Language: German (Deutsch)
Dein Jüngling muss zum Kampfe geh'n, der Krieg führt ihn ins Weite. Siehst, Mädchen, du die Fahne weh'n? Sie ruft zum heil'gen Streite. Sanft winkt der Liebe Schmeichelton, doch draußen steh'n gerüstet schon und harren mein die Brüder; ich kehr' als Sieger wieder! Wer lindert, Mädchen, deinen Harm? Du darfst ihm Tränen weihen. Der Teure eilt aus deinem Arm und schließt sich an die Reihen. Die Trommel schallt, das Horn erklingt, von ferne noch dein Jüngling winkt, und bald ist er entschwunden, weit weg in wenig Stunden. Im tiefen Schmerz sinkt sie dahin und glaubt wohl zu vergehen, doch bald füllt Ruhe ihren Sinn wie leises Himmelswehen. Ein liebes Bild vor ihr entstrahlt, das hell und klar der Schlummer malt. Darfst, Mädchen, nicht erbeben, es ist des Geistes Leben. Sie sieht auf fernen Bergeshöh'n, wo sich die Wolken teilen, in gold'ner Rüstung glänzend schön den kühnen Jüngling weilen. Sein Auge flammt in Heldenlust, ein strahlend Kreuz ziert seine Brust, und hoch am Himmelsbogen kommt hell ein Strahl gezogen. Und wie der Strahl herniederglänzt, sieht sie ein Bildnis werden, das Haupt von Sternen rings umkränzt: Sie ist es, die auf Erden geziert der Preußen Königsthron! Der Himmel reicht ihr seinen Lohn; ein Kreuz in ihren Händen, zur Erde will sie's wenden. Das Kreuz erglänzt wie Edelstein, es glüh'n in ihm die Zeichen. „Der Frauentugend Lohn zu sein, will ich's herniederreichen!“ So klang es wie ein Engelston, mit ihm zog schnell der Glanz davon. Ein stiller Himmelsfrieden dem Mädchen ist beschieden. Und wie sie in das Leben tritt, da übt sie fromme Treue, zum schönen Zwecke wirkt sie mit, dass Leiden sich erfreue. Es flieht der Schmerz, die Wunde heilt, wo ihre Sorg' und Pflege weilt! Louise sieht's! Ihr Zeichen heißt sie der Treuen reichen! Des Friedens Sonne bald erscheint, bald schallen Jubellieder; da wird der Traute ihr vereint, den Jüngling sieht sie wieder. Er winket ihr mit Siegeslust, das Kreuz an seiner Heldenbrust: In Wahrheit sie nun schauet, was ihr der Geist vertrauet.
Composition:
- Set to music by Friedrich Oestreich (1800 - 1840), "Geistergruß", published [1817] [ voice and piano ], from Lieder und Gesänge mit Begleitung des Pianoforte , no. 19, Leipzig: Im Commission der Dykischen Buchhandlung; Leipzig: Gedruckt bei Breitkopf und Härtel
Text Authorship:
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Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2020-08-23
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