by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803)
Der Eistanz See original
Language: German (Deutsch)
Wir schweben, wir wallen auf hallendem Meer, Auf Silberkrystallen dahin und daher: Der Stahl ist uns Fittig, der Himmel das Dach, Die Lüfte sind heilig und schweben uns nach. So gleiten wir, Brüder, mit fröhlichem Sinn, Auf eherner Tiefe das Leben dahin. Wer wölbte dich oben, du goldenes Haus? Wer legte den Boden mit Demant uns aus? Und gab uns den flüchtigen Funken im Stahl, Zu tanzen, zu schweben im himmlischen Saal? So schweben wir, Brüder, mit fröhlichem Sinn, Im himmlischen Saale das Leben dahin. Da stand sie, die Sonne, in Düfte gehüllt! Da rauchen die Berge, da schwebet ihr Bild, Da ging sie danieder, und siehe, der Mond Wie silbern er über und unter uns wohnt! So wallen wir, Brüder, mit fröhlichem Sinn, Durch Mond und durch Sonne das Leben dahin! Seht auf nun, da brennen im himmlischen Meer Die Funken und brennen im Frost um uns her; Der oben den Himmel mit Sonnen besteckt, Hat's unten mit Blumen des Frostes gedeckt. Wir gleiten o Brüder mit fröhlichem Sinn, Auf Sternengefilden das Leben dahin! Er macht uns geräumig den luftigen Saal, Und gab uns in Nöten die Füße von Stahl, Und gab uns im Froste das wärmende Herz, Zu steh'n auf den Fluten, zu schweben im Scherz. Wir streben, o Brüder, mit eh'rnem Sinn, Auf Fluten und Abgrund das Leben dahin.
Composition:
- Set to music by Bernhard Anselm Weber (1764 - 1821), "Der Eistanz"
Text Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803), "Der Eistanz"
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