by Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853)
Morgen
Language: German (Deutsch)
Die Waldung schweigt Und Nebel schleichen, Die Sonne steigt, Glänzt durch die Eichen: Um nasses Moos Erheben Funken, Der Erde Schoos Blüht auf und die Vögel sind trunken. Die Lerche singt In hohen Lüften, Der Nachhall klingt In allen Klüften. – Durch Nebelzug Nun rastlos weiter Im schnellen Flug! Schon glänzet die Sonne so heiter! Die Schöpfung regt Die muntern Glieder. Das Herz mir schlägt, – Ich seh' sie wieder! Durch niedre Luft Mit schwerem Segen Zieht Nebelduft, Ihm nicken die Saaten entgegen. Wo find ich sie? Wo mag sie weilen? Vergißt mich nie Und wünscht mein Eilen? Ha, jeder Sinn, Vom Bilde trunken, Strebt zu ihr hin, Die Schöpfung ist ringsum versunken. Ihr holder Blick, Der auf mich sinket, Ist schon mein Glück. Wie freundlich winket Der zarte Mund Mir Zauberküssen! O holder Bund! O Glück! mich so nahe zu wissen! Auf, eilt euch, schnell! Ihr Rosse munter! Der Tag wird hell, So fliegt hinunter! Daß auch mein Herz Den Segen finde, Und jeder Schmerz Im himmlischen Taumel verschwinde!
Confirmed with Ludwig Tieck, Gedichte, Teil 1, Heidelberg, 1967, pages 135-138.
Text Authorship:
- by Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853), "Morgen" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Karl Ludwig Friedrich Hetsch (1806 - 1872), "Morgen", published 1838 [voice and piano], from Drei Gedichte von L. Tieck, 2tes Heft, no. 1, Leipzig, Breitkopf und Härtel [text not verified]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2015-05-06
Line count: 48
Word count: 170