by Friedrich von Schiller (1759 - 1805)
O Dank, Dank diesen freundlich grünen...
Language: German (Deutsch)
Available translation(s): ENG
Maria. O Dank, Dank diesen freundlich grünen Bäumen, Die meines Kerkers Mauern mir verstecken! Ich will mich frei und glücklich träumen, Warum aus meinem süßen Wahn mich wecken? Umfängt mich nicht der weite Himmelsschoß? Die Blicke, frei und fessellos, Ergehen sich in ungemeßnen Räumen. Dort, wo die grauen Nebelberge ragen, Fängt meines Reiches Grenze an, Und diese Wolken, die nach Mittag jagen, Sie suchen Frankreichs fernen Ozean. Eilende Wolken! Segler der Lüfte! Wer mit euch wanderte, mit euch schiffte! Grüßet mir freundlich mein Jugendland! Ich bin gefangen, ich bin in Banden, Ach, ich hab keinen andern Gesandten! Frei in Lüften ist euren Bahn, Ihr seid nicht dieser Königin untertan. Kennedy. Ach, teure Lady! Ihr seid außer Euch, Die langentbehrte Freiheit macht Euch schwärmen. Maria. Dort legt ein Fischer den Nachen an! Dieses elende Werkzeug könnte mich retten, Brächte mich schnell zu befreundeten Städten. Spärlich nährt es den dürftigen Mann. Beladen wollt' ich ihn reich mit Schätzen, Einen Zug sollt' er tun, wie er keinen getan, Das Glück sollt' er finden in seinen Netzen, Nähm er mich ein in den rettenden Kahn. Kennedy. Verlorne Wünsche! Seht ihr nicht, daß uns Von ferne dort die Spähertritte folgen? Ein finster grausames Verbot scheucht jedes Mitleidige Geschöpf aus unserm Wege. Maria. Nein, gute Hanna! Glaub' mir, nicht umsonst Ist meines Kerkers Thor geöffnet worden. Die kleine Gunst ist mir des größern Glücks Verkünderin. Ich irre nicht. Es ist Der Liebe thät'ge Hand, der ich sie danke. Lord Lesters mächt'gen Arm erkenn' ich drin. Allmählig will man mein Gefängniß weiten, Durch Kleineres zum Größern mich gewöhnen, Bis ich das Antlitz dessen endlich schaue, Der mir die Bande löst auf immerdar. Kennedy. Ach, ich kann diesen Widerspruch nicht reimen! Noch gestern kündigt man den Tod euch an, Und heute wird euch plötzlich solche Freiheit. Auch denen, hört' ich sagen, wird die Kette Gelöst, auf die die ew'ge Freiheit wartet. Maria. Hörst du das Hifthorn? Hörst du's klingen, Mächtigen Rufes, durch Feld und Hain? Ach, auf das muthige Roß mich zu schwingen, An den fröhlichen Zug mich zu reihn! Noch mehr, o die bekannte Stimme, Schmerzlich süßer Erinnerung voll. Oft vernahm sie mein Ohr mit Freuden, Auf des Hochlands [bergigen]1 Haiden, Wenn die tobende Jagd erscholl.
J. Zumsteeg sets stanzas 1, 3
A. Beach sets stanzas 1, 7
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View original text (without footnotes)Confirmed with Friedrich Schiller Werke in drei Bänden, Band III, München: Carl Hanser Verlag, 1966, page 302-303. Note for stanza 1, line 7: There is a typo in Zumsteeg's score ("ergeben" instead of "ergehen").
1 Beach: "bergigten"Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805), no title, appears in Maria Stuart, Act III, Scene 1 [author's text checked 3 times against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Gustav Baumfelder , "Sehnsucht (Arie der trauernden Thusnelda)", op. 1, published 1894 [ voice and piano ], Zittau, Schaeffer [sung text not yet checked]
- by Amy Marcy Cheney Beach (1867 - 1944), "Eilende Wolken! Segler der Lüfte!", op. 18, stanzas 1,7 [ voice and orchestra or piano ], title in English: "Wand'ring clouds, sail through the air" [sung text checked 1 time]
- by Rudolph Bergh (1859 - 1924), "Eilende Wolken", op. 23 (Fünf Lieder) no. 3 [ voice and piano ] [sung text not yet checked]
- by Johann Rudolf Zumsteeg (1760 - 1802), "Maria Stuart", published 1801, stanzas 1,3, from Kleine Balladen und Lieder, Heft III, no. 1 [sung text checked 1 time]
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