im Herzen; Lenze rufen dir es wach aus den Winterschmerzen. Auf, und schnell gestalte dich, deine Schwingen übe, auf, und hell entfalte dich, dass dich alles liebe!
Sechs Lieder von Dräxler-Manfred für eine Singstimme mit Pianoforte-Begleitung , opus 108
by Peter Joseph Lindpaintner (1791 - 1856)
1. Rosenruf
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Karl Ferdinand von Dräxler-Manfred (1806 - 1879), "Rosenruf"
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Confirmed with Gedichte von C. Dräxler-Manfred, Frankfurt am Main, 1838.
2. Die Träne
Language: German (Deutsch)
Im Winter, wo die Welt ringsher so schauerlich erblichen, ist eine Träne trüb und schwer ins Auge mir geschlichen. Die Welt erwacht aus ihrem Tod, der Winter ist vertrieben; ich rieb mein Auge feuerrot, die Träne ist geblieben. Vergebens wird sich Baum und Flur mit Frühlingsschimmer schmücken: Ich darf die blühende Natur in Tränen nur erblicken. Im Winter gab es böse Zeit, da dacht' ich oft so trübe der seligen Vergangenheit so voll von Glut und Liebe. Dann dacht' ich, was ich all gestrebt und was mir all misslungen, und wie ich ewig glutbelebt doch nie mein Ziel errungen. Ich dachte, wie es schmerzt und brennt, dies ewig leere Streben: Mein Denken war ein Monument auf ein verfehltes Leben. Mein Fühlen war so öd' und leer, und alles Glück entwichen; da ist die Träne trüb und schwer ins Auge mir geschlichen.
Text Authorship:
- by Karl Ferdinand von Dräxler-Manfred (1806 - 1879), "Die Träne"
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3. Perle, Rose und Lied
Language: German (Deutsch)
Jede Träne, die ich weine, wird zur holden Perle dir, die mit liebesanftem Scheine dienen muss zu deiner Zier. Jeder Seufzer, den ich stöhne, wird zum lieblichen Gedicht, der von dir, du milde Schöne, und von deinen Reizen spricht. Jedes Blatt, das ich dir sende, voll von Klagen und von Glut, wird zur süßen Rosenspende, die an deinem Busen ruht. Und so ist dir wohl im vollen Perlenschmucke keine gleich, denn mein Schmerz, dem sie entquollen, ist an ihnen ewig reich. Überreich bist du an Sängen und an süßer Liederlust, denn so viele Seufzer engen tagesüber meine Brust. Und ein holder Rosengarten muss dein Busen wohl schon sein, weil sich Klagen aller Arten bei mir an einander reih'n.
Text Authorship:
- by Karl Ferdinand von Dräxler-Manfred (1806 - 1879), "Perle, Rose und Lied"
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Confirmed with Gedichte von C. Dräxler-Manfred, Frankfurt am Main, 1838.
4. Schwärmerei
Language: German (Deutsch)
Meiner Liebe Freuden sind ein ewig Scheiden und ein banges Meiden meiner Liebe Lust. Gerne möcht' ich sagen: Endet nun, ihr Klagen, aber neue tragen muss ich in der Brust. Kaum das Glück genossen, Mund an Mund zerflossen, Herz an Herz geschlossen, trennt uns das Geschick; und mein tiefes Sehnen perlt in heißen Tränen, klagt in leisen Tönen um verlor'nes Glück. Muss denn im Entbehren und in stillen Zähren Liebe sich verklären und in tiefem Leid? Wird man ewig reißen mich aus meinen Kreisen, wird es niemals heißen: Dein in Ewigkeit? Oder trübe Zeiten sollen vorbereiten künft'gen Seligkeiten mein gebeugtes Herz? O, wie ich dann diese Qualen alle priese, denn zum Paradiese würde so der Schmerz. Ach erscheine, Stunde, heile meine Wunde, gib zum ew'gen Bunde sie, die mich beseelt! Ob ich es ertrüge, ob ich unterliege bei des Herzens Siege, weiß der Herr der Welt! Aber wenn der Einen ich mich darf vereinen, Glück, dann preis' ich deinen sel'gen Zauberstab, und wenn ich erbleiche, da ich sie erreiche, reg' ich noch als Leiche jubelnd mich im Grab.
Text Authorship:
- by Karl Ferdinand von Dräxler-Manfred (1806 - 1879), "Schwärmerei"
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5. Geheimnis
Language: German (Deutsch)
Was an Liebe du erfahren, Trage tief in deiner Brust, Wo es Keiner mag gewahren, Keinem außer dir bewußt. Sieh den Berg, im Felsenherzen, Wie er alles wohl verbirgt, Was er je an edlen Erzen Oder Steinen ausgewirkt. Sieh die Perlen, wie Gedanken Schlafen sie im Muschelhaus, Das sie innen ganz durchranken, Niemals treten doch heraus. Und dein eignes Herz, der Riese An Gefühlen und an Gluth, Sieh, wie es im Paradiese Deiner Brust verborgen ruht. Also deine Liebe wahre Tief in deines Busens Schrein, Das Geheimniß offenbare Der Geliebten nur allein. Denn nur Liebende beglücken Kann die Liebe - Andre nicht: So wie Sterne nur entzücken, Die da sehen - Blinde nicht.
Text Authorship:
- by Karl Ferdinand von Dräxler-Manfred (1806 - 1879), "Geheimniß"
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6. Allein!
Language: German (Deutsch)
Allein - es ist ein furchtbar Wort: Allein! Ich liege einsam still auf meiner Stube und träum' und denke so in mich hinein an Leben, Lust und Welt und an die Grube. Sorgfältig abgeschlossen ist die Tür; ich sehe nun dem Schlaf der Nacht entgegen. Wie? Käm' der Tod auf einmal so zu mir und legte auf die Stirn mir seinen Segen? Ich stürb' allein. Es ahnete wohl kein Herz, dass eines hier so einsam hingebrochen; kein Aug' erforschte seinen letzten Schmerz, und keine liebe Hand sein letztes Pochen. Des Morgens kämen sie und klopften an und gingen wieder, weil die Tür verschlossen; so schwände Tag um Tag, nur dann und wann früg' einer nach dem säumenden Genossen. Nur eine, eine würde stumm und trüb', die Ahnung würde ihre Brust durchschauern, und endlich suchte den sie, der ihr lieb, daheim in seinen einsam stillen Mauern. Sie fände - fürchterlich! Ein Herz brach schon, nachfolgend bräch' das and're auch in Klagen, doch ihres Jammers schauerhafter Ton, er würde rings die Todeskunde sagen. Und fremde Menschen drängen dann herein, durchmusternd, was ich als Geheimnis hegte und d'rein ich meine stillen Schwärmerei'n, mein Wünschen und mein Wollen niederlegte. Abstreiften sie, was ihnen brauchbar däucht', mit frecher Hand entweihend ein Vermächtnis, das Herzen galt, verlören bald und leicht den Toten und sein Tun aus dem Gedächtnis. Gelebt für nichts, und unbeweint gestorben, ein fürchterliches Los: Vergessen sein! Manch frohen Augenblick hat mir's verdorben, o glaubt es mir, das böse Wort: Allein!
Text Authorship:
- by Karl Ferdinand von Dräxler-Manfred (1806 - 1879), "Allein!"
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