by Emanuel von Geibel (1815 - 1884)
Wanderers Nachtlied See original
Language: German (Deutsch)
Vergangen ist nun manch ein Jahr, Daß ich hier jung und fröhlich war; Da schritt ich oft des Wegs daher, Nun kenn' ich kaum die Straße mehr. Wohl rauscht der Wald und trägt sein Kleid, Sein grünes, wie in alter Zeit; O Hoffnung wie der Wald so grün, Was mußtest du so rasch verblühn! Das Wasser von den Bergen rinnt, Den leichten Rauch zerfährt der Wind, Die Welt hat sich verwandelt gar, Ich selbst bin nimmer der ich war. Mein Herz, so freudig einst, so weit, Hat keine Lust an dieser Zeit, Wo weise Lippe Thorheit spricht Und deutsche Treu wie Glas zerbricht. Das ist mein Gram zu jeder Stund, Sie bau'n und legen keinen Grund, Sie rechten sonder Maß und Huld Und tilgen Schuld mit größ'rer Schuld. Nur du, der überm Sternenzelt Das Richtmaß aller Dinge hält, Du bist dir selbst geblieben gleich Und aller Treu und Gnaden reich, O nimm mich, Herr, in deine Hut Und gib mir einen festen Mut, Daß ich getrost den schweren Tag, Wie einst den guten, tragen mag.
Composition:
- Set to music by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901), "Wanderers Nachtlied", JWV 131 no. 3 [ voice and piano ], from 5 Lieder, no. 3
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Wanderers Nachtlied"
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Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2025-08-25
Line count: 28
Word count: 177